Modell

Unterstützung für das Patientengespräch

Ein Modell zur Patienten-Kommunikation kann Ärzten helfen, Patienten mit akuten Atemwegsinfektionen den Wunsch nach einer Antibiotika-Behandlung auszureden.

Veröffentlicht:

NEU-ISENBURG. Wenn Patienten mit akuten Atemwegsinfektionen in die Praxis kommen, haben sie oftmals konkrete Vorstellungen davon, wie die Therapie aussehen sollte – zum Beispiel in der Verordnung eines Antibiotikums. Da allerdings 90 Prozent der Atemwegsinfektion viral bedingt sind, ist in den meisten Fällen kein Antibiotikum indiziert. Dieser Zusammenhang sollte den Patienten im Gespräch so vermittelt werden, dass sie von ihrer falschen Erwartung abrücken und eine andere, der Atemwegsinfektion angemessene Therapie akzeptieren.

Ein Verfahren, das die Kommunikation mit Patienten erleichtern kann, empfiehlt das Europäische Zentrum für Krankheitsprävention und Kontrolle (ECDC) in seinen Materialien "Patientendialog" zum Europäischen Antibiotikatag: die Elicit-Provide-Elicit-Methode (Patientendialog; http://ecdc.europa.eu/de). Die Methode kann behandelnde Ärzte bei schwierigen Beratungsgesprächen über die angemessene Therapie bei akuten Atemwegsinfektionen unterstützen. Nach diesem Modell wird im Gespräch mit dem Patienten auf dessen individuell unterschiedliche Therapieerwartungen sowie auf seine Sorgen in Bezug auf die Erkrankung eingegangen. Der Verlauf der Atemwegserkrankung wird erläutert, zudem werden Möglichkeiten zur Selbstbehandlung aufgezeigt.

Dabei befürwortet die ECDC keine einzelne Selbstmanagement-Strategie wie beispielsweise Phytotherapeutika, wie dies im Artikel "Strategie ‚Phytos first‘ kommunizieren" angedeutet wurde, der in der Beilage "Forschung & Praxis" (Ausgabe 540/2016), dem Wissenschaftsjournal der "Ärzte Zeitung", erschienen ist. Die ECDC weist darauf hin, dass Selbstmanagement-Strategien mit dem Trinken von reichlich Flüssigkeit und Ruhe beginnen und auch andere Medikamente wie Schmerzmittel, Entzündungshemmer, orale Schleimlöser, Nasensprays sowie Antihistaminika umfassen können.

Nach Angaben der ECDC gelingt es mit Hilfe der Elicit-Provide-Elicit-Strategie, deutlich weniger Antibiotika zu verschreiben und gleichzeitig ein hohes Maß an Patientenzufriedenheit aufrechtzuerhalten, ohne dass sich dies negativ auf die Genesungsdauer und die Beratungszeit auswirkt. (mar)

Jetzt abonnieren
Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Blick in eine Modellpraxis

DiGA bald auch in der ePA

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Morbus Crohn und Colitis ulcerosa

Chronisch entzündliche Darmerkrankung noch vor Ausbruch identifizieren

Lesetipps
Dass es in der Medizin zwischen Männern und Frauen relevante Unterschiede gibt, ist schon länger bekannt. Dennoch werden immer noch insbesondere Frauen häufig schlecht versorgt, weil beispielsweise beim Herzinfarkt frauentypische Symptome nicht richtig gedeutet werden.

© zagandesign / stock.adobe.com

Stärkere Verankerung im Studium

Gendermedizin: Vorbehalte in der Ärzteschaft gibt es immer noch

Ein Kind kratzt sich an der atopischen Haut in der Ellenbogenkuhle.

© Marina Terechowa / stock.adobe.com

Drei-Stufen-Schema

Atopische Dermatitis bei Kindern: Wie eine effektive Therapie aussieht

HSK im Fokus: Der Hauptstadtkongress 2024 findet von 26. bis 28. Juni in Berlin statt.

© Rolf Schulten

Themenseite

Hauptstadtkongress: Unsere Berichte im Überblick