Wissenschaftlich belegt

Neun Tipps fürs erfolgreiche Abnehmen

Viele Irrtümer und Mythen gibt es rund um das Thema Übergewicht und erfolgreiches Abnehmen - aber auch einige wissenschaftliche Daten. Was erwiesenermaßen im Kampf gegen überschüssige Pfunde hilft, haben US-Autoren zusammengetragen.

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Daumen hoch, wenn das Abnehmen geklappt hat.

Daumen hoch, wenn das Abnehmen geklappt hat.

© Karin & Uwe Annas / fotolia.com

BIRMINGHAM. Wenn Behauptungen nur oft genug wiederholt werden, dann glauben die Leute sie irgendwann.

So auch Thesen zur Adipositas, die munter verbreitet werden, obwohl jeglicher wissenschaftlicher Beweis fehlt oder gar bereits gegenteilige Erkenntnisse vorliegen.

Krista Casazza und Kollegen haben die Massenmedien und die wissenschaftliche Literatur durchforstet. Dabei trafen sie auf eine Menge Fehlinformationen, aber auch auf eine ganze Reihe von Studiendaten, die eine seriöse Basis zur Patientenberatung darstellen können (N Engl J Med 2013;368:446-54).

Beim Sex wird nicht viel Kalorien verbraucht

In das Reich der Märchen, die sich trotz konträrer Datenlage hartnäckig halten, gehören diese Behauptungen: "Wer in kurzer Zeit viele Pfunde abspeckt, erreicht langfristig weniger" oder "Auch kleine Bemühungen bzw. eine geringe Kalorienreduktion können langfristig umfangreiche Gewichtsveränderungen bewirken."

Zudem glauben viele immer noch, der Sportunterricht, der derzeit an unseren Schulen stattfindet, reiche aus, um Kinder vor Adipositas zu bewahren.

Seit langer Zeit hält sich auch die Vorstellung, dass gestillte Kinder ihr Körpergewicht später besser regulieren können. Und manch einer steigert die Frequenz in seinem Sexualleben in Bereiche des Leistungssports, weil er meint, er verbrenne bei jedem Liebesspiel bis zu 300 kcal. Dabei werden durchschnittlich gerade mal 14 kcal mehr verbraucht als beim Fernsehen.

Keinerlei Beweise gibt es derzeit für die Annahme, allein die Disziplin eines täglichen Frühstücks oder die erhöhte Obst- und Gemüsezufuhr bewahre ohne weitere Einschränkungen vor der Gewichtszunahme.

Nicht bewiesen ist allerdings auch, dass man durch das ständige Auf und Ab auf der Waage einen früheren Tod riskiert oder etwa dass die Wohngegend irgendetwas mit der Bereitschaft zu mehr oder weniger Bewegung zu tun hat.

Neun Fakten

Einige der Annahmen, für die keine wissenschaftlichen Beweise existieren, mögen teilweise richtig sein. So tragen der reichliche Obst- und Gemüseverzehr sowie das regelmäßige Frühstück sicher zur Gewichtsregulation bei, allerdings nur dann, wenn gleichzeitig die Gesamtkalorienmenge reduziert wird.

Welche Aussagen zur Adipositas bislang tatsächlich durch Studien belegt werden konnten, fasst die nachfolgende Aufstellung der Autoren zusammen:

1. Die Gene spielen zwar eine wichtige Rolle, aber die erbliche Anlage für Adipositas ist kein unabwendbares Schicksal, wenn die begünstigenden Faktoren erst einmal erkannt wurden.

2. Durch Kalorienreduktion gelingt die Gewichtsreduktion sehr gut. Ohne weitere Maßnahmen währt der Erfolg allerdings nicht langfristig.

3. Jeder profitiert gesundheitlich von mehr körperlicher Aktivität, auch wenn damit keine Gewichtsabnahme erreicht wird.

4. Wer sich regelmäßig bewegt und ausreichend trainiert, kann sein Gewicht auch langfristig konstant halten.

5. Wer langfristig den Lebensstil beibehält, mit dem er sein Gewicht reduzieren konnte, wird nicht wieder zunehmen.

6. Übergewichtige Kinder nehmen erfolgreicher ab und halten das erreichte Gewicht besser, wenn die Eltern und das häusliche Umfeld einbezogen werden.

7. Mit strukturierten Mahlzeiten und dem Einsatz von Nahrungsersatzprodukten ist ein größerer Gewichtsverlust erreichbar als mit scheinbar ganzheitlichen Methoden, die auf Balance, Vielfalt und Maßhalten basieren.

8. Pharmazeutische Wirkstoffe können bei der Gewichtsabnahme hilfreich sein, bis die notwendigen Maßnahmen zur Lebensstilumstellung verinnerlicht sind.

9. Mittels Adipositaschirurgie kann in speziellen Fällen langfristig Gewicht reduziert werden. Gleichzeitig hat die Maßnahme einen positiven Einfluss auf begleitende Risikofaktoren wie Diabetes oder eine frühere Sterblichkeit. (St)

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