Kinder zu röntgen erfordert spezielle Qualifikation

HEIDELBERG (bd). Kinder sollten nur von Kinderradiologen untersucht werden, wenn es um bildgebende Diagnostik geht. Das fordert Professor Jochen Tröger, Pädiatrischer Radiologe an der Universitätskinderklinik in Heidelberg. Denn: Von 176 Röntgenaufnahmen von Kindern und Jugendlichen, die an die Universitätskinderklinik überwiesen worden waren, war fast jede fünfte unbrauchbar. Ergeben hat das eine Zweitbeurteilung der Heidelberger Kinderradiologen.

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Lediglich ein Drittel der Aufnahmen sei überhaupt von einem Radiologen gemacht worden, berichtete Tröger in Heidelberg. Eine Überprüfung der Röntgenaufnahmen einer radiologischen Fachpraxis habe ergeben, daß jede zehnte Aufnahme nicht lege artis gemacht worden sei. Häufigste Fehler: Die Bildeinstellung bei kleinen Kindern war bei 60 Prozent falsch und das Strahlenfeld bei mehr als zwei Dritteln zu groß gewesen.

Kinder seien keine kleinen Erwachsenen, sagte Tröger bei einer Veranstaltung von Schering beim Kongreß der Europäischen Gesellschaft für Radiologie (ESPR) in Heidelberg. Kinder haben einen anderen Körperaufbau, etwa die sich ständig ändernden Wachstumszonen des Skeletts, sowie ein anderes Krankheitsspektrum, etwa Magenpförtnerkrämpfe bei Säuglingen.

Im Sinne des besonderen Strahlenschutzes bei Kindern müsse immer zuerst die Frage stehen, ob die Röntgenaufnahme nicht durch ein strahlenfreies Verfahren wie Ultraschall oder Magnetresonanz-Tomographie ersetzt werden könne, sagte Tröger.

Ultraschall ist das am meisten eingesetzte bildgebende Verfahren bei Kindern. Geräte mit hoher Auflösung gewährleisten eine sehr gute Aussagekraft bei Untersuchungen, etwa des Darmes.

Weichteile wie Gehirn, Rückenmark, Bauchorgane, Muskulatur und Knochenmark lassen sich durch MRT am besten darstellen, wobei häufig Kontrastmittel erforderlich sind. Allergische Reaktionen darauf seien bei Kindern viel seltener als bei Erwachsenen, so Tröger.

Röntgenaufnahmen seien nach wie vor für Lungen- und Knochendarstellungen unersetzlich, betonte Tröger. Bei Kindern müßten sie aber gerade wegen des Strahlenschutzes von Radiologen mit pädiatrisch-radiologischem Fachwissen vorgenommen werden.

In Deutschland gibt es nur noch vier selbständige kinderradiologische Abteilungen und etwa 45 Kinderradiologen, die fast alle in Kliniken arbeiten. Kinderradiologen erwerben ihren Facharzttitel nach einer dreijährigen pädiatrisch-radiologischen Zusatzausbildung, bei der sie etwa auch Frühgeborene oder übergewichtige Jugendliche untersuchen müssen.

Auch Radiologen sollten die Chance erhalten, im Bereich der Kinderradiologie Kompetenzen zu erwerben, so Tröger. Die Weiterbildung oder Fortbildung könne etwa in Kompetenzzentren sichergestellt werden. Über das Internet könnten solche Kompetenzzentren zudem Ärzte, Eltern und junge Patienten bei kinderradiologischen Fragen beraten.

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