Serogruppen A,C,W und Y

Meningokokken: Neue STIKO-Empfehlung für ältere Kinder und Jugendliche

Invasive Meningokokken-Erkrankungen sind selten, aber potenziell lebensgefährlich. Um einer Infektion im Jugendalter vorzubeugen, empfiehlt die STIKO eine Impfung für 12- bis 14-Jährige. Die Immunisierung von Kleinkindern gegen MenC wurde ebenfalls neu evaluiert – und fällt weg.

Veröffentlicht:
Ein junger Teenager erhält eine Memingokokken-Impfung in einer Arztpraxis.

Geimpft werden soll die Altersgruppe der 12- bis 14-Jährigen. Nachgeholt werden kann die Impfung aber bis zum 25. Lebensjahr.

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Berlin. Eine kommt, eine geht: Bei den Empfehlungen zur Meningokokken-Impfung der Ständigen Impfkommission (STIKO) gibt es zwei Neuerungen. Für Kinder und Jugendliche im Alter von 12 bis 14 Jahren empfiehlt die STIKO nun eine Impfung gegen Meningokokken der Serotypen A, C, W und Y.

Die bisherige Empfehlung, Kleinkinder gegen die Serogruppe C zu impfen, entfällt hingegen, wie das Robert-Koch-Institut (RKI) im Epidemiologischen Bulletin (Epid Bul 44/2025) am Donnerstag berichtet.

Bekannterweise kann eine Meningokokkeninfektion zu einer Meningitis führen oder eine Sepsis auslösen. Laut RKI kommt es in Deutschland nur sehr selten zu einer Erkrankung, jedoch verlaufen diese meist schwerwiegend. Die Letalität betrage 10 bis 13 Prozent.

Viele Überlebende berichten von schweren Langzeitfolgen (z. B. Hydrozephalus, Epilepsie, chronisches Nierenversagen, Amputationen, Hörverlust und psychische Störungen).

Die neuen Impfempfehlungen der STIKO

Das kommt hinzu:

  • Unabhängig vom Impfstatus empfiehlt die STIKO für alle Kinder und Jugendlichen im Alter von 12- bis 14-Jahren die Impfung gegen MenACWY mit einem quadrivalenten Konjugatimpfstoff als Standardimpfung. Es soll eine Impfstoffdosis eines altersgerecht zugelassenen Impfstoffs (Nimenrix®, MenQuadfi® oder Menveo) verabreicht werden.
  • Die Verabreichung kann zeitgleich mit den weiteren von der STIKO empfohlenen Impfungen für diese Altersgruppe erfolgen (Vierfachimpfung [Tdap-IPV], HPV-Impfung [HPV]).
  • MenACWY-Nachholimpfungen sollen bis zum Alter von 25 Jahren erfolgen.

Und das fällt weg:

  • Aufgrund der geänderten epidemiologischen Lage wird die MenC-Standardimpfung für Kleinkinder nicht weiter empfohlen. Die bisherige STIKO-Empfehlung zur monovalenten MenC-Impfung im Alter von 12 Monaten, einschließlich der bislang empfohlenen Nachholimpfungen bis zu einem Alter von 18 Jahren entfällt.
  • Aufgrund der Seltenheit von ACWY-IME bei Kleinkindern im Alter von ≥ 12 Monaten in den letzten Jahren, speziell auch der deutlichen Reduktion invasiver MenC-Infektionen und lediglich geringer erwartbarer indirekter Effekte mit dem aktuell empfohlenen Impfschema für die Gruppe der Säuglinge empfiehlt die STIKO zum jetzigen Zeitpunkt für Kleinkinder keine allgemeine MenACWY-Impfung.
  • Die Indikationsimpfempfehlung gegen ACWY-IME für gesundheitlich gefährdete Personen, einschließlich Säuglingen und Kleinkindern, mit angeborener oder erworbener Immundefizienz bleibt hiervon unberührt bestehen.

Erhöhte Ansteckungsgefahr bei 15- bis 19-Jährigen

Wie das RKI erläutert, haben Jugendliche im Alter von 15 bis 19 Jahren laut epidemiologischen Daten das höchste Risiko für invasive Meningokokken-Erkrankungen der Untergruppen A,C,W und Y. Daher sollte vor Erreichen dieses Alters ein Immunschutz aufgebaut werden.

Eine Impfung im Alter von 12 bis 14 Jahren würde den Jugendlichen einerseits Schutz vor der Erkrankung selbst bieten und andererseits die Verbreitung der Erreger in der gesamten Bevölkerung nachhaltig verringern.

