Börse

Töchter oft besser als die Mütter

Spalten große Konzerne Sparten ab und bringen sie gesondert an die Börse, scheuen viele Anleger vor den neuen Aktien zurück. Das ist häufig unbegründet, denn die Börsenkurse der Töchter steigen häufig stärker als die der Muttergesellschaften.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Im Laufe der Jahre steigt die Rendite vieler Ausgliederungen, die an die Börse gebracht wurden.

Im Laufe der Jahre steigt die Rendite vieler Ausgliederungen, die an die Börse gebracht wurden.

© Jürgen Fälchle / fotolia.com

NEU-ISENBURG. Im Herbst soll es soweit sein. Dann will der Pharma- und Chemiekonzern Bayer sich nur noch auf die Geschäftsfelder Gesundheit und Pflanzenschutz fokussieren.

Die Kunststoffsparte soll abgespalten und als eigenständiges Unternehmen an die Börse gebracht werden. Der Name steht bereits fest: Covestro.

Und Anleger könnten gut beraten sein, die neuen Aktien zu zeichnen. Denn der Börsenneuling wird nicht nur hinter BASF, LyondellBasell und Evonik der viertgrößte Kunststoffproduzent Europas sein.

In der Vergangenheit haben sich die Aktienkurse abgespaltener Konzerntöchter - im Finanzmarktjargon Spin-Off genannt - meist besser entwickelt, als die der Mutterkonzerne.

Das zeigt eine Untersuchung des US Spin-Off Index des Finanzinformationsdienstes Bloomberg. Danach sind an den US-Börsen die Aktienkurse abgespaltener Töchter von Sommer 2012 bis Ende Juni dieses Jahres im Schnitt um 118 Prozent gestiegen, die der Mutterkonzerne hingegen nur um 61 Prozent.

Für Brian Gillott, Stratege bei der New Yorker Investmentgesellschaft Jennison Associates, ist das nicht verwunderlich: In großen Konzernen würden Spartentöchter oft "nur mitgeschleppt", aber nicht optimal geführt. "Sie sind die ungeliebten Stiefkinder", sagt Gillott. Würden sie in die Freiheit entlassen, könnten ihre Geschäfte erfolgreich aufblühen.

Gefangen in der Stiefkindrolle?

Die Stiefkindrolle spiegelt sich häufig in durchwachsenen Ertragszahlen der Sparten wider. Deshalb zögern viele Investoren, die Aktien der neuen, eigenständigen Unternehmen zu zeichnen. Ihre Börsenstarts verlaufen darum oftmals holprig. Klassisches Beispiel dafür ist AbbVie.

Das auf Krebs-, Immun- und Nierenerkrankungen spezialisierte Unternehmen wurde Anfang 2013 vom Pharmakonzern Abbott Laboratories abgespalten und an die Börse gebracht.

Zunächst fiel der Kurs der auch in Deutschland gelisteten Aktie. Erst nach zwei Wochen ging es aufwärts. Seither hat sich die Börsennotierung von AbbVie - in US-Dollar gerechnet - mehr als verdoppelt. Die Aktie von Abbott Laboratories hingegen legte in dieser Zeit nur um 49 Prozent zu.

Auch künftig stehen für Anleger die Chancen nicht schlecht, dass sie Papiere von Spin-Offs Tage nach dem Börsengang günstiger erhalten.

Denn immer mehr Konzerne nutzen die gute Stimmung am Kapitalmarkt, um Sparten auszugliedern. Allein in den USA haben nach Bloomberg-Informationen in der ersten Hälfte dieses Jahres 115 Konzerne angekündigt, Sparten als eigenständige Gesellschaften auf das Parkett zu führen.

Die Flut an Neuemissionen dämpft bereits die Entwicklung der Aktienkurse der Börsenneulinge. Der US Spin-Off Index ist seit Juni 2014 zwar um zwölf Prozent stärker gestiegen als der breite Aktienmarkt-Index S&P 500.

In den beiden vorangegangenen Zwölf-Monatszeiträumen hatte der Spin-Off Index den breiten Markt jedoch bei jeweils mehr als 18 Prozent geschlagen. "Es gibt inzwischen sehr viel Gedränge auf dem engen Gang zum Börsenparkett", sagt Jim Osman, Vorstandschef der auf Ausgliederungen spezialisierten New Yorker Unternehmensberatungsgesellschaft The Edge.

Vielversprechendes Börsendebüt

Zu Osmans Favoriten unter den jüngsten Spin-Offs zählt Baxalta. Die auch in Berlin, München und Stuttgart gehandelte Aktie der früheren Pharmasparte des US-Healthcarekonzerns Baxter International ist nach ihrem Börsendebüt am 1. Juli zwischenzeitlich um knapp vier Prozent gefallen.

"In den kommenden Jahren dürfte sich ihr Kurs jedoch verdoppeln, weil Baxalta zu den führenden Anbietern von Therapeutika gegen Hämophilie und Immunkrankheiten zählt", ist Osman überzeugt.

Allein bei den Hämophilie-Medikamenten habe Baxalta seinen Umsatz vergangenes Jahr erneut um acht Prozent auf drei Milliarden US-Dollar steigern können.

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