Anlage

Renditebringer unterm Tannenbaum

Die Aktienkurse der Computerspiele-Hersteller haben sich seit 2013 zum Teil versechsfacht. In der Vorweihnachtszeit boomt das Geschäft wieder und spült der Branche reichlich Geld in die Kasse.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Daddeln und digitale Ballern lockt die Jugend nach wie vor an den Bildschirm.

Daddeln und digitale Ballern lockt die Jugend nach wie vor an den Bildschirm.

© INTERFOTO /imagebroker

NEU-ISENBURG. Bei Activision Blizzard ist der Börsenkurs in den vergangenen fünf Jahren um 240 Prozent gestiegen, bei Electronic Arts sind es 320 Prozent, bei Ubisoft 570 Prozent und bei Take Two sogar 630 Prozent: Aktien der Hersteller von Computerspielen sind bei Investoren überaus begehrt. Denn die Unternehmen können von Jahr zu Jahr steigende Umsätze und Gewinne melden.

Jetzt in der Vorweihnachtszeit sei ein idealer Zeitpunkt, um in diese Aktien einzusteigen, denn die Spiele zählten mit zu den beliebtesten Geschenken, meint Stephan Witt, Anlagestratege beim Berliner Vermögensverwalter Finum Private Finance.

„Häufig übertreffen die Unternehmen im Weihnachtsgeschäft die Erwartungen, was sich dann entsprechend in ihren Aktienkursen widerspiegelt.“ Tatsächlich wächst das Geschäft der Branche stetig.

Nach der jüngsten Studie der Amsterdamer Marktforschungsgesellschaft Newzoo werden die Anbieter dieses Jahr weltweit Spiele im Gesamtwert von 118 Milliarden Euro verkaufen – ein Plus von 80 Prozent gegenüber den 65,55 Milliarden Euro in 2013.

Reichlich Käufer gibt es auch in Deutschland: Nach China, den USA, Japan und Südkorea ist die Bundesrepublik seit Jahren der fünftgrößte Computerspielemarkt.

Szenen in Spielfilmqualität

Was den Absatz treibt: Die Grafiken und Handlungen der Spiele werden immer besser. Ging es in der Anfangszeit nur darum, plump gezeichnete Raumschiffe Außerirdischer abzuschießen oder mit Pac-Man durch ein zweidimensional gezeichnetes Labyrinth zu irren, um Gespenster zu fressen, so haben heutige Computergames in ihrer Darstellung Spielfilmqualität und bieten spannende Stories. „Es gibt mittlerweile sogar Spiele, die ein größeres Publikum ansprechen als so mancher Hollywood-Streifen“, sagt Witt.

Bei „Red Dead Redemption II“, dem neuesten Angebot des US-Produzenten Take Two, werden die Spieler in die Zeit des Wilden Westens zurückversetzt und müssen im Verlauf des mindestens 60 Stunden währenden Dramas immer wieder neue ethisch-moralische Entscheidungen treffen.

Nicht nur in Fachmagazinen wird das Spiel ob seiner fotorealistischen Grafiken und der komplexen Handlung als „Meisterwerk“ gepriesen. Selbst Spiegel Online hat eine Rezension verfasst.

Zwar gibt es Computerspiele für PCs und Spielekonsolen wie Microsofts Xbox, Nintendos Switch oder Sonys PS4 seit den frühen 1990er Jahren. Dennoch seien sie noch immer „ein struktureller Wachstumsmarkt“, sagt Markus Merkel, Anlageberater bei der Münchner Vermögensverwaltung Steinbeis & Häcker. Die Aktienkurse der Hersteller dürften deshalb langfristig weiter steigen.

Allerdings sind diese Papiere nichts für Anleger mit schwachen Nerven. Denn ihre Kurse haben innerhalb des Aufwärtstrends in den vergangenen Jahren stark geschwankt. Aktien der Computerspiele-Hersteller seien „im weiteren Sinn Technologie-Aktien“, sagt Andreas Görler, Stratege beim Berliner Vermögensverwalter Wellinvest – Pruschke & Kalm.

„Bei Korrekturen an den Aktienmärkten reagieren diese Aktien meist zuerst mit negativen Kursentwicklungen, da hier vorher auch die größten Wertsteigerungen stattfanden.“

Hinzu komme, dass die Bewertungen dieser Aktien meist von sehr hohen Erwartungen geprägt seien. „Auch kleinere Enttäuschungen führen dann zu überproportionalen Korrekturen“, sagt Görler.

Kurse wieder auf Talfahrt

Zuletzt sind mit der allgemeinen Entwicklung an den Börsen auch die Aktienkurse der Spielehersteller wieder gefallen. Die Kursverluste der vergangenen vier Wochen reichten dabei von rund 13 Prozent bei Take Two bis hin zu 24 Prozent bei Ubisoft.

„Profiinvestoren gewichten aktuell den Technologiesektor eher zurückhaltend“, sagt Sebastian Gebhardt, Anlageexperte beim Vermögensverwalter ICM Independent Capital Management in Neuss.

Für langfristig orientierte Anleger sei dies eine gute Gelegenheit, jetzt wieder günstiger an diese Aktien zu gelangen, sagt Witt. „Die Kursschwankungen in den momentan volatilen Märkten bieten attraktive Einstiegsmöglichkeiten.“

Spezielle Fonds für diese Papiere gibt es nicht. Der Düsseldorfer Finanzdienstleister Lang & Schwarz hat allerdings ein Endlos-Zertifikat (WKN LS9MZV) auf den Index Wikifolio Global eSports aufgelegt, das die Kursentwicklung der Aktien der führenden Spielehersteller abbildet.

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