„Die Impfung könnte in die J1, die Jugendgesundheitsuntersuchung, integriert werden“, empfahl Professor Alexander Dalpke, Ärztlicher Direktor am Zentrum für Infektiologie, Medizinische Mikrobiologie und Hygiene am Universitätsklinikum Heidelberg sowie STIKO-Mitglied, während eines Pressebriefings des Science Media Centers (SMC).

Seine Kollegin, PD Dr. Julia Tabatabai, die ebenfalls Mitglied der STIKO ist und am Universitätsklinikum Heidelberg doziert, fügt hinzu: „Auch wenn eine Impfung im Kleinkindalter erfolgt ist, ist es wichtig, die Jugendlichen nun nochmals zu impfen.“

Die Impfung kann beim Kinder- oder beim Hausarzt erfolgen. Wichtig ist lediglich, die Patientinnen und Patienten bzw. deren Eltern proaktiv darauf anzusprechen. Vor allem jene, die die J1 schon hinter sich haben, sagte Tabatabai. Die Impfung könne ja bis zum 25. Lebensjahr nachgeholt werden.

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Eine Präferenz für einen bestimmten Impfstoff gebe es dabei nicht. „Alle erhältlichen Konjugatimpfstoffe haben eine ähnliche Wirkung“, ergänzte Dalpke. Laut Julia Tabatabai wird es noch einige Monate dauern, bis Arztpraxen die Impfung gegen Meningokokken A, C, W und Y tatsächlich über die Krankenkassen abrechnen können. Es müsse ja unter anderem auch noch die Kostenübernahme mit den Krankenkassen geregelt werden.

Keine MenC-Impfung mehr

Seit 2006 gehörte der Schutz vor Meningokokken der Serogruppe C zu den Standardimpfungen für Kleinkinder ab dem zweiten Lebensjahr. Der STIKO-Rat zu dieser Impfung wie auch die empfohlene Nachholimpfung bis zum Alter von 18 Jahren entfällt nun.

Grund hierfür ist der Rückgang invasiver Erkrankungen durch die Serogruppe C. Daten des RKI zufolge sind diese kontinuierlich gesunken, sodass der Nutzen einer Impfung im Kleinkindalter nach dem vollendeten ersten Lebensjahr als sehr gering eingeschätzt wird.

„Auch die Impfung ist für den Rückgang verantwortlich, den wir im Infektionsgeschehen beobachten“, sagte PD Dr. Heike Claus, Leiterin der Arbeitsgruppe „Molecular Epidemiology of Bacterial Infections“ am Institut für Hygiene und Mikrobiologie sowie Leiterin des Nationalen Referenzzentrums für Meningokokken und Haemophilus influenzae an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg.

Ob durch den Wegfall der Impfung hingegen wieder mit einem Anstieg der Serogruppe C zu rechnen ist, lässt sich im Detail noch nicht sagen. Daten aus Großbritannien lassen jedoch, wie Heike Claus dem SMC gegenüber anmerkt, nicht darauf schließen.

Es sei tatsächlich nicht üblich, dass eine bestehende Impfempfehlung aufgelöst wird, doch Alexander Dalpke begründet: „Aufgabe der STIKO ist es auch, bekannte Impfungen immer wieder zu bewerten. Bei den Serogruppen haben wir immer wieder Veränderungen in ihrer Häufigkeit gesehen. Also mussten wir neu evaluieren.“

Platz machen im Impfkalender

Durch den Wegfall der Empfehlung soll auch etwas Luft im Impfkalender geschaffen werden. „Er ist im ersten Lebensjahr sehr, sehr voll und das führt oft zu Verspätungen bei den Impfungen“, begründete Julia Tabatabai. Die Kinderärztin erhofft sich, dass durch die Neuerung andere Impfungen eher zum richtigen Zeitpunkt erfolgen, so wie es der Impfkalender vorsieht.

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Die Empfehlung, Säuglinge ab einem Alter von zwei Monaten gegen Meningokokken B zu schützen, bleibt bestehen. Laut dem RKI sind sie am häufigsten von Infektionen dieser Untergruppe betroffen. Daher gehört der Schutz davor seit 2024 zu den Standardimpfungen für Kleinstkinder.

Die Impfdosen sollten im Alter von zwei, vier und zwölf Monaten verabreicht werden. Nachholimpfungen werden für Kinder bis zum Alter von fünf Jahren empfohlen. (help)

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