Sachsen-Anhalt

Nachwuchs: Fortschritt im Schneckentempo

123 freie Hausarztsitze, 30 potenziell neue Kollegen. Die künftige Versorgung in Sachsen-Anhalt ist nicht gesichert. KV-Chef John fordert einen klaren Fokus auf die Förderung der Primärversorgung. Doch es gibt auch andere Stimmen.

Von Petra Zieler Veröffentlicht:
123 freie Hausarztsitze in Sachsen-Anhalt – wer will hin? Die vielfältigen Förderinstrumente greifen nur langsam.

123 freie Hausarztsitze in Sachsen-Anhalt – wer will hin? Die vielfältigen Förderinstrumente greifen nur langsam.

© Gerhard Seybert / Fotolia

WERNIGERODE. Traditionell im Advent treffen sich die Hausärzte Sachsen-Anhalts zu ihrem Verbandstag. Traditionell treibt sie auch eine Sorge um: der fehlende Nachwuchs.

123 freie Hausarztsitze gibt es im Land bereits. In den nächsten Jahren werden es noch deutlich mehr werden. Das lässt sich allein aus dem hohen Durchschnittsalter in dieser Fachgruppe schließen. Nur langsam greifen die vielfältigen Maßnahmen gegen den Hausärztemangel – von Stipendien über gezielte Unterstützung während des Studiums und der Weiterbildung bis zu finanziellen Zuschüssen bei Praxisübernahmen.

"In diesem Jahr haben 30 Kollegen ihre Weiterbildung abgeschlossen. Vor drei Jahren waren es etwa die Hälfte. Doch wir brauchen mehr", sagte Landes-Hausärztechef Stefan Andrusch. Die Gäste des gesundheitspolitischen Forums fragte er: "Schaffen wir das gemeinsam?" Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) zeigte sich optimistisch. "Wir haben schon eine Menge erreicht, reden aber sehr viel mehr über den Mangel statt über Erreichtes."

Dazu gehörten die überdurchschnittlich vielen HzV-Verträge im Land, die Allianz für Allgemeinmedizin oder auch die Kompetenzzentren für angehende Hausärzte an den beiden Universitäten des Landes. In ihrem siebten Jahr ging die "Klasse für Allgemeinmedizin" an der Uni Halle erstmals mit zwei Klassen an den Start. 40 Studierende werden vom ersten Semester an auf eine Hausarzttätigkeit vorbereitet.

Dass es dennoch insgesamt mehr Medizinstudenten braucht, ist auch der Ministerin klar. "Genau deshalb gehören wir zu den Impulsgebern für den Masterplan 2020. Jetzt kommt es darauf an, beim Thema Landeskinderquote weiter voranzukommen. Dazu brauchen wir rechtssichere und verlässliche Lösungen."

Ungeachtet dessen brauche das Land strukturübergreifende Angebote, die eine Partnerschaft auf Augenhöhe zwischen ambulant und stationär tätigen Ärzten, zwischen Haus- und Fachärzten voraussetzen. Der Anfang könnte bei Herzkreislauferkrankungen gemacht werden. Die Zahl der Betroffenen liegt in Sachsen-Anhalt nach wie vor über dem Bundesdurchschnitt. "Um eine Kehrtwende zu erreichen, brauchen wir nahtlose Versorgungsketten von der Prävention bis zur Nachsorge. Hier muss uns etwas einfallen."

Auch Professor Udo Rebmann, Vorstandsmitglied der Landesärztekammer, setzt auf ein engeres Mit- einander aller Ärzte. Dass er den Fokus nicht nur auf den Hausärztenachwuchs, sondern auf alle Fachgruppen legen will, stößt bei Sachsen-Anhalts KV-Chef Dr. Burkhard John allerdings auf Widerstand: "Es reicht nicht zu sagen: Wir brauchen mehr Ärzte im Land." Seit Jahren sei bekannt, dass die Basisversorgung wegzubrechen droht. "Würde der erste Ansprechpartner für Patienten wegfallen, wäre das katastrophal. Deshalb müssen wir Prioritäten setzen." Die Gesellschaft habe Anspruch auf eine gute Primärversorgung. Die Hausarztquote sei wichtig.

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