Studierende

Wenn Überlastung zum Problem wird

Damit Studierende gesund bleiben, startet die Johannes Gutenberg-Universität Mainz ein Modellprojekt. Im Fokus steht die Psyche.

Von Anne Zegelman Veröffentlicht:
Lernen, lernen, lernen — das kann sehr belastend sein. Die Uni Mainz bietet ein neues Gesundheitsmanagement und reagiert damit auf Berichte über die steigende Quote von psychischen Erkrankungen unter Studenten.

Lernen, lernen, lernen — das kann sehr belastend sein. Die Uni Mainz bietet ein neues Gesundheitsmanagement und reagiert damit auf Berichte über die steigende Quote von psychischen Erkrankungen unter Studenten.

© inarik / Getty Images / iStock

MAINZ. Vorlesung, Bibliothek, dann schnell zum Nebenjob radeln, anschließend noch bis in die Nacht lernen – viele Studierende jonglieren ganz selbstverständlich mit den zahlreichen Anforderungen ihres Alltags. Doch nicht an jedem geht der Stress spurlos vorüber.

"In der aktuellen Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks haben mehr als die Hälfte der befragten Studierenden angegeben, dass eine psychische Erkrankung sie in ihrem Studium einschränkt", sagt Philipp Seidel, Vorsitzender des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU).

In der rheinland-pfälzischen Hauptstadt soll nun das bundesweit erste ganzheitliche Gesundheitsmanagement für Studierende an einer Universität aufgebaut werden. Das Modellvorhaben "Gesund studieren in Mainz" hat sich das Ziel gesteckt, bestehende Angebote zu bündeln und neue zu schaffen.

An der JGU gebe es bereits eine Vielzahl von engagierten Einrichtungen, Aktivitäten und Projekten zum Thema Gesundheit der Studierenden und Beschäftigten, teilt die Uni mit.

Diese reichen von der Betriebsärztlichen Dienststelle der Universitätsmedizin, der Dienststelle Arbeitsschutz über die Psychotherapeutische Beratungsstelle für Studierende, der Servicestelle für barrierefreies Studieren, der Konfliktberatungsstelle über die Suchtberatung und Prävention bis hin zum Allgemeinen Hochschulsport. Im Rahmen des Projekts soll außerdem zu Gesundheitsförderung und Prävention geforscht werden.

Früher gesund, heute krank

Langfristiges Ziel sei es, die körperliche, psychische und soziale Gesundheit der 32.000 Studierenden zu fördern, sagt Professor Stephan Letzel, wissenschaftlicher Leiter des Modellvorhabens und Direktor des Instituts für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Universitätsmedizin Mainz.

Partner ist die Barmer, die das Modellvorhaben im Rahmen des Präventionsgesetzes mit 1,5 Millionen Euro für fünf Jahre fördert. "Immer mehr junge Erwachsene leiden unter psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder Panikattacken", berichtet Dunja Kleis, Landesgeschäftsführerin der Kasse in Rheinland-Pfalz und im Saarland, mit Blick auf den aktuellen Barmer-Arztreport.

Bei den Studierenden, die bislang als weitgehend "gesunde" Gruppe galten, sei inzwischen mehr als jeder sechste (17 Prozent) von einer psychischen Diagnose betroffen.

"Gerade bei angehenden Akademikern steigen Zeit- und Leistungsdruck kontinuierlich. Hinzu kommen finanzielle Sorgen und Zukunftsängste", so Kleis.

Vor allem mehr niedrigschwellige Angebote könnten hier helfen, psychische Erkrankungen von vorn herein zu verhindern. Allerdings gebe es an deutschen Hochschulen derzeit keine strukturierten und systematischen Gesundheitsmanagements für Studierende — das wolle man ändern.

Als Schirmherrin fungiert Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD). "Die Herausforderungen können unsere Studierende nur bewältigen, wenn sie eigene Stärken entwickeln und Ressourcen im Umgang mit diesen alltäglichen Stressoren kennen", sagt sie.

Andere Unis sollen profitieren

Federführend ist das Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Uni, außerdem mit dabei sind die Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie sowie der Forschungsschwerpunkt Medienkonvergenz, das Institut für Sportwissenschaft und das Institut für Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie der JGU.

Die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf andere Universitäten und Hochschulen und die wissenschaftliche Evaluation des Modellvorhabens sollen fester Bestandteil des Projekts sein.

AStA-Vorsitzender Philipp Seidel sagt, er hoffe vor allem auf Programme, die die psychische Gesundheit der Studierenden in den Fokus rücken.

Wie die Organisatoren mitteilen, umfasst das Projekt psychosomatische Gesichtspunkte, Arbeits- und organisationspsychologische Aspekte, sportwissenschaftliche Aspekte sowie den Bereich Gesundheitskommunikation.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Was die MS-Behandlung auszeichnet

© Suphansa Subruayying | iStock

Lebensqualität

Was die MS-Behandlung auszeichnet

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

© AscentXmedia | iStock

Lebensqualität

Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
7-Jahres-Daten belegen günstiges Nutzen-Risiko-Profil von Ofatumumab

© Vink Fan / stock.adobe.com

Aktive schubförmige Multiple Sklerose

7-Jahres-Daten belegen günstiges Nutzen-Risiko-Profil von Ofatumumab

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg

ADHS im Erwachsenenalter

Wechseljahre und ADHS: Einfluss hormoneller Veränderungen auf Symptomatik und Diagnose

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG, Iserlohn
Neue Ansätze zur Behandlung seltener Krankheitsbilder

© Dr_Microbe / stock.adobe.com

Entwicklungen in der Therapie neuromuskulärer Erkrankungen

Neue Ansätze zur Behandlung seltener Krankheitsbilder

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Eine junge Frau fasst sich an ihren schmerzenden Ellenbogen.

© Rabizo Anatolii / stock.adobe.com

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an