Pharmakotherapie verbessert Prognose ähnlich gut wie Revaskularisierung

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Druck, Engegefühl, Brennen oder stechende Schmerzen hinter dem Brustbein mit Ausstrahlung in Schultern, Rücken, Arme oder Kiefer - schildern Patienten solche Symptome, liegt die Verdachtsdiagnose Angina pectoris auf der Hand und muss zügig bestätigt werden. Nur bei wenigen Patienten fehlen diese typischen Symptome, bei ihnen äußert sich die Attacke lediglich als Dyspnoe, so Professor Udo Sechtem, Chefarzt der Abteilung für Kardiologie am Robert-Bosch-Krankenhaus Stuttgart in seinem Fortbildungsbeitrag "Stabile Angina pectoris in den Griff bekommen".

Bei der Anamnese sollten Kollegen vorhandene Risikofaktoren und Auslöser für die Attacken identifizieren und sich die pektanginösen Schmerzen genau beschreiben lassen. Körperliche Untersuchung, EKG und Laborwerte dienen bei stabiler Angina pectoris vor allem dazu, andere Erkrankungen auszuschließen, da es bei stabiler Angina meist keine typischen Veränderungen gibt. Anders jedoch im akuten Anfall: Außer den typischen Schmerzen kann es zu Schweißausbruch, Blutdruckabfall und Tachykardie sowie zu ST-Veränderungen im EKG kommen.

Anfallsartige Schmerzen und Engegefühl in der Brust weisen auf eine Myokardischämie hin. © photos.com

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Das Belastungs-EKG mit Blutdruck- und Herzfrequenzmessung zielt bei Patienten mit stabiler Angina pectoris darauf ab, eine Myokardischämie mit und ohne Arrhythmien nachzuweisen, das Blutdruck- und Herzfrequenzverhalten zu analysieren sowie die individuelle Leistungsgrenze zu beurteilen. Allerdings, so Sechtem, ist die Aussagekraft des Belastungs-EKG begrenzt, da die Belastungsfähigkeit auch von Alter, Trainingszustand, Begleiterkrankungen und psychologischen Faktoren abhängig ist.

Mittels Stress-Echokardiografie wird die myokardiale Kontraktilität unter dosierter Belastung beurteilt. Häufig kann so das ischämische Areal einem Koronargefäß zugeordnet werden.

Für die Prognose-Abschätzung ist die Bestimmung der kardialen linksventrikulären Auswurffraktion wichtig. Ein Ruhewert von unter 35 Prozent ist mit einer jährlichen Sterberate von über drei Prozent assoziiert, so der Kardiologe. Patienten mit Angina pectoris und stark herabgesetzter Auswurffraktion sind daher als Hochrisikopatienten einzustufen.

Insgesamt liegt die Inzidenz für einen Herzinfarkt bei Patienten mit stabiler Angina pectoris bei 0,5 bis 2,6 Prozent pro Jahr, und für den plötzlichen Herztod beträgt sie 0,9 bis 1,4 Prozent.

Ziel der Therapie bei stabilier Angina pectoris ist es, außer einer Symptomlinderung auch eine Verbesserung der Prognose zu erreichen. Bei den meisten Patienten gelingt dies durch eine Veränderung des Lebensstils (mehr Bewegung, gesündere Ernährung, Nikotinverzicht) in Kombination mit einer medikamentösen Therapie. Zur Prognoseverbesserung haben sich Thrombozytenaggregationshemmer, Lipidsenker, ACE-Hemmer, AT1-Blocker und Betablocker bewährt. Nitrate, Betablocker und Kalziumantagonisten haben antiischämische Effekte und lindern so die Symptome. Wie Sechtem betont, verbessert eine Pharmakotherapie entgegen landläufiger Meinung die Prognose der Betroffenen genauso gut wie revaskularisierende Maßnahmen (Bypass, perkutane Koronarintervention). Eine Revaskularisierung sollte erwogen werden, wenn die Symptome mit Medikamenten nicht ausreichend reduziert werden. (mar)

Zu dem Modul "Stabile Angina pectoris in den Griff bekommen"

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