Anlagen-Kolumne

Vorsicht bei spekulativen Aktien mit schlechten Finanzkennzahlen!

Es ist kurios: Schlechte Aktien schneiden derzeit besser ab als solide Wertpapiere. Von Dauer dürfte dieser Trend aber nicht sein.

Von Jens Ehrhardt Veröffentlicht:

Die vergangenen zwei Börsenjahre sind ein sehr gutes Beispiel dafür, wie wenig die Aktienkurse mit den Unternehmensgewinnen zu tun haben. Aktiengesellschaften, bei denen die Zahlen miserabel sind und die Hoffnung auf bessere Geschäftszahlen in immer weitere Ferne rückt, haben sich in diesem Jahr in den meisten Fällen wesentlich stärker im Kurs verbessert als solide Aktien. Je schlechter die Ertragslage und die Bilanz bei Aktien und je schlechter die Bonitäten bei Anleihen, desto größer war die Erholung. Ein solcher Trend kann natürlich nicht von Dauer sein.

Ein ähnliches Erholungsmuster gab es schon 2003. Damals folgten vor allem im Bereich spekulativer Aktien kräftige Erholungen auf die Rückgänge der internationalen Aktienindizes. Auch damals wurde die Erholung zunächst mit "nur liquiditätsmäßig bedingt" abgetan. Im Verlauf des Jahres 2004 lieferten viele Unternehmen dann jedoch die fundamentale Untermauerung der erholten Aktienkurse nach.

Die große Frage ist, ob auch diesmal der Kurserholung bei spekulativen Aktien eine fundamentale Erholung folgt, bei der höhere Unternehmensgewinne und bessere Bilanzen quasi nachgeliefert werden. Tatsächlich scheint die Situation diesmal anders. Vieles spricht dafür, dass die massiven Überkapazitäten zahlreicher Branchen auf absehbare Zeit hin nicht nennenswert zu reduzieren sind. Viele Unternehmen werden weiterhin vergeblich darauf warten, dass sich die Absatzmengen nennenswert erhöhen oder Preissteigerungen am Markt durchzusetzen sind.

Zusammenfassend dürften spekulative Aktien mit schlechten Bilanzen und hohen Bewertungen in Bezug auf Gewinn und Substanz künftig schlechter als der Rest des Marktes abschneiden. Die Schere aus übertriebenen Bewertungen spekulativer Aktien und schlechten Finanzkennzahlen wird sich auf absehbare Zeit nicht durch eine Verbesserung der Geschäftstätigkeit schließen lassen.

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