Abspecken auf Dauer mit neuer Therapieoption

NEW ORLEANS (ob). Übergewichtige und fettleibige Patienten können durch regelmäßige Einnahme von Rimonabant ihr Körpergewicht deutlich reduzieren. Bislang ist ein solcher Effekt über maximal zwölf Monate dokumentiert worden. Ergebnisse einer neuen Studie belegen jetzt, daß die erreichte Gewichtsabnahme mit Rimonabant auch längerfristig erhalten bleibt.

Veröffentlicht:

Rimonabant ist ein neuer Wirkstoff, der selektiv einen wichtigen Rezeptor (CB1) im Endocannabinoid-System blockiert. Im RIO-Forschungsprogramm wird die gewichtsreduzierende Wirkung dieses CB1-Antagonisten in vier Phase-III-Studien mit mehr als 6600 übergewichtigen oder fettleibigen Patienten untersucht. In zwei dieser Studien - RIO-LIPID und RIO-EUROPA - sind für die Substanz außer einer deutlichen Gewichtsabnahme auch günstige metabolische Effekte bereits in einem zwölfmonatigen Zeitraum nachgewiesen worden (wir berichteten).

Jetzt sind auf dem AHA-Kongreß die Ergebnisse der größten Rimonabant-Studie, die zugleich die bislang längste Beobachtungsdauer hat, vorgestellt worden. Insgesamt 3040 Patienten mit Übergewicht oder Adipositas sind in der RIO-North-America-Studie (RIO-NA) zwei Jahre lang mit Rimonabant (5 mg oder 20 mg) oder Placebo behandelt worden. Um zu klären, ob Rimonabant auf Dauer eine erneute Gewichtszunahme nach Gewichtsabnahme verhindert, ist ein Teil der zuvor aktiv behandelten Patienten nach 12 Monaten auf Placebo umgestellt worden.

Nach einem Jahr hatten die regelmäßig mit 20 mg Rimonabant behandelten Patienten im Schnitt 8,7 kg, die Patienten in der Placebo-Gruppe dagegen nur 2,8 kg an Körpergewicht abgenommen. Dieser Unterschied ist signifikant. Auch nach zwei Jahren war die Gewichtsreduktion in der Rimonabant-Gruppe mit 7,4 kg nach wie vor signifikant stärker als in der Placebo-Gruppe mit 2,3 kg. Patienten, die nach einjähriger Rimonabant-Therapie ein weiteres Jahr lang Placebo erhalten hatten, legten dagegen wieder deutlich an Gewicht zu.

Von den mit 20 mg Rimonabant behandelten Patienten konnten 62,5 Prozent ihr initiales Körpergewicht nach zwei Jahren um mindestens fünf Prozent reduzieren (Placebo: 33,2 Prozent). Auch der Anteil der Patienten, die eine Gewichtsabnahme um mehr als zehn Prozent erreichten, war mit Rimonabant etwa doppelt so hoch mit Placebo (32,8 versus 16,4 Prozent).

Die nach einem Jahr festgestellten günstigen metabolischen Effekte von Rimonabant erwiesen sich ebenfalls als dauerhaft. Nach zwei Jahren war in der mit der 20-mg-Dosis behandelten Gruppe eine signifikante Zunahme des HDL-Cholesterins um 24,4 Prozent zu verzeichnen (Placebo-Gruppe: 13,8 Prozent). Auch die Senkung der Triglyzerid-Spiegel war signifikant stärker ( 9,9 Prozent versus 1,6 Prozent). Diese Lipideffekte sind nur zum Teil mit der erzielten Gewichtsreduktion zu erklären. Der CB1-Antagonist führte zudem zu einer deutlichen Verbesserung der Insulinsensitivität.

In der Rimonabant-Gruppe erfüllten initial 34,8 Prozent aller Patienten die Kriterien für das sogenannte metabolische Syndrom, das bekanntlich mit einem erhöhten kardiovaskulären Risiko assoziiert ist. Nach zwei Jahren betrug der Anteil nur noch 22,5 Prozent. In der Placebo-Gruppe kam es dagegen zu keiner wesentlichen Änderung.

Mehr zum Thema

Unabhängig vom BMI

Frauen mit Bauchspeck häufiger infertil

Schon ab fünf Prozent KG-Reduktion

Leberfett weg bei moderater Gewichtsabnahme

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Lesetipps
Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken

Gesundheitsminister Lauterbach hat angekündigt, den Entwurf für die Klinikreform am 8. Mai im Kabinett beraten lassen zu wollen. 

© picture alliance / Geisler-Fotopress

Großes Reformpuzzle

So will Lauterbach den Krankenhaus-Sektor umbauen