Der Beinwell - Kontinuität über 2000 Jahre
In der Phytotherapie gibt es Pflanzen, die schon seit Jahrtausenden als Heilmittel bekannt sind. Viele tragen eine Fülle von Namen, teilweise sind bis zu 50 Synonyme für eine Art überliefert. Nur bei wenigen stimmen die vielfältigen Namen, die im Lauf der Geschichte von den Gelehrten vergeben wurden, mit einem konkreten Anwendungsbereich überein.
Der Beinwell gehört zu diesen Ausnahmen, wie Katharina Englert, Johannes Gottfried Mayer und Christiane Staiger schreiben ("Zeitschrift für Phytotherapie", 26, 2005, 158).
Beinwell wird etwa bei stumpfen Verletzungen, wie Prellungen, Zerrungen und Verstauchungen angewandt. Die äußere Anwendung soll auch die Heilung von Knochenbrüchen unterstützen. Seine verschiedenen Namen wiesen immer auf das Zusammenwachsen und das Festigen hin, so die Autoren.
So komme der griechische Name "Symphyton" von symphyo, was "ich wachse zusammen" bedeute. Die lateinische Bezeichnung "Symphytum" hat dem Beinwell seinen offiziellen und noch heute gebräuchlichen Namen gegeben.
"Symphytum officinale" taucht zum ersten Mal in den "Naturalis historia" des Älteren Plinius auf. Im wichtigsten Zeugnis der antiken Pflanzenheilkunde wird der Beinwell zur Behandlung gegen Wunden eingesetzt. Von entscheidender Bedeutung in der Geschichte des Beinwells ist jedoch Dioskurides' "Materia medica".
Die "erstaunliche Kontinuität des Symphytum officinale über 2000 Jahre hinweg" lasse sich am besten an den Ausführungen dieses griechischen Arztes zeigen. Denn die "Materia medica", die älteste Arzneimittellehre Europas, habe die Phytotherapie über nahezu zwei Jahrtausende geprägt.
Die Krankheiten, bei denen Dioskurides den Beinwell empfiehlt, tauchen in den Herbarien des frühen und in der Klostermedizin des hohen Mittelalters, in den Kräuterbüchern der frühen Neuzeit bis hin zu den phytotherapeutischen Werken des 19. und des 20. Jahrhunderts auf. (ag)