Bei manchen Asthma-Patienten ist Prophylaxe gegen Pilze zu erwägen

BERLIN (gvg). Nicht nur Hausstaubmilben leben in unseren Betten. Auch der Schimmelpilz Aspergillus macht es sich dort bequem. Kein Problem im Normalfall, doch bei Menschen mit schwerem Asthma können sich die Symptome verschlimmern. Hier sei eine prophylaktische antifungale Therapie in Einzelfällen überlegenswert, meint Professor David Denning von der Universität Manchester.

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"Jeder von uns atmet jeden Tag den Schimmelpilz Aspergillus ein. Er ist überall", sagte der Mikrobiologe auf der Konferenz "Trends in Medizinischer Mykologie" in Berlin. Im allgemeinen komme unser Körper damit ohne Schwierigkeiten klar. "Das Immunsystem beseitigt ihn", so Denning.

Eine Ausnahme sind nach Angaben des Experten Menschen mit schwerem Asthma. Zwar habe sich die Wissenschaft mittlerweile von der These verabschiedet, daß Schimmelpilze Asthma verursachen können, es gebe aber dennoch einen Zusammenhang zwischen Asthma und Schimmelpilzen. "Bei Menschen mit schwerem Asthma können Schimmelpilze die Beschwerden verschlimmern", so der Mikrobiologe.

Eines der wichtigsten Schimmelpilzreservoire im Alltag ist das Bett, wie Denning und seine Mitarbeiter herausgefunden haben. In zehn Kopfkissen, die zwischen anderthalb und zwanzig Jahre im Gebrauch waren, fanden sie im Mittel mehrere tausend Sporen des Aspergillus-Pilzes pro Gramm Kissen oder etwa eine Million pro Kissen.

Denning wies deswegen darauf hin, daß es sinnvoll sein kann, sich bei schwerem Asthma vor dem Kontakt mit Aspergillen zu schützen. Ähnlich wie bei der Hausstaubmilbenallergie kommen hierfür in erster Linie antiallergene Bettbezüge und Bettwäsche in Frage, da es nicht möglich ist, die Pilze aus einem Bett zu entfernen.

Inwieweit eine prophylaktische antifungale Therapie in einzelnen, schweren Fällen von Asthma bronchiale sinnvoll ist, sei bisher noch nicht untersucht worden. Denning hält eine solche Behandlung, die bei Aspergillus zum Beispiel mit Voriconazol (Vfend®) erfolgen könnte, für überlegenswert und plädiert für entsprechende Studien.

In jedem Fall verlangt er vor irgendeiner prophylaktischen Maßnahme einen Nachweis der Pilzallergie zusätzlich zum Asthma bronchiale. Dieser könne durch einen Hauttest oder einen Nachweis von IgE-Antikörpern erfolgen. Beide Verfahren seien allerdings nicht optimal. Auch bei der Diagnostik gebe es noch viel Forschungsbedarf, so Denning auf der von der Firma Pfizer unterstützten Veranstaltung.

Einen Überblick zu Asthma bronchiale gibt Professor Claus Kroegel vom Uniklinikum Jena im Springer Lexikon Medizin vom Springer-Verlag in Heidelberg.

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