Therapie

Warum Empathie im Patientengespräch so wichtig ist

Therapieempfehlungen beruhen heute viel zu oft auf einem unvollständigen Bild des Patienten, moniert der Arzt und Psychologe Professor Christian Schubert. Sein Vorschlag: Die Geschichte des Patienten verstehen, bevor man ihm eine Lösung anbietet.

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NEU-ISENBURG. Unser Gesundheitswesen hat Strukturen geschaffen, in denen es kaum mehr möglich ist, den ganzen Menschen bei der Therapie im Blick zu behalten. Die junge Disziplin der Psychoneuroimmunologie versucht hier, wieder das Bild zurechtzurücken, indem sie gezielt erforscht, wie das Immunsystem in Wechselwirkung mit Verhalten, Gedanken und Gefühlen steht.

Einer ihrer Verfechter ist der Arzt, Psychologe und Psychotherapeut Professor Christian Schubert. "Der Mensch wird allzu oft auf biochemische Datensätze und Laborresultate reduziert", schreibt er in seinem Buch "Was uns krank macht, was uns heilt – Aufbruch in eine neue Medizin".

Schubert, der das Labor für Psychoneuroimmunologie an der Klinik für Medizinische Psychologie der Medizinischen Universität Innsbruck leitet, plädiert daher ganz entschieden für mehr Empathie in der Medizin: "Was über die körperlichen Symptome hinausgeht, kommt in den meisten Arzt-Patienten-Gesprächen viel zu wenig zur Sprache."

Die Geschichte des Patienten verstehen

Wichtig sei es, die Krankengeschichte tatsächlich zu erfassen. Hierbei gehe es im Kern um persönliche Erlebnisse und Erfahrungen des Patienten, also um seine Geschichte, berichtet er in seinem Buch.

Dabei sollten Ärzte den Patienten als "Experten für das, was ihm widerfahren ist und was er spürt", annehmen. Was Ärzte als "gesunde Distanz" wahrnehmen würden, würde bei dem Patienten eher so wirken, als würde er von oben herab behandelt.

Gerade bei chronischen Erkrankungen ist laut Schubert diese vom Patienten erlebte Krankengeschichte wichtig. Bei der Volkskrankheit Rückenschmerzen zeige sich oft, dass rein konventionelle Therapien nur bedingt Linderung bringen.

Eine Studie des Dachverbands der BKK belege, dass fast ein Sechstel der Krankenstände durch Muskel-Skeletterkrankungen auf psychische Störungen zurückgehe. Schubert analysiert dabei in seinem Buch – anhand vieler, vor allem Langzeitstudien –, wie sich Stress aufbaut und auf die Gesundheit auswirkt. Er zeigt aber auch auf, wie selten er in die Anamnese und Therapie einfließt und wie sich dies ändern ließe. (eb)

"Was uns krank macht – Was uns heilt, Aufbruch in eine neue Medizin" von Prof. Dr. Dr. Christian Schubert und Dr. Madeleine Amberger, Verlag Fischer & Gann, Österreich; 2016; ISBN: 978-3-903072-17-6

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