Diabetiker-Herzen sind vielfach gefährdet

MÜNCHEN (Rö). Diabetiker-Herzen sind besonders gefährdet. Dies gilt für den Herzinfarkt, aber auch für Myokardischämien und für die Herzinsuffizienz. "Diabetes und Herz" ist deswegen ein zentrales Thema des europäischen Herzkongresses derzeit in München.

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So sterben 75 Prozent der Diabetiker an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Umgekehrt haben 75 Prozent der Herzinfarkt-Patienten einen Diabetes oder eine gestörte Glukose-Toleranz, also eine Vorstufe davon. Beim Euro Heart Survey etwa hatte nur ein Drittel der KHK-Patienten ohne bereits bekannten Diabetes einen normalen Glukose-Spiegel.

Und bei der Aufnahme der Studienteilnehmer in die Navigator-Studie wurde bei jedem vierten Patienten mit manifester koronarer Erkrankung mit Hilfe eines oralen Glukose-Toleranz-Testes bereits ein manifester Diabetes nachgewiesen, ohne daß die Patienten davon gewußt haben.

Diabetes-Spezialisten wie Professor Eberhard Standl aus München empfehlen daher, bei KHK-Patienten einen oralen Glukose-Toleranztest zu machen, um Risiko-Personen für eine Herzerkrankung rechtzeitig zu erkennen, damit frühzeitig gegengesteuert werden kann.

Auch Herzinsuffizienz ist bei herzkranken Diabetikern fünfmal häufiger als bei Nichtdiabetikern.

Wie sehr bei Diabetes schon früh das Herz geschädigt ist, hat kürzlich erst eine weitere Studie belegt. Danach sind Myokardischämien bei Diabetikern offenbar häufiger als angenommen (wir berichteten). Schon im mittleren Alter und ohne klinische KHK-Symptome hatten in der Studie 22 Prozent Myokardischämien ohne Symptome, im Vergleich zu sechs bis neun Prozent in bisherigen Studien.

In der Detection of Ischemia in Asymptomatic Diabetics (DIAD)-Studie hat Dr. Frans J. Th. Wackers von der Yale-Universität in New Haven im US-Bundesstaat Connecticut 1123 Typ-2-Diabetiker im Alter zwischen 50 und 75 Jahren untersucht (Diabetes Care 27, 2004, 1954).

Keiner von ihnen hatte klinische Symptome einer KHK. Die Blutzuckereinstellung war mit einem HbA1c-Wert von im Mittel 7,1 Prozent recht ordentlich, das LDL-Cholesterin lag im Schnitt bei 113 mg/dl. Dennoch wurden bei 22 Prozent Myokardischämien nachgewiesen. Dazu war bei der Hälfte ein Streßtest gemacht worden. Wie sich die Myokardischämien klinisch auswirken, wird in der laufenden Studie untersucht.

Das Ergebnis bestätigt, wie wichtig es ist, außer den Blutzucker-Werten auch kardiovaskuläre Risikofaktoren zu senken.

Infos zum Kongreß: www.easd.org

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