Drogen & Rausch

Suchtbeauftragter fordert: Alkohol erst ab 18

Alkohol ist gesellschaftlich weithin akzeptiert. In Sachen Jugendschutz sind die zu bohrenden Bretter deshalb besonders dick.

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Berlin/Düsseldorf. Für Minderjährige sollte aus Sicht des Bundesdrogenbeauftragten Alkohol tabu sein. „Der Genuss von Alkohol sollte erst ab 18 Jahren, mit dem Erreichen der Volljährigkeit, erlaubt sein“, sagte der Sucht- und Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert (SPD), der in Düsseldorf erscheinenden „Rheinischen Post“. Er bekräftigte damit eine bereits seit längerem von ihm erhobene Forderung.

Die Altersgrenze von 18 Jahren gelte bereits für Tabakprodukte, erklärte Blienert. Derzeit lässt das Jugendschutzgesetz zu, dass Jugendliche in Begleitung Sorgeberechtigter in der Öffentlichkeit alkoholische Getränke wie Bier oder Wein zu sich nehmen.

„Vom begleiteten Trinken ab 14 Jahre halte ich gar nichts“, so Blienert weiter. „Alkohol ist ein Zellgift, das ab dem ersten Tropfen wirkt. Es gibt keinen Alkoholkonsum, der unbedenklich ist. Besonders stark wirkt Alkohol natürlich bei Heranwachsenden, die noch in der körperlichen Entwicklung sind. Er schädigt nachweislich das Gehirn.“

Trinken ab 14 auf dem Prüfstand

Die Gesundheitsministerkonferenz der Länder hatte sich im Juni mit dem Thema beschäftigt und beschlossen, dass Fachleute bis November die Regeln im Jugendschutzgesetz noch einmal genauer unter die Lupe nehmen sollen. Auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sprach sich für ein Verbot des sogenannten begleiteten Trinkens für 14- bis 16-Jährige aus.

„Ich finde es sehr gut, dass die Gesundheitsminister aller Länder jetzt zumindest mal über ein striktes „ab 16“ diskutieren. Die Debatte anzuschieben, hat sich gelohnt“, sagte Blienert.

DEG: Alkohol auch in Maßen nicht gesund

Kürzlich hatte auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DEG) dazu geraten, keinen Alkohol zu trinken und damit eine frühere Einschätzung revidiert.

Auch in Maßen sei Alkohol nicht gesund – es gebe keine potenziell gesundheitsfördernde und sichere Alkoholmenge für einen unbedenklichen Konsum, schrieb die Fachgesellschaft in einem Positionspapier, das Mitte August veröffentlicht wurde. „Alkohol ist eine psychoaktive Droge“, die als Ursache von mehr als 200 negativen gesundheitlichen Folgen wie Krankheiten und Unfällen identifiziert worden sei, heißt es darin.

„Gesundheitspolitik und Gesundheitssystem sowie relevante gesellschaftliche Akteure müssen mehr tun, um den Alkoholkonsum insgesamt und die mit ihm verbundenen Folgen für Konsumierende, das soziale Umfeld und die Gesellschaft zu verringern“, heißt es ebenfalls in einem im Juni veröffentlichten Positionspapier der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) und weiterer Verbände, darunter auch der , der Bundesärztekammer.

Mängel im Studiendesign

Der Grund dafür, dass einige Studien in der Vergangenheit Gesundheitsvorteile bei mäßigem Alkoholkonsum ermittelt hätten, liegt in Verzerrungen wegen Mängeln im Studiendesign, wie Forscher der kanadischen Universität Victoria herausfanden.

Sie hatten 107 Langzeituntersuchungen zum Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Mortalität ausgewertet. Frühere Untersuchungen hatten wiederholt darauf hingedeutet, dass Menschen, die wenig Alkohol trinken, im Vergleich zu Abstinenzlern weniger anfällig für manche Krankheiten sind. (dpa)

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