Faszinierende Welt der Medizintechnik
Von Antonia von Alten
Die Finanzkrise lässt die MedTech-Hersteller bisher relativ ungeschoren. Auf der Medica präsentiert sich die innovative Branche mit ihren Neuheiten.
Die Medizintechnik-Branche ist hoch innovativ. Rund neun Prozent ihres Umsatzes gibt die medizintechnische Industrie in Deutschland jährlich für Forschung und Entwicklung aus. Bei Patenten und Welthandelsanteil liegt Deutschland auf dem zweiten Platz - direkt hinter den USA. Rund ein Drittel ihres Umsatzes erzielen die deutschen Medizintechnikhersteller mit Produkten, die höchstens drei Jahre alt sind.
Die Medica bietet Besuchern die Gelegenheit, sich vom 18. bis 21. November in den Düsseldorfer Messehallen über die Innovationen in der Medizintechnik zu informieren. Der Markt der Medizintechnik trotzt der Finanzkrise. Verglichen mit anderen Branchen scheint er bisher fast ungeschoren davongekommen zu sein. Für 2008 berichtet die Branche von Umsätzen in Höhe von fast 17,76 Milliarden Euro und einem Umsatzplus von 2,6 Prozent.
Kleinere Firmen klagen über Umsatzeinbußen
In diesem Jahr ist jedoch manch einer der 1245 deutschen Medizintechnikhersteller von Umsatzeinbußen betroffen und muss Arbeitsplätze abbauen. Insbesondere kleine Firmen mit einem Umsatz von weniger als zehn Millionen Euro leiden nach Angaben des Branchenverbandes Spectaris, der etwa 150 der deutschen Med-Tech-Unternehmen vertritt, unter der Krise. Besonders trifft die Branche der Rückgang im Exportgeschäft. Während der Export lange Wachstumsträger war, müssen die Hersteller in diesem Jahr einen Rückgang des Umsatzes um sechs Prozent hinnehmen. Das Inlandsgeschäft ist mit 6,4 Milliarden Euro nach 6,3 Milliarden im Jahr 2008 stabil. Insgesamt rechnet die Branche für 2009 mit einem Umsatzminus von drei Prozent auf 17,2 Milliarden Euro. Gedämpft optimistisch blicken die deutschen Medizintechnik-Hersteller ins Jahr 2010. Dann sollte ein Umsatzwachstum von zwei bis drei Prozent möglich sein, so Spectaris- Geschäftsführer Sven Behrens.
Medizintechnik senkt auf lange Sicht die Kosten
Die weltweit zu beobachtenden Einsparungen im Gesundheitswesen treffen die Medizintechnikbranche hart und stoßen bei den Branchenverbänden auf wenig Verständnis. Ihrer Ansicht nach senken innovative Behandlungsmethoden auf lange Sicht die Kosten für das Gesundheitssystem. "Medizintechnik wird oftmals nur als Kostentreiber wahrgenommen", sagt Ulrich Krauss, Fachverbandsvorsitzender Medizintechnik des Branchenverbandes Spectaris und Sprecher der Initiative "Vorsprung Medizintechnik". Krauss verweist auf Studien seines Verbandes, die zeigten, dass sich durch moderne Medizintechnik 2,7 Milliarden Euro pro Jahr allein im deutschen Gesundheitswesen einsparen lassen. "Insbesondere in der als kostenintensiv geltenden Chirurgie können Innovationen Ausgaben verringern", so Krauss.
Ein Beispiel: 22 Millionen Euro pro Jahr könnten durch selbstauflösende Pins eingespart werden, die Knochen stabilisieren. Bisher stabilisieren Chirurgen Knochenbrüche im Gesichtsschädel in der Regel mit Titanplatten und -schrauben. Der Nachteil: Ist die Fraktur verheilt, müssen die Implantate in einer zweiten Op wieder entfernt werden. Dagegen lösen sich die synthetischen Pins des Tuttlinger Med-Tech-Unternehmens KLS Martin wieder von selbst auf. Sie werden durch Ultraschall mit dem Knochen verschweißt.
Ein spezielles Operationsmikroskop des Unternehmens Carl Zeiss Meditec ermöglicht eine schnelle und bessere Visualisierung des Blutflusses schon während Operationen von geplatzten Gefäßen im Gehirn. Dadurch entfallen nach Angaben von Zeiss aufwendige Nachoperationen, und Folgeerkrankungen durch Gefäßverschlüsse sind seltener.
www.spectaris.de Medica: Hall 10/C35