Haut und Haar altern bereits ab 30 Jahren

Hautverbesserungen sind ein Nebeneffekt des Hormonersatzes. Gegen die Haarveränderungen helfen topische Therapien.

Von Adela Žatecky Veröffentlicht:

BERN. Das größte nichtreproduktive Zielorgan für Östrogene ist die Haut mit ihren Anhangsgebilden. Veränderungen an Haut und Haaren zählen daher zu den typischen Begleiterscheinungen der Menopause. Die dermatologischen Veränderungen gehören zwar nicht zu den Indikationsgebieten der Hormonersatztherapie, werden durch diese aber dennoch positiv beeinflusst.

Androgenetische Alopezie manifestiert sich bei Frauen anders als bei Männern entlang des Scheitels. © Springer Medizin Verlag

Androgenetische Alopezie manifestiert sich bei Frauen anders als bei Männern entlang des Scheitels. © Springer Medizin Verlag

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Erst kommen die Falten, dann erschlafft die Haut

An der Haut setzt bereits ab einem Alter von etwa 30 Jahren eine zunehmende Faltenbildung ein, die durch Umweltfaktoren wie Rauchen und UV-Strahlung sowie auch durch intrinsische Faktoren beeinflusst wird. Zu dieser chronologischen Hautalterung kommt in den Wechseljahren noch die zunehmende Hauterschlaffung als Folge des perimenopausalen Östrogenmangels hinzu, berichten Dr. Ingrid Erika Ocon und Privatdozentin Dr. Petra Stute vom Inselspital Bern in der Zeitschrift "Gynäkologische Endokrinologie" (7, 2009, 253).

Zudem sind nach der Menopause die Lipidproduktion sowie die Proliferation von Keratinozyten rückläufig, und es kommt zu einer signifikanten Abnahme des Hautkollagens direkt nach der Menopause, was sich letztlich in einem Dünnerwerden der Haut widerspiegelt. Östrogene können diesen Trend durch eine Vermehrung des Hautkollagens verzögern, zudem verbessern sie die Synthese von Hyaluronsäure und fördern die Wasserretention.

Aufgrund dieser Östrogen-Abhängigkeit wirkt sich auch eine Hormonersatztherapie auf die im Zusammenhang mit dem Klimakterium eintretenden Hautveränderungen aus. Während sich aber die chronologische Hautalterung dadurch nicht beeinflussen lässt, können die Hautveränderungen, die auf einen Östrogenmangel zurückzuführen sind, sehr wohl gebessert werden: Die meisten klinischen Studien zeigen einen positiven Einfluss von topischen wie auch systemischen Östrogen-Therapien auf den Kollagen- und Wasserhaushalt der Haut. Allerdings werden systemische Östrogene in den aktuellen S3-Leitlinien zur Hormonersatztherapie nicht zur alleinigen Therapie von perimenopausalen Hautveränderungen empfohlen - hier wäre nach Einschätzung der Autoren eher die topische Östrogentherapie, zum Beispiel mit Östrogen-haltigen Cremes, indiziert.

Jede dritte Frau bekommt androgenetische Alopezie

Ähnlich verhält es sich mit der Therapie von Veränderungen des Haarwachstums. Die weitaus häufigste Störung im Alter ist hier bei beiden Geschlechtern die androgenetische Alopezie, doch während davon bis zum 80. Lebensjahr 80 Prozent der Männer betroffen sind, sind es bei den Frauen nur 30 Prozent. Auch die Verteilung des androgenetischen Haarausfalls unterscheidet sich: So lichtet sich das Kopfhaar bei betroffenen Frauen vorzugsweise entlang des Scheitels, ohne die bei Männern typische Abnahme an Schläfen und Hinterkopf. Als weitere Störung kann der androgen-abhängige Übergang kleiner, farbloser Vellushaare zu dunklen Terminalhaaren verstärkt werden, so dass bisher unauffällig behaarte Frauen in den Wechseljahren einen Hirsutismus entwickeln können.

Bislang unauffällig behaarte Frauen können in den Wechseljahren einen Hirsutismus entwickeln. © Springer Medizin Verlag

Bislang unauffällig behaarte Frauen können in den Wechseljahren einen Hirsutismus entwickeln. © Springer Medizin Verlag

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Primär wird lokal behandelt

Für beide Störungen der Haarbildung stehen in erster Linie topische Therapien zur Verfügung. So sollten Patientinnen mit androgenetischer Alopezie primär lokal mit zweiprozentiger Minoxidil-Lösung oder alternativ mit Alfatradiol behandelt werden. Nur wenn gleichzeitig weitere klimakterische Symptome gelindert werden sollen, ist die systemische Hormonersatztherapie sinnvoll. Weiterhin wird die orale Gabe von Biotin 5 mg/Tag und Zinkorotat 20mg/Tag empfohlen. Als wirksamste topische Therapie bei Hirsutismus gilt nach Angaben der Autoren Eflornithin 11,5% Creme. Eflornithin hemmt irreversibel ein an der Haarschaftbildung beteiligtes Enzym, wodurch das Wachstum der unerwünschten Terminalhaare gemildert, aber nicht völlig verhindert wird. Diese Wirkung hält nur bis zu zwei Monate nach Ende der Anwendung an. Als systemische Therapieansätze kommen steroidale DHT-Rezeptor-Blocker wie Cyproteronacetat, Chlormadinonacetat, Dienogest und Drospirenon allein oder mit Östrogen. Eine Option sind nichtsteroidale DHT-Rezeptor-Blocker wie Spironolacton und Flutamid sowie der 5a-Reduktase-Hemmer Finasterid. Sie sind aber bei Hirsutismus nicht zugelassen. Zudem können Epilierungen durch Dermatologen helfen.

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