Neuzertifizierung aufgrund von EU-Regeln

SpiFa warnt vor Versorgungsengpässen bei Medizinprodukten

Der drohende Engpass bei Medizinprodukten aufgrund der Regeln zur Neuzertifizierung ruft jetzt auch die Fachärzte auf den Plan. Sie fürchten, dass vor allem Nischenprodukte vom Markt verschwinden – und einen Innovationsstau.

Veröffentlicht:
Noch alles Notwendige da? Die novellierte EU-Medizinprodukteverordnung führt anscheinend zu einer Verknappung am Medizinproduktemarkt.

Noch alles Notwendige da? Die novellierte EU-Medizinprodukteverordnung führt anscheinend zu einer Verknappung am Medizinproduktemarkt.

© ake1150sb / Getty Images / iStock

Berlin. Der Spitzenverband Fachärzte Deutschlands (SpiFa) hat das Bundesministerium für Gesundheit aufgefordert, den drohenden Ressourcenengpass für Medizinprodukte ernst zu nehmen und entsprechende Maßnahmen für eine zügige Neuzertifizierung in den dafür Benannten Stellen einzuleiten.

Grund für die Engpässe ist die neue, von der EU initiierte Medical Device Regulation (MDR), welche eine langwierige und kostenintensive Neuzertifizierung auch für bereits lange am Markt zugelassene Produkte vorschreibt. Auch fachärztliche Berufsverbände hatten auf Anfrage bereits Befürchtungen geäußert, dass wichtige Produkte in Zukunft nicht mehr zur Verfügung stehen könnten, unter anderem Urologen und Kinderkardiologen.

Lesen sie auch

Hierzu Dr. Dirk Heinrich, SpiFa-Vorstandsvorsitzender: „Durch die neue Regelung könnten etwa 30 Prozent der Bestandsprodukte entfallen, auch besondere Nischenprodukte sind betroffen. Es ist fraglich, ob die von der EU gewährte Übergangsfrist bis 2024 ausreicht, um hier Versorgungssicherheit zu gewährleisten.“ Der SpiFa unterstütze daher Forderungen des Herstellerverbands BVMed nach einem Ausbau der Ressourcen bei den Benannten Stellen und einem sinnvollen Einsatz der vorhandenen Kapazitäten sowie einer Verschiebung der Fristen, falls die anderen Maßnahmen nicht ausreichen sollten.“

Innovationsstau ante portas?

Eine weitere Bedrohung aus Sicht der Fachärzteschaft sei der sich bereits abzeichnende Innovationsstau. „Die Fachärztinnen und Fachärzte Deutschlands benötigen und wollen High-Class-Medizinprodukte nach aktuellem Wissenstand. Da darf es nicht sein, dass der Versorgungsstandort Deutschland aufgrund mangelnder Zertifizierungskapazitäten hinterherhinkt,“ so Heinrich laut Mitteilung des Spitzenverbands.

Auch SpiFa-Hauptgeschäftsführer Robert Schneider mahnt das BMG an, das Thema nicht auf die lange Bank zu schieben: „Gerade weil die Corona-Pandemie und Flüchtende aus der Ukraine zusätzlich belastende Faktoren für unser Gesundheitssystem sind, ist es umso wichtiger, dass die Versorgung in Deutschland gesichert und für besondere Herausforderungen gerüstet ist. Hier ist vorausschauendes Handeln in jeder Hinsicht gefragt und genau das erwarten wir vom Bundesgesundheitsministerium“, äußerte sich Schneider. (ger)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Hypertonie

Wenn der Herzschrittmacher zum Blutdrucksenker wird

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Maquet Otesus OP-Tischsystem

© Getinge Deutschland GmbH

Unternehmen im Fokus

Flexible und ökonomische OP-Tischsysteme

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Getinge Deutschland GmbH, Rastatt
Abb. 1 Beispiel für eine linksventrikuläre Mikroaxialpumpe

© Quelle: Abiomed Europe GmbH, Aachen

Mikroaxialpumpen bei kardiogenem Schock oder Rechtsherzversagen

Kreislauf unterstützen und Ventrikel entlasten

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Abiomed Europe GmbH, Aachen
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Vorsorge ab 45 Jahren

Darmkrebs-Screening: Einfachere Teilnahme, höhere Akzeptanz

Lesetipps
Fünf farbige Türen, die alle ein Fragezeichen in der Mitte haben, stehen nebeneinander.

© Sawyer0 / stock.adobe.com

Qual der Wahl

Therapie-Entscheidung bei Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa: Welche Türe nehmen?