Schwangerschaft wirkt positiv auf Arthritis

Rheuma und Schwangerschaft sind kein Widerspruch. Es gibt nur einiges zu beachten, vor und während der Schwangerschaft.

Von Michael Hubert Veröffentlicht:
Wollen Rheumatikerinnen ein Kind, brauchen sie vor, während und nach der Schwangerschaft intensive Beratung.

Wollen Rheumatikerinnen ein Kind, brauchen sie vor, während und nach der Schwangerschaft intensive Beratung.

© Foto: Klaro

Wollen Frauen mit Rheumatoider Arthritis (RA) ein Kind bekommen, stehen für den Rheumatologen vor allem folgende Dinge im Mittelpunkt: Welche Risiken bestehen für Mutter und Kind? Wie ist ein möglichst optimales Befinden der Frau bei einer stabil eingestellten Erkrankung zu erreichen? Leider gebe es kaum kontrollierte Studien hinsichtlich Effizienz und Sicherheit von Rheumamitteln in der Schwangerschaft. "Eine Schwangerschaft kann aber die rheumatische Erkrankung beeinflussen und damit auch die Therapie", sagte Privatdozentin Rebecca Fischer-Betz von der Uni Düsseldorf. So führe bei Frauen mit RA eine Schwangerschaft bei etwa 70 Prozent zu einer Besserung der Erkrankung und 16 Prozent kämen sogar in eine Remission. "Die Ursache ist unklar", so Fischer-Betz. Möglich sei eine Beeinflussung der Zytokinmuster durch die Schwangerschaft. Sechs bis zwölf Monate nach der Geburt verschwinde der positive Effekt auf die RA aber wieder.

Die Fertilität werde durch die RA nicht beeinträchtigt, allerdings verlängere sich die Zeit bis zum Eintritt der Schwangerschaft. So seien in einer Studie im ersten Jahr des Kinderwunsches 42 Prozent der RA-Patienten nicht schwanger geworden, aber nur 30 Prozent der Frauen der gesunden Kontrollgruppe.

Vor der Empfängnis Methotrexat absetzen!

Bei zwei Drittel der Schwangeren bessert sich die Arthritis.

Das konkrete Vorgehen bei Rheumatikerinnen mit Kinderwunsch schilderte die Rheumatologin anhand einer Kasuistik: Eine 34-jährige Frau mit seit 15 Jahren bestehender Rheumatoider Arthritis (RA) äußerte in der Rheumasprechstunde ihren Kinderwunsch. Die RA-Therapie bestand aus einer Kombination von Methotrexat (MTX) und Sulfasalazin sowie NSAR bei Bedarf. "Drei Monate vor einer geplanten Schwangerschaft muss das MTX abgesetzt werden", sagte Fischer-Betz. Der Grund: MTX erhöht die Fehlbildungsrate. Bei Frauen mit RA und Kinderwunsch sei Sulfasalazin das Therapeutikum der Wahl. Möglich sind auch Malariamittel und niedrig-dosierte Kortikoide.

Da sich nach MTX-Absetzen sowohl die Krankheit der Patientin verschlimmerte als auch keine Schwangerschaft eintrat, wurde auf eine TNFa-Blockertherapie umgestellt und bei dann doch erfolgter Konzeption abgesetzt. Die Patientin gebar per Sectio, die Biological-Therapie fortgesetzt. "Die Kaiserschnittrate ist bei Frauen mit RA erhöht und liegt bei etwa 35 Prozent versus 28 Prozent im Mittel", so Fischer-Betz. Auch das Risiko einer hypertensiven Erkrankung der Mutter sei mit etwa 11 versus 8 Prozent erhöht.

NSAR nur bis zur 32. Schwangerschaftswoche

"NSAR darf eine Schwangere nur bis zur 32. Woche nehmen", warnte Fischer-Betz. Danach sei das Risiko einer Ductus-arteriosus-Verengung beim Kind erhöht. Nach der Entbindung seien kurzwirksame NSAR wie Ibuprofen oder Diclofenac vorzuziehen und am besten nach dem Stillen einzunehmen, sagte Fischer-Betz.

www.akademos.de/gyn

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