Schwerer fiebriger Harnwegsinfekt kann Folge von Ureterfehlbildung sein

TÜBINGEN (ars). Bereits beim ersten Mal, wenn ein Kind an einem schweren fieberhaften Harnwegsinfekt erkrankt, ist eine genaue Diagnostik mit Miktionszystogramm angezeigt. Denn es besteht die Möglichkeit, daß als Ursache ein vesikoureteraler Reflux, eine der häufigsten angeborenen Fehlbildungen, vorliegt.

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Darauf hat der Kinderchirurg Dr. Hans-Walter Hacker von der Universität Tübingen bei einem dort veranstalteten Symposium hingewiesen. Wie er erläuterte, kommt der vesikoureterale Reflux (VUR), der je nach Ausprägung in fünf verschiedene Schweregrade eingeteilt wird, bei etwa einem Prozent der neugeborenen Kinder vor.

Charakteristisch ist, daß der Harn aus der Blase in den Harnleiter und die Niere zurückfließt, was daran liegt, daß die Ureteren unvollständig im Blasenboden verankert, ihre Mündungen zu weit und außerdem nach kranial und lateral verlagert sind. Bei manchen Kindern wird die Verdachtsdiagnose schon im Mutterleib gestellt, wenn sonographisch eine wechselnde Erweiterung der Harnleiter zu erkennen ist.

Im Einzelfall kann der vesikoureterale Reflux zwar harmlos sein und im Lauf des Heranwachsens von selbst verschwinden. Meistens jedoch führt er im Säuglings- und Kindesalter zu rezidivierenden Infekten, vor allem Nierenbeckenentzündungen, wie Hacker sagte.

Die Folgen sind Schäden des Nierenparenchyms, Bluthochdruck und schließlich eine Niereninsuffizienz. Früher war die Fehlbildung bei einem Großteil der Dialysepatienten der Grund dafür, warum die Blutwäsche notwendig geworden war. Heutzutage jedoch gibt es mit der endoskopischen Harnleiterunterspritzung eine effektive und schonende Therapie.

Daher, so Hacker, sei es ratsam, schon beim ersten Auftreten einer schweren fieberhaften Harnwegsinfektion den Verdacht auf einen vesikoureteralen Reflux abzuklären.

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