Expertenbefragung

Nur jedes zweite E-Health-Projekt ist erfolgreich

Die Umsetzung von Projekten zur Digitalisierung scheitert immer noch viel zu häufig, zeigt eine Befragung. Dabei fehlt es eher an der Strategie als am Geld.

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Der E-Health Sektor boomt, die Interoperabilität von Systemen steht weit oben in der Prioritätenliste der Entwickler. Doch wie sieht es in der Wirklichkeit aus mit der Umsetzung von E-Health-Projekten in Deutschland? In einer Expertenbefragung der eHealth.Business GmbH aus dem ersten Quartal 2019 berichteten neun von zehn Befragten, dass nur die Hälfte aller angefangenen Projekte auch erfolgreich zu Ende gebracht werden.

Die Kosten spielten dabei eine untergeordnete Rolle. Das Problem liege in der fehlenden Umsetzungsstrategie. „Die Akteure verspüren einen großen Handlungsdruck, wissen aber nicht, wo und wie sie starten sollen“, sagte Uwe Porwollik, Geschäftsführer bei eHealth.Business, in der Speaker‘s Corner am Stand der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank).

Mit dem Digitale Versorgungs-Gesetz werde der Zugang auf den Gesundheitsmarkt für E-Health-Start-ups einfacher werden. Damit steige jedoch auch der Bedarf an einer besonderen Projektsteuerung, die auf die Eigenheiten der Akteure eingeht.

Und diese fangen schon bei der Kommunikation an: In E-Health-Projekten treffen unterschiedliche Kulturen aufeinander. Gesundheitspolitisches Fachwissen trifft auf die englische Fachsprache vieler Start-ups. „Beispielsweise wissen viele nicht, was ein Template ist. Es hilft, einfach deutsche Wörter zu verwenden und stattdessen von einem Formular zu sprechen“, berichtete Unternehmensberater Porwollik.

Auch auf Seiten der E-Health- Unternehmer gebe es Verständnisprobleme. Gerade in Krankenkassen werden Fachabteilungen immer abgekürzt, Außenstehende brauchen oftmals ein Glossar. Die Projektsteuerung ist gefragt als Übersetzer zwischen den Kulturen“, betonte Porwollik.

Für die erfolgreiche Umsetzung eines E-Health-Projektes brauche es als ersten Schritt die Vernetzung zwischen den Akteuren und den Informationsaustausch nach einheitlichen Standards. Der zweite Schritt ist anschließend, E-Health-Start-ups und Anwendungen in diese Vernetzung mit einzubeziehen. „Eigentlich müsste die Bundesnetzagentur dafür sorgen, dass die Daten nach einheitlichen Standards ausgetauscht werden“, sagt Porwollik. Das Bundesgesundheitsministerium habe jetzt diese Rolle übernommen, indem es sich bei der gematik zum mehrheitlichen Gesellschafter gemacht hat.

Immer wieder für Verzögerungen sorgt dabei das Etablieren einheitlicher Standards durch die gematik: „Wir beobachten bei E-Health-Projekten eine Wartehaltung“, berichtet er. „Viele warten auf die Spezifikationen der gematik, bevor sie Geld riskieren, das möglicherweise schnell in den Sand gesetzt ist.“ Ein anderer Weg sei der, dass Akteure wie die AOK Nordost mit ihrem Gesundheitsnetzwerk, voranschreiten und E-Health Projekte zunächst umsetzen und sich erst später mit den Anforderungen der gematik synchronisieren. (sjw)

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