Prozente bei der Bank

Wo Zinsjäger noch fündig werden

Anleger müssen sich nicht mit Mini-Erträgen auf Spareinlagen zufrieden geben. Einige Banken buhlen mit Renditen oberhalb der Inflationsrate auf Fest- und Tagesgeldeinlagen um neue Kunden.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Wer auf Zinsen für Spareinlagen schielt, wird bei Direktbanken derzeit besser bedient.

Wer auf Zinsen für Spareinlagen schielt, wird bei Direktbanken derzeit besser bedient.

© mast3r / fotolia.com

NEU-ISENBURG. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat vergangenes Jahr den Leitzins in der Eurozone auf das Rekordtief von 0,25 Prozent gesenkt - und seitdem dort belassen. Banken mit direktem Zugang zur Notenbank können sich deshalb so günstig Geld bei der EZB leihen, dass sie auf Spareinlagen nur noch Minizinsen zahlen.

Insbesondere Sparkassen und Volksbanken machen davon Gebrauch und zahlen zum Teil nur noch Zinssätze von bis zu 0,25 Prozent. "Diese Institute brauchen eine höhere Marge, weil sie durch ihr dichtes Filialnetz in der Fläche hohe Verwaltungskosten haben", sagt Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.

Für Direktbanken gilt das allerdings nicht. Einige dieser Institute zahlen für sofort verfügbare Tagesgeldeinlagen noch immer Zinsen von 1,2 bis 1,4 Prozent, hat Max Herbst, Inhaber der Frankfurter FMH Finanzberatung ermittelt.

"Für einjähriges Festgeld gibt es bis zu 1,7 Prozent." Für dreijährige Festgeldanlagen würden sogar Zinsen von bis zu 2,15 Prozent pro Jahr gezahlt.

Dies liegt auch daran, dass einige Banken Neugeschäft generieren wollen und deshalb versuchen, mit attraktiven Zinsofferten weitere Kunden zu gewinnen. Ein Beispiel dafür ist die ING-Diba. Die Direktbank aus der niederländischen ING-Gruppe konnte vergangenes Jahr die Anzahl ihrer Kunden um mehr als eine halbe Million auf 8,1 Millionen steigern.

"Unser Geschäftsmodell mit einfachen Finanzprodukten ist genau das, was die Kunden wollen", sagt Vorstandschef Roland Boekhut. Für Festgeldanlagen ab 10.000 Euro erhalten Anleger derzeit einen Zinssatz von einem Prozent. Dies gilt sowohl bei einer Laufzeit von sechs, als auch von zwölf Monaten.

Für Sparbriefe mit zweijähriger Laufzeit sind es 1,1 Prozent, bei fünfjähriger Laufzeit 1,7 Prozent. Damit liegen die Erträge nahe oder sogar über der aktuellen Inflationsrate von 1,3 Prozent.

Höhere Zinsen, höheres Risiko

Mit noch höheren Zinsen versucht derzeit die Südtiroler Sparkasse über ihre Münchner Filiale, Neukunden zu gewinnen. Wer erstmals eine Festgeldeinlage über mindestens 10.000 Euro bei dem Institut mit Headquarter in der Landeshauptstadt Bozen tätigt, erhält bei einer Laufzeit von zwölf Monaten 1,4 Prozent, bei 24 Monaten 1,5 Prozent.

Bei dreijähriger Bindung sind es 1,85 Prozent, bei fünfjähriger Anlage sogar 2,15 Prozent. Für Tagesgeld gewährt das Institut derzeit 1,3 Prozent.

Italienische Banken haben wegen der Wirtschaftskrise im Stiefelstaat in erheblichem Umfang mit notleidenden Krediten zu ringen. "Die Institute stehen unter Druck", sagt Antonio Rizzo, Analyst der Barclays Bank. Dadurch haben sie nur begrenzt Zugriff auf EZB-Darlehen.

Viele italienische Sparer fürchten deshalb eine Insolvenzwelle unter den Instituten und legen ihr Geld deshalb lieber bei deutschen und österreichischen Banken an. Und darunter leidet auch die Sparkasse Südtirol. Ihr Reingewinn fiel von 2009 bis 2012 von 29,06 Millionen Euro auf 7,6 Millionen Euro.

Gleichzeitig will das Bozener Institut das Einlagengeschäft ausweiten, um die Wirtschaft in der deutschsprachigen autonomen Region zu stützen. Vergangenen Sommer hat die Sparkasse gemeinsam mit den Südtiroler Wirtschaftsverbänden ein Konjunkturpaket aufgelegt, um Kredite zu Vorzugskonditionen an kleine und mittelständische Unternehmen auszureichen.

Wie bei deutschen Banken sind auch bei italienischen Instituten theoretisch Spareinlagen von bis zu 100.000 Euro über den nationalen Einlagensicherungsfonds geschützt. Ob der Stiefelstaat im Krisenfall allerdings tatsächlich in der Lage wäre, Sparer bis zu diesem Betrag zu entschädigen, müssen Anleger für sich selbst entscheiden.

"Die Kapitalmärkte preisen höhere Risiken bei Italien ein", sagt Finanzexperte Nauhauser. Dies zeige sich daran, dass Rom höhere Zinsen auf Staatsanleihen zahlen müsse als Deutschland - und italienische Banken höhere Zinsen auf Spareinlagen.

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