Leukämie-Erkrankungen an der Elbe - Kommission tritt aus Protest zurück

BERLIN/KIEL (ddp). Über die Ursachen der Leukämie-Erkrankungen von Kindern in der Umgebung von Nuklearanlagen in Schleswig-Holstein gibt es neuen Streit. Sechs von acht Wissenschaftlern der mit der Untersuchung beauftragten Fachkommission kündigten ihren Rückzug aus dem Gremium an.

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Sie protestierten damit, wie es hieß, "gegen die Verschleierungspolitik der schleswig-holsteinischen Aufsichtsbehörde". Unterdessen berichtete gestern die "Süddeutsche Zeitung", als eine Ursache der gehäuften Tumorerkrankungen könnten völkerrechtswidrige Versuche an einer "Atombombe in der Aktentasche" in Betracht kommen.

Vor der Wende hätten Experimente mit sogenannten radioaktiven Perlen aus Plutonium 239 stattgefunden, wird der Strahlenmediziner Edmund Lengfelder zitiert. Bei einem dieser Experimente soll es im September 1986 zu einem Zwischenfall gekommen sein, glaubt die Kommission.

Die Wissenschaftler hatten argumentiert, daß "seit dem sprunghaften Anstieg der Erkrankungsfälle im Jahr 1990" in der betroffenen Region um das Kernkraftwerk Krümmel sowie weiterer Nuklearanlagen bei Geesthacht "die Zahl der Leukämie-Erkrankungen bis heute dreifach überhöht geblieben" sei. In ihrem Abschlußbericht sehen die Wissenschaftler "den Verdacht einer unzulässigen radioaktiven Kontamination der Umgebung bestätigt".

Über die Ursachen für die Häufung der Leukämieerkrankungen gibt es seit längerem widersprüchliche Untersuchungen. Nach Ansicht des Bundesamtes für Strahlenschutz besteht "bislang kein nachweisbarer Zusammenhang" zwischen den Erkrankungen und den atomaren Anlagen in der Region. Zu diesem Schluß war auch die bislang größte deutsche Leukämiestudie gekommen, die im April 2003 vorgestellt worden war.

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