Medizinprodukte

"Verantwortungslose Aufbereitung"

Die Wiederaufbereitung medizintechnischer Einmalprodukte gefährdet die Patientensicherheit, besagt ein Gutachten.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:

BERLIN. Der Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) lehnt Pläne ab, die Aufbereitung von medizinischen Einmalprodukten zu fördern. Grund dafür sei die Patientensicherheit.

Laut BVMed sehe der Vorschlag des Europäischen Parlaments zur neuen europäischen Medizinprodukteverordnung vor, alle bisherigen Einmal-Medizinprodukte grundsätzlich als aufbereitbar zu betrachten, sofern sie nicht von der EU-Kommission als nicht-aufbereitbare Einmalprodukte gelistet sind.

In einem nun vorgelegten Gutachten im Auftrag des BVMed nennt der Sachverständige Dr. Hans Haindl - selbst Arzt und Ingenieur - die Aufbereitung von Einmal-Blasenkathetern "verantwortungslos".

Kein Nachweis für Unbedenklichkeit

Haindl - Sachverständiger für Medizintechnik - kommt in dem Gutachten "Intermittierende Blasendrainage - single-use versus re-use" zu dem Ergebnis, dass es keinen Nachweis für die Unbedenklichkeit aufbereiteter Blasenkatheter gebe.

Man wisse "trotz zahlreicher vorliegender Studien und Metaanalysen (…) wenig über den Einfluss der Aufbereitung von Einmal-Blasenkathetern auf die Infektionsrate und andere Komplikationen des Patienten".

Einige Studien würden über eine signifikante Verringerung der Rate der Harnwegsinfektionen berichten, wenn hydrophile oder Gleitmittel beschichtete Einmalkatheter verwendet werden.

Keine der Studien befasse sich mit der Methodik der Aufbereitung der Katheter. Haindl: "Es liegt eine bemerkenswerte Leichtfertigkeit darin, eine Methode zu empfehlen, die überhaupt nicht exakt beschrieben ist."

Eine Aufbereitung bedeutet nach dem Gutachten "die Inkaufnahme einer höheren Rate von Harnwegsinfektionen. Diese Harnwegsinfektionen wiederum verursachen nicht unerhebliche Kosten, Morbidität und, nicht zu vergessen, Mortalität."

Die intermittierende Selbstkatheterisierung der Blase ist bei Blasenfunktionsstörungen infolge bestimmter Erkrankungen das Mittel der Wahl.

In den meisten Ländern mit hoch entwickelten Gesundheitssystemen werden hierzu laut BVMed Einmalkatheter verwendet, die die Selbstkatheterisierung unter weitgehend aseptischen Bedingungen erleichtern.

Diese Katheter seien steril in einer Verpackung, aus der heraus sie direkt eingeführt werden können.

Zur Verbesserung der Gleitfähigkeit seien sie entweder beschichtet oder es sei in der Verpackung ein Gleitmitteldepot, durch das die Katheter vor dem Einführen automatisch mit Gleitmittel beschichtet werden.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Glosse

Großer Bruder, kleine Uhren

Kommentare
Sonderberichte zum Thema

Ist das AMNOG bereit für HIV-Innovationen?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Gilead Sciences GmbH, Martinsried
Arzneiforschung: Von Innovationen profitieren nicht nur Patienten, sondern immer auch die Gesellschaft als Ganzes.

© HockleyMedia24 / peopleimages.com / stock.adobe.com

Nutzenbewertung

Arznei-Innovationen: Investition mit doppeltem Nutzen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa)
Maquet Otesus OP-Tischsystem

© Getinge Deutschland GmbH

Unternehmen im Fokus

Flexible und ökonomische OP-Tischsysteme

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Getinge Deutschland GmbH, Rastatt
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Krebs in Deutschland

Bei zwei Krebsarten nahm die Sterblichkeit am stärksten ab

Lesetipps
Die Luftbelastung in Innenräumen mit Reinigungsprodukten betrifft jede Person. Sie beeinflusst unsere Lungenfunktion, und das lebenslang. Diese Gefahr wird unterschätzt. So die Meinung einer Pneumologin aus Italien.

© natali_mis / stock.adobe.com

Verschmutzte Luft

Was Reinigungsmittel in der Lunge anrichten können