Diät bremst Zerstörung der Nieren

Entwickeln Diabetiker eine Niereninsuffizienz, müssen sie ihre Ernährungsweise umstellen und die Diät an das Nephropathiestadium anpassen. Das kann die Krankheit stoppen.

Von Ursula Armstrong Veröffentlicht:
Mit diätetischen Maßnahmen lässt sich das Fortschreiten einer diabetesbedingten Niereninsuffizienz verlangsamen und die Dialyse hinauszögern.

Mit diätetischen Maßnahmen lässt sich das Fortschreiten einer diabetesbedingten Niereninsuffizienz verlangsamen und die Dialyse hinauszögern.

© Foto: Klaro

Ein Drittel aller Diabetiker entwickelt eine diabetische Nephropathie, die mit einer leichten Niereninsuffizienz einhergeht oder sogar zur Dialysepflicht führen kann. Eine Nephropathie trete in aller Regel nach einer Diabetesdauer von 15 bis 20 Jahren auf, sagte Irmgard Landthaler aus München auf dem Ernährungstherapie-Update in Murnau. Das Risiko lasse sich aber drastisch vermindern: Sowohl bei Typ-1- als auch bei Typ-2-Diabetikern hätten Untersuchungen gezeigt, dass das Risiko einer Mikroalbuminurie durch eine gute Blutzuckereinstellung erheblich verringert werden kann. Darüber hinaus erhöht ein hoher Blutdruck das Risiko für eine diabetische Nephropathie. Auch Raucher hätten ein drei- bis vierfach höheres Risiko für eine Nephropathie als Nichtraucher, so Landthaler.

Diät ist bei zunehmender Insuffizienz unerlässlich

Diabetiker, die eine Nephropathie entwickelt haben, müssen ihre Ernährung umstellen. "Mit zunehmender Niereninsuffizienz werden die diätetischen Maßnahmen immer wichtiger", so der Nephrologe Dr. Jörg Peter Franke von der Dialysestation des Schwabinger Krankenhauses in München im Gespräch mit "ernährung". Allein dadurch lasse sich schon viel erreichen. Entscheidend ist, vor allem das tierische Eiweiß zu reduzieren, sagte Landthaler. Denn das belaste die Nieren. Als Faustregel gilt: im frühen Stadium einer Niereninsuffizienz 0,8 bis 1,0 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht täglich; im späten Stadium maximal 0,8 Gramm. "Je höher die Eiweiß-Ausscheidung, desto rascher der Nierenverlust", so die Expertin im Gespräch. Eine Begrenzung der Eiweißzufuhr bedeute aber nicht zugleich auch eine Restriktion der Kalorien. Lediglich die prozentuale Verteilung der Nährstoffe ändere sich: weniger Eiweiß, dafür mehr Kohlenhydrate und Fett. Empfehlenswert sei eine nicht ganz so streng vegetarische Ernährung. Das heißt, weitgehend auf Fleisch, Eier, Käse und Wurst zu verzichten. Es sei aber nicht nötig, diese Lebensmittel komplett zu meiden. Die Patienten sollten viel nährstoffschonend gegartes Gemüse, Salate und Obst essen nach dem Motto "fünf am Tag".

Die Reduktion von tierischem Eiweiß bedeutet auch eine Verminderung der Phosphatzufuhr. Das ist wichtig, denn Nierenkranke haben oft überschießende Phosphatwerte, was zu rascher Gefäßverkalkung und erhöhter Mortalität führt.

Zu viel Salz beschleunigt das Fortschreiten der Krankheit

Im Frühstadium einer Niereninsuffizienz ist es außerdem unbedingt nötig, wenig Salz zu verwenden. Höchs- tens 5 bis 6 Gramm Kochsalz pro Tag sollten es sein. Denn 95 Prozent der proteinurischen Diabetiker sind salzsensibel, so Landthaler. Zu viel Salz beschleunigt bei ihnen das Fortschreiten der Niereninsuffizienz.

Entscheidend ist schließlich, die Trinkmenge zu kontrollieren. Im Anfangsstadium können die Patienten noch reichlich trinken, später sind mehr als zwei Liter pro Tag aber schädlich. Landthalers Tipp: Nur so viel trinken, wie auch wieder ausgeschieden wird. Kommt es zur Einlagerung von Wasser, sollten die Patienten weniger trinken.

Bei fortgeschrittener Niereninsuffienz und Dialysepflicht werden die diätetischen Maßnahmen komplexer. Es sei dann unbedingt nötig, einen Spezialisten hinzuzuziehen, sagte Franke. Diabetes- und Dialysediät widersprechen sich zwar teilweise, seien aber vereinbar.

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