Nach einer Transplantation ist das Risiko für Hauttumoren sehr hoch

WIESBADEN (nsi). Bevor der Allgemeinarzt einen Patienten auf die Warteliste für ein neues Organ setzen lässt, sollte ein Dermatologe klären, ob ein erhöhtes Risiko für Hauttumoren besteht. Denn bei der Wahl der immunsuppressiven Medikamente ist es wichtig, das Hautkrebsrisiko zu berücksichtigen.

Veröffentlicht:

"Zehn Jahre nach einer Nierentransplantation hat fast jeder Patient ein invasives Plattenepithel- oder Basalzellkarzinom." Darauf hat Dr. Claas Ulrich beim 113. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin in Wiesbaden hingewiesen. Der Dermatologe von der Charité Berlin hat sich auf die Betreuung von Menschen mit einem fremden Organ spezialisiert. "Die hohe Rate an invasiven Hauttumoren unterminiert die Erfolge der Transplantationsmedizin", so Ulrich.

Das belegt eine Studie des United Network of Organ Sharing (UNOS) mit 33 000 Patienten, die eine Spenderniere bekommen hatten. Demnach sinkt die Rate der Hauttumoren um 59 Prozent innerhalb von zwei Jahren, wenn mTOR-Hemmer (mammalian target of rapamycin) verschrieben und Calcineurin-Hemmer eingespart wurden. In Deutschland liegt die kumulative Inzidenz für Hauttumoren drei Jahre nach Transplantation bei 7,4 Prozent.

Bei aktinischen Keratosen kommt es schnell zu Tumoren

Besonders anfällig sind Patienten, die bereits vor der Organübertragung Frühformen einer aktinischen Keratose haben. Bei ihnen können während der Immunsuppression in kurzer Zeit Hauttumoren wachsen. Patienten mit einem hohen Risiko sollten auf einen mTOR-Hemmer eingestellt werden, so Ulrich bei der vom Unternehmen Novartis Pharma unterstützten Veranstaltung. Denn mTOR-Hemmer (Proliferationssignal-Hemmer; vom Unternehmen gibt es Everolimus als Certican®) sind mit einem deutlich erniedrigten Risiko für Tumoren der Haut assoziiert.

Ebenfalls zu erwägen sei eine Immunsuppression mit einem mTOR-Hemmer bei Transplantat-Empfängern, die sich in der Vergangenheit viel in der Sonne aufgehalten haben.

Weitere Kandidaten für eine Therapie mit diesen Medikamenten sind Patienten, die eine lange Lebenserwartung mit dem neuen Organ haben. Das ist zum Beispiel bei denjenigen der Fall, die zum Zeitpunkt der Transplantation Mitte 40 oder Anfang 50 sind.

Allerdings müssten die Patienten auf mögliche unerwünschte Langzeiteffekte der mTOR-Hemmer wie Fettstoffwechselstörungen hingewiesen werden.

Ebenso sollten ihnen die möglichen unerwünschten Wirkungen auf die Haut wie akneiforme Dermatitis oder Aphten in der Mundschleimhaut bekannt sein. Die unerwünschten Effekte ließen sich immerhin gut behandeln, sagte Ulrich.

"Der Hausarzt bleibt auch in der Nachsorge ein wichtiger Ansprechpartner. Er sollte Transplantat-Empfänger immer wieder darauf hinweisen, dass sie sich besonders vor der Sonne schützen müssen. Und außerdem sollte er ihnen raten, sich mindestens einmal im Jahr von einem Dermatologen untersuchen zu lassen", sagte Ulrich beim Internisten-Kongress in Wiesbaden.

Mehr zum Thema

Kleine randomisierte Studie

Leichte OSA, kleine Tonsillen: Mandelentfernung kann warten

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Porträts: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Portraits: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Die Schilddrüse tickt in jedem Lebensalter anders

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Abb. 1: Schematische Wirkprinzipien verschiedener immuntherapeutischer Ansätze beim Multiplen Myelom

© Johnson & Johnson

Therapie des Multiplen Myeloms

Ebnet die Präzisionsmedizin den Weg zur funktionellen Heilung dieser Neoplasie?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Janssen-Cilag GmbH, Neuss
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

5 Kriterien der Charité

ME/CFS-Diagnose: So gehen Sie in der Hausarztpraxis vor

Erfolgreiche Teamarbeit

HÄPPI: So gelingt die Delegation in Hausarztpraxen

Lesetipps
Mit einer eher seltenen Diagnose wurde ein Mann in die Notaufnahme eingeliefert. Die Ursache der Hypoglykämie kam erst durch einen Ultraschall ans Licht.

© Sameer / stock.adobe.com

Kasuistik

Hypoglykämie mit ungewöhnlicher Ursache