Entzündungskrankheiten erforschen und verstehen
Das neu gegründete Zentrum für Entzündungsmedizin ist Teil eines Exzellenzclusters, in dem über 150 Wissenschaftler und Ärzte zusammenarbeiten.
Veröffentlicht:In Kiel und Lübeck, den Standorten des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, wird im Frühjahr eine Spezialambulanz für Patienten mit Entzündungskrankheiten eröffnet. Bisher werden sie von verschiedenen Fachärzten versorgt, Patienten mit Morbus Crohn vom Gastroenterologen, Psoriasis-Patienten vom Dermatologen und Rheumakranke vom Rheumatologen.
Dabei liegen allen Erkrankungen ähnliche Pathomechanismen zugrunde und viele Patienten haben Entzündungen an mehreren Organsystemen. In der neuen Klinik wird die Entzündung als eine systemische Erkrankung betrachtet, unabhängig davon, wo sich Beschwerden zeigen. Diagnostik und Therapie erfolgen im Austausch mit den Kollegen der anderen Fachgebiete.
Zudem kooperieren die Ärzte eng mit den Grundlagenforschern im "Exzellenzcluster Entzündungsforschung". Neue antientzündliche Therapien oder innovative Wirkstoffe werden hier innerhalb von Studien eingesetzt.
Fast 40 Millionen Euro investieren Bundesregierung und das Land Schleswig-Holstein in das Exzellenzcluster, das die Universitäten Kiel und Lübeck mit dem Forschungszentrum Borstel bilden.
Prävention mit Ernährungsintervention
Die Erforschung von Entzündungsprozessen erfolgt auf verschiedenen Ebenen. Molekularbiologen erforschen genetischen Prädispositionen, Strukturbiologen klären die Beziehung zwischen Struktur und Funktion von Molekülen auf. Biologen und Immunologen untersuchen die molekularen Mechanismen der Entzündung in Zellkultur und Tiermodellsystemen. Und das alles soll in neue Diagnose- und Therapiemöglichkeiten münden sowie gezielte Präventionsmaßnahmen zum Beispiel in Form von Ernährungsinterventionen hervorbringen.
Wie diese aussehen könnten, ist Gegenstand der biomedizinischen Ernährungsforschung. Erste Ergebnisse kann Professor Gerald Rimbach vom Institut für Humanernährung und Lebensmittelwissenschaft der Universität Kiel bereits vorweisen. "Wir haben eine Genvariante des Fettstoffwechsels identifiziert, die bei der Entstehung koronarer Herzerkrankungen eine wichtige Rolle spielt. Das ist der Apo4-Genotyp", berichtet Rimbach.
25 Prozent der Bevölkerung trägt diese Genvariante. Sie geht mit einer erhöhten Entzündungsreaktion und vermehrtem oxidativen Stress einher, wie Zellkulturexperimente und Studien an transgenen Mausmodellen gezeigt haben. In Pilotstudien wird nun beim Menschen versucht, mit Hilfe der ‚personalisierten Ernährung‘ und maßgeschneiderten Lebensmitteln die Entzündungsreaktion bei ApoE4-Allelträgern zu reduzieren. (nke)