Fall Niels H.

Mutmaßliche Mordserie ruft Politiker auf den Plan

Niedersachsens Sozialministerin Cornelia Rundt (SPD) reagiert auf den Mordprozess gegen einen Pfleger in Oldenburg. Die Zahl der Verdachtsfälle schreckt die Politiker und das Gesundheitswesen im Land auf.

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OLDENBURG / HANNOVER. Angesichts der mutmaßlichen Mordserie in den beiden Krankenhäusern Oldenburg und Delmenhorst hat Niedersachsens Sozial- und Gesundheitsministerin Cornelia Rundt (SPD) angekündigt, die Patientensicherheit zu stärken und eine entsprechende Initiative ins Leben zu rufen.

Rundt kündigte ein Maßnahmenpaket an, das nach Auswertung der aktuellen Anforderungen und Gespräche erstellt werde. Unter anderem wolle das Land für mehr Patientensicherheit eintreten, hieß es.

Bisher seien Gespräche mit mehreren Seiten geführt worden unter anderem mit der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft und den Krankenkassen des Landes.

Demnach wird auch unter Einbindung von Patientenvertretern eine Analyse der aktuellen Meldewege und Kontrollmöglichkeiten an Kliniken erstellt, auf deren Basis konkrete Maßnahmen abgeleitet werden sollen, hieß es.

Informationen auch ans BMG

Das Sozialministerium forderte außerdem Sachstandsberichte in den betroffenen Kliniken an. Auch Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) sei unterrichtet worden, teilte das Niedersächsische Gesundheitsministerium mit.

Das Land habe zwar keine Krankenhausaufsicht, die Kliniken seien selbst dazu verpflichtet, Gefährdungen ihrer Patientinnen und Patienten sowie Qualitätsmängel auszuschließen, erklärte das Ministerium.

"Aber angesichts der inzwischen erschreckend hohen Zahl von 200 und mehr Verdachtsfällen", so Rundt, "müssen nun alle mit der medizinischen Versorgung befassten Akteure gemeinsam die Frage klären, inwiefern zum Zeitpunkt der Morde strukturelle Probleme vorlagen und gegebenenfalls noch vorliegen und inwiefern diese abgestellt werden müssen."

Ungewissheit bei Hinterbliebenen

Rundt sprach den Angehörigen der Opfer der Klinik-Mordserie ihr Mitgefühl aus. "Die Morde an den Patientinnen und Patienten machen uns sehr betroffen. Hier wurden Menschen getötet, die krank und damit besonders verletzlich und hilflos waren. Unser Mitgefühl gilt den Hinterbliebenen, die viel Leid erleben mussten und müssen", sagte die Ministerin.

Und: "Wir fühlen auch mit jenen Bürgerinnen und Bürgern, die derzeit mit der Ungewissheit leben, ob einer ihrer Angehörigen Opfer dieses Krankenpflegers ist, der unter vielfachem Mordverdacht steht."

Derzeit steht der Krankenpfleger Niels H. vor dem Landgericht Oldenburg (wir berichteten mehrfach). Ihm wird dreifacher Mord und zweifacher Mordversuch vorgeworfen. Im Zuge der Ermittlungen prüft die Staatsanwaltschaft Oldenburg nun an die 200 weitere Verdachtsfälle.

Außerdem sind acht Klinikmitarbeiter beider Häuser ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten und ehemalige Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft Oldenburg. (cben)

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