Lieferengpassgesetz / Hilfsmittelversorgung

Reha-Verbände beklagen Bevorzugung der Apotheken

Um „apothekenübliche Hilfsmittel“ abgeben zu dürfen, sollen sich Apotheker künftig nicht mehr eigens qualifizieren müssen. Das Reha-Handwerk ist verstimmt.

Veröffentlicht:

Berlin. Nachdem am Mittwoch das Lieferengpassgesetz (ALBVVG) einschließlich mehrerer Änderungsanträge aus den Koalitionsfraktionen mit deren Stimmenmehrheit gebilligt wurde, denken Verbände der Hilfsmittelhersteller jetzt über eine Verfassungsklage nach. Grund: Einer der angenommenen Änderungsanträge sieht vor, dass zur Abgabe „apothekenüblicher Hilfsmittel“ künftig keine aufwändige Präqualifizierung mehr erforderlich sein soll. Das wird in einem neuen Absatz 1b des Paragrafen 126 SGB V kodifiziert.

Danach ist vorgesehen, dass GKV-Spitzenverband und Apothekerverband vereinbaren, welche Hilfsmittel als „apothekenüblich“ einzustufen sind. Kommt eine solche Vereinbarung nicht binnen sechs Monaten nach Inkrafttreten des Gesetzes zustande, soll die Schiedsstelle den Produktkatalog bestimmen.

In der Begründung dazu heißt es, insbesondere für die Versorgung mit Hilfsmitteln, „deren Anpassung erweiterte handwerkliche Fertigkeiten erfordern, oder die nicht zum üblichen Betrieb einer Apotheke gehören, wie zum Beispiel Blindenführhunde“, solle das Präqualifizierungserfordernis bestehen bleiben.

„Eindringlich gewarnt“

Darin sieht das Bündnis „Wir versorgen Deutschland“ (WvD, gebildet von mehreren Sanitätshausverbänden sowie dem Bundesinnungsverband für Orthopädie-Technik) eine „sachfremde Bevorteilung der Apotheken zu Lasten aller übrigen Leistungserbringer“.

Während der Beratungen zum ALBVVG habe das Branchenbündnis wiederholt „eindringlich vor einer einseitigen Entlassung der Apotheken aus der Präqualifizierung gewarnt“, heißt es in einer Stellungnahme am Mittwoch. Dass diese nun doch umgesetzt werden soll, bedeute „eine klare Verletzung der Grundsätze des freien und gleichen Marktzuganges im Hilfsmittelbereich“, die man nicht hinzunehmen bereits sei.

„Wir prüfen daher rechtliche Schritte bis hin zur Verfassungsbeschwerde“, heißt es weiter. Das Lieferengpassgesetz soll am Freitag vom Bundestag verabschiedet werden. (cw)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Wie ein gutes Offboarding gelingt

Wenn Mitarbeiter gehen: Praxisteams sollten diese acht Punkte beachten

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Wissenschaft in Medizin übertragen

© Regeneron

Forschung und Entwicklung

Wissenschaft in Medizin übertragen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Regeneron GmbH, München
Arzneiforschung: Von Innovationen profitieren nicht nur Patienten, sondern immer auch die Gesellschaft als Ganzes.

© HockleyMedia24 / peopleimages.com / stock.adobe.com

Nutzenbewertung

Arznei-Innovationen: Investition mit doppeltem Nutzen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa)
Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

© Springer Medizin Verlag

Unternehmen im Fokus

Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Advanz Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Eine Ärztin hält einen Reagenzstreifen zur Analyse einer Urinprobe in der Hand.

© H_Ko / stock.adobe.com

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?

Ein älterer Herr, der einen medizinischen Fragebogen ausfüllt.

© buritora / stock.adobe.com

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant