Anlagen-Kolumne

Politik bremst die Rallye

Zumindest die Statistik kündigt sie an: die Jahresendrallye an den Börsen. Im Dax war der Dezember in den vergangenen 50 Jahren fast immer der Monat mit den stärksten Kurszuwächsen. 2012 dürfte die Rallye schwächer ausfallen.

Von Gottfried Urban Veröffentlicht:

Die Staatsschuldenkrise in Euroland und der Steuerstreit in den USA überlagern die langfristig positiven Aussichten für Aktien. Es hat wohl viel mit Psychologie zu tun, dass ausgerechnet der Dezember statistisch betrachtet der beste Börsenmonat des Jahres ist.

Wissenschaftlich lässt es sich jedenfalls nicht erklären. Psychologen vermuten, dass die Menschen vor dem Jahreswechsel in einer positiveren Grundstimmung sind.

Die Anleger ziehen gedanklich einen Strich unter das Vergangene und blicken nach vorn. Volkswirte erklären sich das damit, dass viele Zinskupons im Dezember fällig werden. Die ausgezahlten Zinsen würden dann wieder angelegt und treiben so die Kurse.

Dieses Jahr jedoch ist die Verunsicherung der Anleger greif- und fühlbar. Rekordsummen liegen nahezu unverzinst auf Termingeldkonten und in Geldmarktpapieren. Das Wachstum der Weltwirtschaft verlangsamt sich, die Staaten sollen zudem sparen.

Keine gute Gemengelage für die Börsen. Die Diskussionen um einen weiteren Schuldenschnitt für Griechenland, die Steuern in den USA und die Spannungen im Nahen Osten dämpfen zusätzlich. Und so wird 2012 die Jahresendrallye wohl allenfalls ein Mini-Spurt.

Anleger sollten außerhalb Europas investieren - zum Beispiel in den USA

Dafür erwartet uns ein hoch spannendes Jahr 2013: Deutschland wählt. Hauptthema im Wahlkampf wird die Eurokrise sein. Sollten sich die Bundesbürger für Rot-Grün und damit für einen potenziellen Finanzminister Trittin entscheiden, so bekämen wir sehr schnell die bisher verhinderten Eurobonds.

Das dürfte an den südeuropäischen Börsen wahre Kursfeuerwerke zünden. Deutschland hingegen müsste deutlich mehr Zinsen für seine Schulden zahlen.

Anleger sollten sich nicht zu sehr vom Wahlausgang abhängig machen und auch außerhalb Europas investieren. Zum Beispiel in den USA, wo es nur einen großen Bondmarkt und keine siebzehn einzelnen Märkte gibt, wie in der europäischen Währungsunion.

Die Wahlen dort sind vorbei, alles bleibt zunächst wie es war. Die Notenbank wird weiter die Staatsfinanzierung sichern, die Schuldenobergrenze wird nach einigem Hin und Her weiter angehoben werden. Die Spekulanten verdienen schon wieder an den Wohnimmobilien, und die Bankenrettung ist soweit auch abgeschlossen.

Ein Land, ein Präsident und eine Notenbank zeigen in der Außenwirkung, dass es nach wie vor sicher ist, Geld in US-Dollar anzulegen. Spekulative Angriffe auf diesen Bondmarkt sind - anders als in Europa - aussichtslos.

Bei Aktien hingegen liegt die durchschnittliche Dividendenrendite in Europa gut ein Drittel höher. Bei allen dunklen Wolken, die derzeit den Konjunkturhimmel trüben, sollten Langfrist-Anleger bei Kursrückgängen die Chancen zum Einstieg an den europäischen Aktienmärkten nutzen.

Denn wie sagte schon Rockefeller? "Wohin wir auch blicken auf dieser Welt, überall entwickeln sich die Chancen aus den Problemen."

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