Kommentar
Sprachbarrieren sind kein Argument
Etwa jeder fünfte Mensch in Deutschland besitzt keinen deutschen Pass oder ist eingebürgert, hat somit einen Migrationshintergrund. Vielen Ärzten fällt es mitunter schwer, sich den Bedürfnissen dieser Patientenzielgruppe zu widmen. An IGeL denken nur wenige - vor allem, wenn eine gemeinsame Sprache fehlt.
Dass man aber keineswegs zum Kulturanthropologen mutieren muss, um die Zielgruppe medizinisch besser zu versorgen oder auch IGeL anzubieten, zeigt die pragmatische Vorgehensweise des Ärztenetzes "Medizin und Mehr" aus Bünde in Westfalen. Die Netzärzte setzen auf die konsequente Aufklärung von türkischsprachigen Patienten mit Informationen in der Muttersprache - in Form von Broschüren oder Beiträgen im netzweiten Wartezimmer-Fernsehen, das es in jeder Netz-Praxis gibt - oder über muttersprachliches Personal.
Mit IGeL und Fitness-Angeboten, die die kulturellen Bedürfnisse und religiösen Wertevorstellungen respektieren, haben die Ärzte schon einen Stein im Brett bei der türkischsprachigen Bevölkerung. Ähnliche Angebote sollen für russischsprachige Patienten folgen. Wer solche Chancen ergreift, tut nicht nur seinen Patienten etwas Gutes, sondern auch etwas gegen sinkende Honorarwerte.
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