Berufskrankheit Hautkrebs

Diese Berufsgruppen müssen besonders aufpassen

Schutzkleidung, Sonnensegel, Siesta. Fachleute raten, sich bei der Arbeit im Freien zu schützen. Seit 2015 wurde weißer Hautkrebs schon 1485 Mal als Berufskrankheit anerkannt.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Den ganzen Tag draußen: Bauarbeiter haben ein besonders großes Risiko für Hautkrebs.

Den ganzen Tag draußen: Bauarbeiter haben ein besonders großes Risiko für Hautkrebs.

© sculpies / iStock / Thinkstock

BERLIN. Betroffen sind vor allem Menschen auf dem Bau, Winzer, Fahrradkuriere und Bademeister, um nur einige Berufsgruppen zu nennen. Ihnen brennt während der Arbeit die Sonne auf den Kopf. Am 13. Juli 2015 zum Beispiel war die UV-Belastung dadurch so stark, dass ein im Freien arbeitender Mensch eine Dosis von ultravioletter Strahlung (UV) abbekam, die bei hellhäutigen, rothaarigen Menschen für vier satte Sonnenbrände gereicht hätte.

 Das ist ein Detail aus einer Untersuchung der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung, deren erste Ergebnisse sie jetzt bekannt gegeben hat. Seit 2015 ist weißer Hautkrebs als Berufskrankheit anerkannt. 1485 Mal ist dies seither bereits geschehen, 1432 Mal lehnten die Versicherer entsprechende Anträge ab. Die Berufsgenossenschaften suchen nun nach Möglichkeiten, berufsbedingte Morbidität von der freizeitbedingten zu unterscheiden.

Die DGUV hat bereits 2014 mit einer Studie begonnen, um diejenigen Arbeitsbedingungen zu identifizieren, unter denen Menschen besonders anfällig für weißen Hautkrebs sein können. 600 Probanden trugen in den vergangenen beiden Jahren jeweils zwischen dem 1. April und dem 31. Oktober Dosimeter an den Oberarmen, die die Strahlung maßen. Zusammengekommen sind bislang 2,3 Milliarden Datensätze. Und es werden noch mehr. Die Dosimeter bleiben bis 2017 im Einsatz.

An dieser Stelle finden Sie Inhalte aus Datawrapper Um mit Inhalten aus Datawrapper zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir Ihre Zustimmung. Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte aus Sozialen Netzwerken und von anderen Anbietern angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät notwendig. Weitere Information dazu finden Sie hier.

Überraschungen blieben nicht aus. Landwirte waren weniger betroffen als erwartet, auch Briefträger und Kranführer kamen nicht auf die Spitzenwerte in ihren Berufsgruppen. Gemessen wird die UV-Strahlung in der Einheit SED (Standard- Erythem-Dosis).

Ein SED steht für die Menge an UV-Strahlung, die bei einem hellhäutigen, rothaarigen Menschen Sonnenbrand auslösen kann. So erreichten zum Beispiel Obst- und Gemüsegärtner 395 SED, Landwirte nur 211. Briefträger zu Fuß sind nur halb so schwer betroffen wie Fahrradkuriere. Und die Arbeitsplätze in Kränen scheinen längst UV-sicher und klimatisiert zu sein. Mit 581 SED erreichten die Kanalbauer die höchsten gemessenen Werte.

Die Anerkennung des weißen Hautkrebs als Berufskrankheit ist Auslöser für verstärkte Präventionsanstrengungen. "Für die Arbeitgeber bedeutet das, dass sie sich mit dem Thema natürliche UV-Strahlung beschäftigen müssen, wenn sie Beschäftigte haben, die im Freien arbeiten", sagte der stellvertretende DGUV-Hauptgeschäftsführer Dr. Walter Eichendorf.

Dazu seien sie vom Arbeitsschutzgesetz verpflichtet. Helfen könne außer Schutzkleidung die Verschattung von Baustellen, aber auch eine Arbeitsplanung, die die heißen Mittagsstunden ausklammere, sagte Bernhard Arenz von der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft.

Die Präventionsverpflichtung ist nicht trivial. Mit 300 Beratern sei die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) bei den Landwirten unterwegs, berichtete SVLFG-Geschäftsführer Reinhold Knittel. Verstießen Landwirte gegen Standards könnten die Versicherer Verbesserungen der Arbeitsbedingungen durchaus auch anordnen.

Die Zahlen gehen nach oben, berichteten die Vertreter der Berufsgenossenschaften. man erwarte mehr Fälle, je aufmerksamer die Ärzte auf den weißen Hautkrebs achteten. Sei die Krankheit diagnostiziert, müsse man sie als chronisch betrachten. Eine vom Krebs befallene Hautstelle könne mehrere Behandlungszyklen pro Jahr auslösen.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Delphi-Konsensleitlinie

Evidenzbasierte Empfehlungen zum Management des Melasmas

Niederländische Kohortenstudie

Chronischer Pruritus plagt ältere Menschen häufig

Kasuistik

Trichodysplasia spinulosa: Die Säure hat geholfen

Das könnte Sie auch interessieren
Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

© David Pereiras | iStock (Symboldbild mit Fotomodell)

Dermatomykosen

Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

© Irina Tiumentseva | iStock

Onychomykosen

Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Symptome, Ursachen und Therapie

© Evgeniya Markina | iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Trockene Augen

Symptome, Ursachen und Therapie

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Arzneimittelbasierte Wundsalben

© AndreyPopov | iStock

Optimale Wundheilung

Arzneimittelbasierte Wundsalben

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Erhöhtes Risiko für immunvermittelte Hautkrankheiten

© supawat bursuk | iStock

Übergewicht bei Kindern

Erhöhtes Risiko für immunvermittelte Hautkrankheiten

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Schematische Wirkprinzipien verschiedener immuntherapeutischer Ansätze beim Multiplen Myelom

© Johnson & Johnson

Therapie des Multiplen Myeloms

Ebnet die Präzisionsmedizin den Weg zur funktionellen Heilung dieser Neoplasie?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Janssen-Cilag GmbH, Neuss
Abb. 1: sPGA-Ansprechen über zwei Jahre

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [1]

Psoriasis-Therapie bei Kindern und Erwachsenen

PDE-4-Hemmer: erste orale Systemtherapie für Kinder − auch bei besonderen Manifestationen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Amgen GmbH, München
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Wenn „Gender“ und „Sex“ nicht übereinstimmen

Geschlechtsinkongruenz bei Kindern: Tipps zum Umgang mit trans*

Lesetipps
Sieht lecker aus und schmeckt — doch die in Fertigprodukten oft enthaltenen Emulgatoren wirken proinflammatorisch. Ein No-Go für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.

© mit KI generiert / manazil / stock.adobe.com

Emulgatoren in Fertigprodukten

Hilfreich bei Morbus Crohn: Speiseeis & Co. raus aus dem Speiseplan!

Checkliste Symbolbild

© Dilok / stock.adobe.com

Auswertung über Onlinetool

Vorhaltepauschale: So viele Kriterien erfüllen Praxen laut Honorarvorschau