US-Mediengeschäft

Totgesagte leben länger

In Deutschland ist die Zeitungsbranche in der Krise. In den USA hingegen ziehen die Aktienkurse der Verlage wieder an - Börsianer wetten, dass sich das Mediengeschäft erholt.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Eine Trendwende im US-Zeitungsmarkt prognostizieren Börsianer der Wall-Street.

Eine Trendwende im US-Zeitungsmarkt prognostizieren Börsianer der Wall-Street.

© Peter Foley / epa / dpa

NEU-ISENBURG. Aus der deutschen Zeitungslandschaft gab es in den vergangenen Tagen keine guten Nachrichten. Die traditionsbewährte "Frankfurter Rundschau" ist insolvent.

Die vor nur knapp mehr als einem Jahrzehnt gestartete "Financial Times Deutschland" wird eingestellt. Das von Bertelsmann und Gruner + Jahr verlegte Blatt soll allein dieses Jahr 15 Millionen Euro Verluste geschrieben haben.

Und auch bei etlichen anderen Zeitungen schrumpfen Anzeigenaufkommen ebenso wie die Zahl der Abonnenten - durch kostenlose Nachrichtenangebote im Internet verursacht.

US-Zeitungen gewinnen wieder neue Leser

In den USA hingegen setzen Investoren wieder auf Zeitungsaktien. Das Papier des Gannett-Verlags (ISIN US3647301015), Herausgeber von "USA Today" und zahlreicher Regionalzeitungen, ist seit Juni um 40 Prozent in die Höhe geschnellt.

Die Aktie der "New York Times" (US6501111073) hat seit Mai um 38 Prozent zugelegt. Der Kurs der "Washington Post" (US9396401088) ist allein in den vergangenen vier Wochen um fünf Prozent gestiegen.

Analysten sehen weiteres Kurspotenzial: "Die Papiere der New York Times könnte in den nächsten zwölf Monaten um weitere 75 Prozent steigen", prognostiziert Venu Krishna, Medienexperte bei Barclays Capital.

Die Schweizer UBS Bank hat für das Papier von Gannett das Kursziel gerade von 18 US-Dollar auf 19 US-Dollar angehoben - knapp zehn Prozent über der gegenwärtigen Notierung. Beim Verlag Meredith (US5894331017) erwarten Analysten im kommenden Jahr einen Anstieg der Dividende um neun Prozent.

Was stimmt die Beobachter so optimistisch? Immer mehr US-Zeitungen erheben Gebühren für ihre Internet-Inhalte oder gewähren den Zugang nur noch zahlenden Abonnenten. Das sorgt für steigende Einnahmen.

Die "New York Times" verbuchte bei ihren Print- und Internet-Abonnements allein in den ersten neun Monaten dieses Jahres gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 55 Millionen US-Dollar auf 695 Millionen US-Dollar.

Zugleich gelingt es Zeitungen, wieder neue Leser für ihre gedruckten Ausgaben zu gewinnen. "Die Gesamtauflage aller US-Tageszeitungen stieg seit 2009 um 52.000 Exemplare auf 40,321 Millionen", sagt Caroline Little, Vorstandschefin des Branchenverbands Newspaper Association of America (NAA).

Konzener wollen wieder mehr in Zeitungen werben

Zudem wollen große Konzerne wieder verstärkt in Zeitungen werben. Der Automobilgigant General Motors stoppte im Mai seine zehn Millionen Dollar schwere Werbung auf den Internet-Seiten des sozialen Netzwerks Facebook.

Die Anzeigen würden dort größtenteils verpuffen, weil sich Internet-Nutzer an ihnen störten und sie meist wegklicken würden.

Auch andere Konzerne kehren mit ihrer Werbung zu den Zeitungen zurück. Vom ersten bis zum dritten Quartal dieses Jahres stieg das Anzeigenvolumen um rund 100 Millionen US-Dollar auf 5,27 Milliarden US-Dollar.

In den vergangenen Jahren war das Anzeigenaufkommen hingegen im dritten Quartal immer niedriger ausgefallen als in den ersten drei Monaten des Jahres.

Sogar die Investmentlegende Warren Buffett setzt auf Zeitungen. Seine Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway übernahm im Juni für 142 Millionen US-Dollar 63 Lokal- und Regionalblätter des Medienunternehmens Media General im Südosten der Vereinigten Staaten.

Darüber hinaus erwarb Buffett weitere 25 einzelne Regionalzeitungen. "Regional- und Lokalzeitungen haben eine große Zukunft vor sich, weil sie das wichtigste Nachrichtenmedium in ihren Orten sind", prognostiziert Buffett für die Branche in den USA.

Etliche Analysten werten den Schritt als sicheres Signal für die Trendwende am Markt. Denn Buffett gilt als Experte darin, Milliardengewinne durch Investments in unterbewertete Marktsegmente und Unternehmen zu generieren.

"Der Mann hat sicher auch diesmal keinen Fehlgriff getan", sagt John Morton, Präsident des Analysehauses Morton Research.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Geldtipp-Podcast Pferdchen trifft Fuchs

Warum der Goldpreis weiter steigen wird

Finanzmärkte

apoBank blickt optimistisch auf das Anlagejahr 2026

Das könnte Sie auch interessieren
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

© AspctStyle / Generiert mit KI / stock.adobe.com

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Krisenkommunikation war Schwachpunkt in der Pandemie

© HL

Herbstsymposium der Paul-Martini-Stiftung

Krisenkommunikation war Schwachpunkt in der Pandemie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

Wie Ärzte in Stresssituationen richtig reagieren können

Lesetipps
Umrisse mehrere Menschen in bunten Farben.

© Pandagolik / stock.adobe.com

Krebs in Deutschland

Bei zwei Krebsarten nahm die Sterblichkeit am stärksten ab

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an