So sparen Ärzte in der PKV

Wer bei der privaten Krankenversicherung sparen will, muss oft an anderer Stelle drauflegen. Doch die gut versteckten Mehrkosten lassen sich mit einigen Tricks umgehen.

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Bis Kunden den neuen Vertrag in Händen halten, ist es ein steiniger Weg. Viele PKV-Anbieter sehen den Tarifwechsel im eigenen Haus nicht gern.

Bis Kunden den neuen Vertrag in Händen halten, ist es ein steiniger Weg. Viele PKV-Anbieter sehen den Tarifwechsel im eigenen Haus nicht gern.

© ARCO IMAGES / imago

KÖLN (iss). Wenn Ärzten die Beiträge für ihre private Krankenversicherung zu teuer werden, können sie beim gleichen Anbieter in einen günstigeren Tarif mit gleichem Leistungsumfang wechseln.

Das macht meist mehr Sinn als die Wahl eines neuen Anbieters, da die angesparten Alterungsrückstellungen nicht verloren gehen.

Häufig sehen die Versicherer den Tarifwechsel im eigenen Haus nicht gern. Viele versuchen daher, Interessenten Steine in den Weg zu legen.

Timo Voss, Experte für den PKV-Tarifwechsel beim Bund der Versicherten (BdV), empfiehltKunden, beim Versicherer schriftlich unter Verweis auf das Tarifwechselrecht Umstellungsangebote anzufordern.

"Die Versicherten sollten den Brief per Einschreiben schicken und dem Versicherer eine Frist von 14 Tagen setzen." Reagiert der Versicherer auch auf Nachfragen nicht, sollte sich der Kunde direkt an den Vorstand wenden.

Geschlossene Tarife stellen keine Alternative dar

Beim Prüfen der Angebote sollte der Versicherte auf mehrere Dinge achten, sagt Voss. Eine deutliche Erhöhung des Selbstbehaltes sei nur sinnvoll, wenn es keine andere Alternative bei der Gesellschaft gebe.

Einen Bogen sollten Kunden um geschlossene Tarife machen, also Angebote, die Neukunden nicht mehr offenstehen. "In solchen Tarifen werden die Prämien in absehbarer Zeit ansteigen."

Am besten informieren die Wechselwilligen die Versicherer von Anfang an darüber, dass sie keinen höheren Selbstbehalt und keinen geschlossenen Tarif wollen.

"Fordern Sie aktuelle und verkaufsoffene Tarifevom Versicherer", rät der BdV seinen Mitgliedern. Er bietet Mitgliedern neben der Beratung seit einigen Monaten auch die aktive Unterstützung beim Tarifwechsel an. Dieser Extra-Service kostet bis zu 400 Euro plus Steuern.

Eine Reihe kommerzieller Anbieter hat sich auf das Geschäftsfeld Tarifwechsel spezialisiert. Sie sind deutlich teurer. Die bekanntesten Anbieter sind Widge.de und beitragsoptimierung24.de.

Ihr Geschäftsmodell: Sie suchen für die Kunden Alternativen beim Anbieter und begleiten den Tarifwechsel. Entscheidet sich der Versicherte für einen neuen Tarif, erhalten sie einen Teil der erzielten Ersparnis.

Kenntnis des Markt sehr wichtig

Bei Widge.de und dem Portal 1A ist es das Achtfache des eingesparten Monatsbeitrags, bei beitragsoptimierung24.de das Zwölffache.

Für Harald Leissl, Vorstand der Delegare AG Ulm, die mit der Marke beitragsoptimierung24.de arbeitet, steht außer Frage, dass Kunden beim Tarifwechsel Unterstützung brauchen.

"Privatleute verzweifeln häufig an dieser Frage. Sie stellen nicht die richtigen Fragen und bekommen nicht die richtigen Antworten." Mehr als die Hälfte der Delegare-Kunden hätten bereits einen erfolglosen "Selbstversuch" hinter sich.

Nehmen die Versicherten das Thema selbst in die Hand, gehen sie Risiken ein, die sie nicht abschätzen können, warnt er.

So würden manche Versicherer wechselwillige Kunden gezielt in Tarife lenken, die in absehbarer Zeit Probleme mit der Beitragsentwicklung bekommen werden, behauptet er.

Das könne nur erkennen, wer den Markt gut kenne und auf umfangreiche Daten zurückgreifen könne.

Mancher Wechsel-Spezialist bietet eine Art Garantie

Die Beratung der Versicherten in diesem schwierigen Feldsei aufwendig und rechtfertige das Honorar, betont Leissl. Die Jahresersparnis der Kunden und damit die Vergütung des Unternehmens liege im Schnitt bei 2500 Euro im Jahr.

Manche Tarifwechsel-Spezialisten bieten Kunden eine Absicherung gegen starke Beitragserhöhungen im neuen Tarif an.

Beitragsoptimierung24.de trägt fünf Jahre lang kostenlos die Formalitäten für einen erneuten Umstieg, falls dieser dem Unternehmen angeraten erscheint.

Auch das Portal 1A wirbt mit einer zusätzlichen Sicherheit: "Wenn innerhalb von sechs Jahren nach dem Wechsel eine Beitragserhöhung um mehr als zehn Prozent ansteht, kann der Kunde unsere Leistungen erneut kostenlos in Anspruch nehmen", sagt Alexander Bull vom Tarifwechsel-Service des Unternehmens.

Verbraucherschützer sehen die Aktivitäten der Wechsel-Spezialisten kritisch. Sie fürchten, dass die Unternehmen Kunden aus Eigennutz in Tarife lotsen, die zwar eine hohe Ersparnis bieten, aber keinen guten Versicherungsschutz.

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