Erhöhen Anticholinergika das KHK-Risiko?

NEU-ISENBURG (ikr). Inhalierbare Anticholinergika sind nach den Ergebnissen einer Metaanalyse bei COPD-Patienten mit einer deutlich höheren kardiovaskulären Ereignisrate assoziiert als Placebo oder andere Arzneien. Zwei pharmazeutische Unternehmen widersprechen der Interpretation der Daten.

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In der Analyse hat ein Team um Dr. Sonal Singh aus Winston-Salem / USA die Daten von COPD-Patienten in 17 randomisierten, kontrollierten Studien ausgewertet (JAMA 300, 2008, 1439). 14 783 Patienten erhielten entweder ein Anticholinergikum (Ipratropium oder Tiotropium) oder Placebo oder andere Arzneimittel wie inhalierbare Betamimetika. Die Studien dauerten sechs Wochen bis fünf Jahre.

Primärer Endpunkt war die Kombination aus kardiovaskulärem Tod, Myokardinfarkt oder Schlaganfall. Ergebnis: 135 (1,8 Prozent) der 7472 Patienten aus der Anticholinergikum-Gruppe starben an einem kardiovaskulären Ereignis oder hatten einen Myokardinfarkt oder Schlaganfall erlitten. In der Kontrollgruppe waren es 86 (1,2 Prozent) von 7311 Patienten. Dieser Unterschied ist signifikant. Die relative Rate der Ereignisse des primären Endpunktes war bei Behandlung mit einem Anticholinergikum um 58 Prozent erhöht.

Die Unternehmen Boehringer Ingelheim und Pfizer, die das langwirksame Anticholinergikum Tiotropium (Spiriva®) anbieten, kritisieren die Schlussfolgerungen der US-Forscher: Die meisten Daten der Metaanalyse stammten aus einer einzigen Studie, der Lung Health Study.

In der Studie, in der das kurzwirksame Anticholinergikum Ipratropium getestet wurde, seien die meisten kardiovaskulären Todesfälle bei den Patienten aufgetreten, die ihre Medikation nicht einnahmen, teilen die Unternehmen mit. Eine andere Analyse von 30 Placebo-kontrollierten Studien mit 19  545 COPD-Patienten, darunter eine große Langzeitstudie, habe ergeben, dass die Gesamtsterberate sowie die kardiovaskuläre Sterberate mit Tiotropium keineswegs erhöht sind.

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