Strukturierte Patientenversorgung
PKV hat beim Versorgungsmanagement noch Luft nach oben
Während für die GKV Angebote wie DMP verpflichtend sind, gibt es solche Vorgaben für die PKV nicht. Das hat ihr den Vorwurf eingebracht, sie mache nichts im Versorgungsmanagement – zu Unrecht, so die PKV.
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Strukturierte Versorgung: Was in der GKV mit DMP schon Alltag ist, setzt sich nun auch langsam bei Privatpatienten durch.
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Köln. Bei den privaten Krankenversicherern (PKV) ist im Versorgungsmanagement in den vergangenen Jahren einiges passiert. „Ich nehme wahr, dass die Versicherer dem Anspruch gerecht werden, vom Payer zum Player zu werden“, lobte der CDU-Gesundheitspolitiker Michael Henrich die Branche bei einer Online-Veranstaltung des PKV-Verbands.
Hennrich sieht aber noch Luft nach oben. Schließlich verfüge die PKV über einen „unglaublichen Datenschatz“, mit dem sie mit Blick auf neue Versorgungsprojekte viel anfangen könne, und zwar nicht nur bei der Unterstützung der Kunden im Krankheitsfall, sondern auch bei der Vermeidung von Krankheiten. „Das sind Felder, wo ich unglaublich viel Entwicklungspotenzial sehe“, sagte er.
Während für die gesetzlichen Krankenkassen bestimmte Angebote wie die Disease Management Programme (DMP) verpflichtend sind, gibt es solche Vorgaben für die PKV nicht. Das habe der Branche häufig den Vorwurf eingebracht, sie mache nichts im Versorgungsmanagement, sagte Dr. Florian Reuther, Direktor des PKV-Verbands. „Das Gegenteil ist der Fall.“ Die Privatversicherer seien in dem Bereich seit Jahren aktiv, aus eigenem Antrieb und mit unterschiedlicher Ausgestaltung.
Schulterschluss in Teilen sinnvoll
Nach Einschätzung von Gesundheitspolitiker Hennrich würde es in manchen Bereichen Sinn machen, dass GKV und PKV an einem Strang ziehen – auch mit Unterstützung der Politik. Die Branche solle aufzeigen, wo sie sich ein solches gemeinsames Vorgehen vorstellen kann, schlug er vor. Das duale System aus GKV und PKV würde dadurch nicht gefährdet.
Hennrich forderte die Privatversicherer auf, verstärkt Verträge mit einzelnen Gruppen von Behandlern abzuschließen, so wie es die gesetzlichen Kassen machen. Solche Verträge gibt es seit Längerem auch in der PKV, sagte Angela von Bargen, Leiterin des Leistungs- und Gesundheitsmanagements der Allianz Private Krankenversicherung (APKV). Sie gehören zur breiten Palette an Dienstleistungen und Programmen, die der Versicherer Kunden anbietet.
Kunde und Assekuranz profitieren
Die APKV hat das Versorgungsprogramm „Check my back“ für Versicherte mit Rückenschmerzen entwickelt. Verschiedene Elemente wie eine Hotline, ein Anamnesetool und die Kooperation mit dem Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie sollen dafür sorgen, dass Versicherte eine passende und qualitativ hochwertige Versorgung erhalten.
Für die individuelle Begleitung und Steuerung von Versicherten während einer Erkrankung setzt die APKV qualifizierte Patientenbegleiter ein. Davon profitiere nicht nur der Kunde, sondern auch der Versicherer – durch die Vermeidung oder Verkürzung von Krankenhausaufenthalten sowie die Steuerung zu hochkompetenten Kooperationspartnern und qualitativ hochwertigen Leistungen, erläuterte sie.
Indikationsübergreifendes DMP
Die Hanse Merkur mache sehr gute Erfahrungen mit ihrem DMP, berichtete Dr. Anke Schlieker, Projektleiterin Gesundheitsmanagement. Anders als bei den DMP in der GKV hat der Hamburger Versicherer in seinem Programm verschiedene Indikationen zusammengefasst. Die Versicherten werden über zwölf Monate individuell begleitet, damit sie die passende Unterstützung erhalten, aber auch den Umgang mit der Erkrankung lernen.
„Unser Ziel ist es, unnötige Kosten zu vermeiden, die entstehen, weil Komplikationen auftauchen“, erläuterte Schlieker. Die Evaluation zeige, dass sich sowohl der Gesundheitszustand verbessert, als auch die Kosten sinken. Sie begrüßte, dass die PKV bei den Programmen mehr Freiheiten hat als die GKV mit ihren vielen bürokratischen Vorgaben. „Bei den DMP in der GKV gibt es mehr Juristen als Krankenschwestern, das finde ich sehr schade.“