Aufgaben und Ziele des Zentrums für Ernährungsmedizin

Stark übergewichtige Menschen und Patienten mit metabolischem Syndrom müssen intensiv und interdisziplinär betreut werden. Dafür haben die Universitäten Hohenheim und Tübingen ein überregionales Zentrum für Ernährungsmedizin (ZEM) gegründet.

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Ziel ist es, so die Krankenversorgung unter ernährungsmedizinischer Perspektive zu optimieren. Aber nicht nur die Patientenversorgung gehört zu den Aufgaben des ZEM, sondern auch die Aus-, Fort- und Weiterbildung von Ärzten sowie die Ernährungsforschung.

Dafür arbeiten unter Leitung von Professor Stephan Zipfel unter anderem Internisten, Chirurgen, Anästhesisten, Hirnforscher, Radiologen und Ernährungswissenschaftler eng zusammen. Das Ernährungsteam um Professor Andreas Fritsche versucht, die Behandlung übergewichtiger Patienten zu optimieren.

Ein Forschungsschwerpunkt ist die Prävention des Typ-2-Diabetes. Ein Drittel der deutschen Bevölkerung gehöre inzwischen zu Risikogruppen für Typ-2-Diabetes, so die Tübinger Forscher. Bei vielen, wenn auch nicht allen Risikopersonen kann mit Lebensstiländerungen der Diabetes verhindert werden. Es ist jedoch ebenfalls klar, dass das Gesundheitssystem nicht für alle intensive Präventionsmaßnahmen anbieten kann.

Fritsche und seine Kollegen wollen deshalb Langzeitprädiktoren entwickeln, mit denen sich bestimmten lässt, welcher Mensch trotz Lebensstilintervention Diabetes bekommt und welcher nicht, wer besonders von Sport und wer von welcher Diät profitiert, wer eine medikamentöse Unterstützung beim Abnehmen benötigt.

In dieses Tübinger Lebensstilinterventionsprogramm (TULIP) sind bislang mehr als 400 Teilnehmer eingeschlossen worden. Jeder Einzelne wird zwei Jahre lang von einer Ernährungsberaterin begleitet. Dabei achtet sie nicht nur auf die Qualität des Essens, sondern auch auf generelle Änderungen des Lebensstils. Von 380 Teilnehmern liegen bereits Daten nach neun Monaten vor, von 250 Teilnehmern Daten nach zwei Jahren. Demnach ist die Gewichtsabnahme im Dreivierteljahr nach Interventionsbeginn am stärksten, im Durchschnitt verlieren die Teilnehmer 3 Kilogramm Gewicht, danach nehmen sie allmählich wieder leicht zu, und zwar um etwa 1 Kilogramm.

Diabetes verhindern durch Lebensstiländerungen

Diese Erfolge erscheinen unspektakulär. Fritsche weist jedoch darauf hin, dass das metabolisch wichtige viszerale Fett anteilsmäßig viel stärker zurückgehe als das Körpergewicht, am stärksten werde das Leberfett reduziert. Der Tübinger Adipositas-Experte spricht in diesem Zusammenhang von "qualifiziertem Abnehmen". Es komme weniger auf die Reduktion des Gesamtgewichtes an, als darauf vor allem die metabolisch schlechten Fettdepots abzubauen. (ner)

Weiter Infos zur Diabetes-Präventionsstudie TULIP unter: www.medizin.uni-tuebingen.de/extweb/labor/tulip/

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