Rückversicherer sieht sich durch Schweinegrippe nicht bedroht

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MÜNCHEN (dpa). Der weltgrößte Rückversicherer Münchener Rück erwartet durch die Schweinegrippe keine größeren Schadenbelastungen. "Es ist bisher eine sehr milde Form der Influenza, die uns keine größeren Kopfschmerzen bereitet", sagte der Chefarzt und Leiter des Kompetenzzentrums Biowissenschaften bei der Münchener Rück, Achim Regenauer, in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur."Wir rechnen derzeit mit keiner nennenswerten Schadenbelastung. Im Moment ist unsere Risikomodellierung unverändert."

Der Rückversicherer beobachte derzeit aufmerksam die Entwicklung, sehe sich aber gut gerüstet - "auch wenn ein Virus mit mehr Potenzial die Runde machen sollte". Denn, sollte die Schweinegrippe glimpflich vorübergehen, bleibe die Gefahr einer weltweiten Pandemie bestehen. "Es ist nicht die Frage, ob eine kommt, sondern wann eine kommt", sagte der Leiter des Kompetenzzentrums Biowissenschaften bei der Münchener Rück.

Schon im Zuge der Vogelgrippe und der Lungenkrankheit Sars vor einigen Jahren habe die Münchener Rück die Vorsorge erhöht. Mit einem Papier auf Kapitalmarkt habe der Rückversicherer etwa Anfang 2008 das Pandemie-Risiko verbrieft. Damit seien extreme Sterblichkeitsrisiken in den USA, Kanada, England und Deutschland abgesichert. "Das ist ein Teil unserer Risikostrategie."

Neben Lebensversicherungen wären im Falle einer Pandemie möglicherweise Krankenversicherungen sowie gewerbliche Versicherungen betroffen. Veranstaltungsausfallversicherungen müssten einspringen, wenn Konzerte, Fußballspiele oder andere Großereignisse wegen der Ansteckungsgefahr abgesagt würden. Reiseversicherungen könnten wiederum vor Ausfällen stehen, wenn Flughäfen geschlossen werden müssten. Auch Betriebe hätten sich inzwischen gegen das Risiko von Betriebsunterbrechungen durch eine Pandemie abgesichert. Seit Sars und Vogelgrippe registriere die Münchener Rück ein erhöhtes Interesse an Zusatzschutz für Betriebsunterbrechungen - das Risiko einer Pandemie sei mit diesen Krankheiten bei den Unternehmen erst richtig ins Bewusstsein gekommen.

Die Gesellschaft sei weltweit so gut auf eine Pandemie vorbereitet wie noch nie, betonte Regenauer. Einerseits breite sich ein Virus mit der Globalisierung zwar rascher aus - dafür seien aber auch die Behörden besser vernetzt und die medizinischen Möglichkeiten seien so gut wie nie zuvor. Bei der schwersten der drei Grippe-Pandemien im vergangenen Jahrhundert, der Spanischen Grippe von 1918, sollen binnen zwei Jahren mindestens 25 Millionen Menschen gestorben sein.

"Damals gab es noch keine Antibiotika und viele Menschen waren durch den Krieg und die Mangelernährung geschwächt", sagte Regenauer. Allerdings sei die hohe Opferzahl strittig, weil es damals keine eindeutige Erfassung von Todesursachen gab.

Auch die Spanische Grippe ging - wie die derzeit aus Mexiko sich ausbreitende Influenza - auf eine Variante des Erreger-Subtyps H1N1 zurück, der sowohl bei Menschen als auch bei Schweinen und Vögeln vorkommen kann. "Das Schwein ist sehr häufig Ausgangspunkt für neue Influenzatypen", sagte Regenauer.

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