Rheinland-Pfalz

Opposition kritisiert Untätigkeit bei Ärztemangel

Die Mainzer Universitätsmedizin erhält zu wenig Geld vom Land, kritisieren die Oppositionsparteien in Rheinland-Pfalz.

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Mainz. Die Opposition hat die rheinland-pfälzische Landesregierung am Mittwoch scharf kritisiert, und ihr bezüglich Ärztemangel und Unterfinanzierung der Mainzer Universitätsmedizin Untätigkeit vorgeworfen.

Das Land sage selbst, dass es – um einen Arzt ordentlich auszubilden, 33.400 Euro pro Jahr und Student – brauche, erklärte Gerd Schreiner (CDU) bei einer Parlamentsdebatte am Mittwoch. Trotzdem überweise das Land an die Universitätsmedizin nur 27.500 Euro pro Jahr und Student.

Probleme schon lange bekannt

Bereits 2014 sei es klar gewesen, dass 2020 die Hälfte von den rund 7000 niedergelassenen Ärzten in Rheinland-Pfalz das Alter erreicht haben würden, um in den Ruhestand zu gehen. Diese Zeit sei von der Landesregierung nicht genutzt worden, um neue Ärzte auszubilden. Besonders in den ländlichen Regionen sei der Ärztemangel spürbar: Hier müssten 100 Ärzte 100.000 Menschen versorgen. „Sie produzieren damit unnötiges Leid“, warf Schreiner der Regierung vor.

Die in den vergangenen Wochen von Klinikdirektoren oder Studenten beschriebenen Zustände der Uniklinik Mainz nannte Dr. Sylvia Groß (AfD) „in ihrer Fülle erschreckend“. Jahrzehntelang sei der Bereich Forschung und Lehre vernachlässigt worden. Es mangele an Grundsätzlichem. Die Unterfinanzierung müsse dringend beendet werden.

„Grotesk dick aufgetragen“

„Die Unimedizin hat einen guten Ruf als Maximalversorger“, wies Johannes Klomann (SPD) die Vorwürfe zurück. Von „katastrophalen Zuständen“ zu sprechen, sei „grotesk dick aufgetragen“ und stehe im krassen Ruf zur Wirklichkeit. Jeder wisse dabei, dass Uniklinika als Ausbilderstätten viel höhere Kosten zu tragen hätten als normale Kliniken. Das sei aber auch ein Problem des Systems. Außerdem seien die Medizinstudienplätze in Rheinland-Pfalz erhöht worden, wies Klomann auf Trier hin. Am Campus Trier sollen im Herbst 30 Studenten ihr Medizinstudium starten. Dieses Projekt werde von der Landesregierung finanziert. Auch habe die Regierung in RLP die Landarztquote eingeführt, so Klomann, und zwar gegen die Stimmen der CDU.

Ein Problem des Uni-Vorstands

Katharina Binz (B90/Grüne) nannte die Rechnung Schreiners bezüglich einer zu kleinen Bibliothek „ein wenig schief“. Schließlich gebe es dezentrale Arbeitsmöglichkeiten für Studierende. Dass eine Bibliothek für alle Platz biete, sei so nirgendwo vorgesehen. Das Studierende Probleme über fehlende Anlaufstellen an der Uni meldeten, sei nicht Sache der Regierung, sondern hier sei der Vorstand der Unimedizin Mainz gefordert. Binz lud die Opposition ein, sich am „Finden reflektierter Lösungen zu beteiligen“. (ato)

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