Börsen-Tipp

Wandelanleihen: Aktienähnliche Renditen mit verringertem Risiko

Über Wandelanleihen können Anleger jedes Jahr Zinserträge kassieren und obendrein von Kurszuwächsen der Aktie des Emittenten profitieren. Eine Studie zeigt: Fonds erzielen mit diesen Papieren pro anno im Schnitt sechs Prozent Ertrag.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Wandelanleihen bieten Anlegern gerade in Krisen Fallschutz: Sinkt der Aktienkurs, verlieren sie nur bedingt an Wert.

Wandelanleihen bieten Anlegern gerade in Krisen Fallschutz: Sinkt der Aktienkurs, verlieren sie nur bedingt an Wert.

© Vincent_Vuttipipat / Getty Images / iStock

Neu-Isenburg. Der Ertrag schien reichlich gering: Lediglich einen Zins von 0,625 Prozent pro Jahr hat MorphoSys am 13. Oktober vergangenen Jahres Investoren geboten, die bereit waren, eine fünfjährige Anleihe des Biotech-Unternehmens aus Planegg bei München zu zeichnen.

Dennoch konnte der Antikörperspezialist auf diese Weise binnen Minuten die gewünschten 325 Millionen Euro einsammeln. Der Grund für die erfolgreiche Platzierung: Das Fremdkapital wurde nicht über eine herkömmliche Schuldverschreibung aufgenommen, sondern über eine Wandelanleihe.

„Wandelanleihen funktionieren zunächst wie normale Anleihen“, so Markus Zschaber, Gründer und Geschäftsführer der V.M.Z. Vermögensverwaltung in Köln. „Anleger erhalten jedes Jahr die zuvor vereinbarte Zinszahlung und am Ende der Laufzeit ihr investiertes Kapital zurück.“

Jedoch gibt es eine Besonderheit: Erreicht der Aktienkurs des Unternehmens einen bestimmten Schwellenwert, können Anleger die Anleihe in einem zuvor festgelegten Verhältnis in Aktien des Unternehmens wandeln.

Interessantes Rendite-Risiko-Profil

Beträgt der Wert eines Anteilsscheins der Wandelanleihe 50.000 Euro und liegt der Schwellenwert bei 100 Euro, erhalten Anleger pro Wandelanleihe 500 Aktien. Steigt deren Kurs weiter, können sie die Papiere mit Gewinn an der Börse verkaufen. „Sie können aber auch die Aktien behalten und künftig deren Dividenden kassieren“, sagt Stephan Witt, Anlagestratege beim Berliner Vermögensverwalter Finum.Private Finance.

Im Fall der MorphoSys-Wandelanleihe liegt der Wandlungspreis bei 131,29 Euro; und damit 40 Prozent über dem Aktienkurs am Tag der Emission. Bislang hat die Aktie diesen Schwellenwert nicht erreicht. Doch das kann in den kommenden vier Jahren noch geschehen. Der Wandlungspreis sei „nahe am Allzeithoch des MorphoSys-Aktienkurses festgelegt“, sagt Vorstandschef Jean-Paul Kress. Dass Investoren dennoch die Wandelanleihe gezeichnet haben, beweise „deren Glauben an die langfristigen Wachstumsaussichten von MorphoSys.“

Mit Wandelanleihen können aktienähnliche Renditen erzielt werden, ohne dabei die kompletten Risiken des Aktienmarktes eingehen zu müssen.

Andreas Heinrich Vorstand bei Hansen & Heinrich

Von Wandelanleihen profitieren deren Emittenten, wie deren Anleger. Unternehmen können sich über Wandelanleihen zu niedrigeren Zinssätzen Kapital leihen, als über herkömmliche Schuldverschreibungen. Investoren haben durch die Wandlungsmöglichkeit jedoch die Chance auf attraktive Gewinne, wenn der Kurs der Aktie des Emittenten über den Schwellenwert steigt.

„Mit Wandelanleihen können aktienähnliche Renditen erzielt werden, ohne dabei die kompletten Risiken des Aktienmarktes eingehen zu müssen“, sagt Andreas Heinrich, Vorstand der Berliner Vermögensverwaltung Hansen & Heinrich. Denn der Börsenwert einer Wandelanleihe steige, wenn sich der Kurs der zugrunde liegenden Aktie nach oben bewegt.

Hingegen würde die Anleihe nur in begrenztem Umfang Wert verlieren, wenn der Aktienkurs sinkt. „Wandelanleihen machen im Schnitt rund zwei Drittel der Aufwärtsbewegungen von Aktien mit, fallen dafür jedoch nur um rund ein Drittel, wenn der Aktienkurs sinkt“, so Stratege Witt.

„Da die Zinsen jährlich und der Schuldbetrag am Ende der Laufzeit zurückgezahlt werden, verfügen Wandelanleihen über einen Puffer gegen Kursverluste der zugrunde liegenden Aktie“, sagt Burkhard Wagner, Vorstand des Münchner Anlageverwalter Partners Vermögensmanagement. Denn Anleger seien bei Wandelanleihen vor einem Verlust geschützt; es sei denn, der Emittent wird insolvent, was bei namhaften Unternehmen unwahrscheinlich ist. „Diese Papier haben dadurch ein sehr interessantes Rendite-Risiko-Profil“, so Wagner.

Meist hohe Mindeststückelungen

Wandelanleihen werden von mittelgroßen und großen Unternehmen emittiert, wenn sie günstig an Fremdkapital gelangen wollen, um weitere Expansionsmaßnahmen zu finanzieren. Vor allem Technologieunternehmen, Hersteller nichtzyklischer Konsumgüter und Biopharmaunternehmen nutzen die Papiere. Zugleich investieren auch Konzerne in Wandelanleihen, um günstig an Anteile von Unternehmen zu gelangen, an denen sie sich beteiligen wollen.

So hat das Darmstädter Chemie- und Pharmaunternehmen Merck im vergangenen Jahr erfolgreich eine 2018 emittierte Wandelanleihe des US-Biotech-Unternehmens Precigen in Aktien gewandelt, um seinen Anteil an der Firma aus Maryland von 11,6 auf 14,8 Prozent zu erhöhen.

Wandelanleihen werden meist mit Mindeststückelungen von 50.000 Euro angeboten. „Für Privatanleger sind diese Beträge für ein Direktinvestment zu hoch“, sagt Witt. Deshalb sollten Anleger auf Fonds setzen, deren Manager den Markt stetig analysieren und das Geld ihrer Kunden in die aussichtsreichsten Papiere investieren. Nach einer Studie der Ratingagentur Scope haben die 55 untersuchten Wandelanleihe-Fonds von 2009 bis 2019 im Schnitt eine jährliche Rendite von sechs Prozent erzielt.

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