Für schwangere Diabetikerinnen gelten niedrige Glukose-Grenzwerte

BONN (hbr). Eine Schwangerschaft bei einer Diabetikerin ist immer mit einem erhöhtem Risiko für Mutter und Kind verbunden. Entscheidend ist eine gute Stoffwechsel-Einstellung, auch schon vor der Befruchtung. Die Schwangerschaft sollte deshalb geplant werden.

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Ziel ist ein HbA1c von sechs bis 6,5 Prozent vor der Schwangerschaft. Das hat Dr. Marianne Sorger aus Bonn bei der Herbsttagung der niedergelassenen Diabetologen und der Deutschen Diabetes-Gesellschaft berichtet. Denn bei schlechter Einstellung steigt das Risiko unter anderem für Fehlbildungen der Nieren beim Kind.

Generell bedeutet eine mäßige Blutzucker-Einstellung in den ersten zehn bis zwölf Wochen eine erhöhte Fehlbildungs- und Abort-Gefahr. In der zweiten Schwangerschaftshälfte droht dann, sobald der Fötus selbst Insulin produziert, eine fetale Hyperinsulinämie. Sie kann zu Makrosomie, gestörter Reifung von Organen und postpartaler Unterzuckerung des Neugeborenen führen.

Um solche Probleme zu vermeiden, werden den Frauen niedrige Grenzen auferlegt: Während der Schwangerschaft sollten die Blutzuckerwerte sich nüchtern und vor dem Essen zwischen 60 und 90 mg/dl bewegen, eine Stunde nach dem Essen 140 mg/dl nicht überschreiten und zwei Stunden postprandial wieder weniger als 120 mg/dl betragen.

Außerhalb der Schwangerschaft sollten nüchtern und vor dem Essen Werte von 90 bis 120 mg/dl und ein bis zwei Stunden nach dem Essen Werte von 130 bis 160 mg/dl angestrebt werden.

Da die Frauen im ersten Trimenon meist auch noch insulinempfindlicher werden und der Insulinbedarf sinkt, nimmt dann die Unterzuckerungsgefahr zu. Danach steigt die Insulinresistenz wieder.

So enge Bereiche sind nur mit häufigen Blutzuckerkontrollen einhaltbar, sagte Sorger bei einem Symposium von Lilly in Bonn. Acht bis zehn Mal täglich messen die Frauen. Die Werte besprechen sie in Abständen von ein bis drei Wochen mit ihrem Diabetologen, um schnelle Therapieanpassungen zu ermöglichen. HbA1c-Messungen erfolgen alle vier Wochen; der Wert sollte unter sechs Prozent bleiben.

Erforderlich ist dafür eine intensivierte Insulintherapie oder eine Insulinpumpe. Für die Behandlung können konventionelle Normal- und Basalinsuline eingesetzt werden. Außerdem das kurzwirksame Insulin-Analogon lispro (Humalog®): Die europäische Zulassungsbehörde EMEA stellte fest, daß dafür genügend retrospektive Studien und Fallbeobachtungen vorliegen. Schäden wurden bisher weder bei den Müttern noch beim Nachwuchs festgestellt.

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