Mikrobiom

Butyrat-bildende Darmbakterien identifiziert

Butyrat-produzierende Darmbakterien haben Einfluss auf die Gesundheit. Forscher sind ihnen nun auf die Spur gekommen.

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BRAUNSCHWEIG. Die kurzkettige Fettsäure Butyrat wird von Darmbakterien gebildet und ist die Hauptenergiequelle der Darmzellen. Daneben steuert Butyrat auch die immunologischen Abwehrkräfte des Darms und beeinflusst verschiedene Stoffwechselwege im ganzen Körper, zum Beispiel in der Leber oder im Gehirn.

Ein chronischer Mangel an Butyrat steht in Verbindung mit Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes, Adipositas oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Zudem erhöht ein Mangel das Risiko von Infektionskrankheiten im Darm.

Forscher des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) sind den Butyrat-produzierenden Darmbakterien nun auf die Spur gekommen. Bei ihren Untersuchungen stellte das Team um Dr. Marius Vital fest, dass im Durchschnitt über 20 verschiedene Butyrat-bildende Arten im Darm einer Person zu finden sind, die sich Umweltbedingungen gezielt anpassen können (mSystems 2017; doi: 10.1128/mSystems.00130-17).

Weitreichende Folgen eines Butyratmangels

Des Weiteren habe die Analyse bestätigt, dass ein Mangel an Butyrat-bildenden Bakterien mit diversen Volkskrankheiten wie Diabetes, Atherosklerose oder Fettleibigkeit in Verbindung stehen, berichtet das HZI.

Insgesamt analysierten die Forscher 2387 Transkriptom-Proben. Für die Datenanalyse kombinierten sie Informationen aus verschiedenen öffentlich verfügbaren Datensätzen von Patienten mit unterschiedlichen Erkrankungen wie Diabetes, Adipositas oder Leberzirrhose. So konnten sie ökologische Schlüsselmerkmale dieser funktionellen Bakteriengemeinschaft identifizieren.

"Die Butyrat-produzierende Gemeinschaft im Darm besteht aus vielen Bakterienstämmen und bildet eine biochemisch diverse Gruppe", wird Vital in der HZI-Mitteilung zitiert. Dabei seien viele Bakterienarten involviert, vor allem verschiedene Firmicutes und auch einige Bacteroidetes.

"Die große Artenvielfalt an Butyrat-bildenden Bakterien hilft, eine funktionelle Stabilität des Darmmikrobioms im Alltag zu erhalten und auch grobe Störungen wie eine Antibiotikabehandlung zu reduzieren", berichtet Vital.

Auch die Ernährung zeige einen Einfluss auf das Vorhandensein von Butyrat-bildenden Bakterien, die bei pflanzenhaltiger Ernährung zunehmen – im Vergleich zu einem übermäßigen Verzehr von fleischhaltigen Nahrungsmitteln.

Die Ergebnisse könnten künftig helfen, individuell angepasste Medikamente zu entwickeln, um eine funktionelle Dysbiose zu verhindern und damit das Auftreten von Krankheiten zu verringern, so das HZI. (eb/bae)

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