Herzstillstand nach Op

Länger leben nach der Reanimation

Patienten mit einem Herstillstand nach einer Op haben keine rosigen Aussichten - die meisten überleben die ersten 30 Tage nicht. US-Kollegen haben jetzt die Risikofaktoren unter die Lupe genommen.

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Offenbar keine Patientenverfügung.

Offenbar keine Patientenverfügung.

© Mathias Ernert

PALO ALTO. Rund zwei Drittel der chirurgischen Patienten mit Herz-Kreislauf-Stillstand leben nach der kardiopulmonalen Reanimation (CPR) maximal noch 30 Tage, jeder zweite verstirbt noch am gleichen Tag.

Häufig sind im Vorfeld Komplikationen aufgetreten. Besonders verhängnisvoll wirken sich diese aus, wenn sie sich am Tag vor dem Stillstand ereignet haben. Könnte mehr Aufmerksamkeit Leben retten?

Im Rahmen einer retrospektiven Kohortenstudie untersuchten US-Wissenschaftler das Schicksal von 6382 chirurgischen Nicht-Traumapatienten, die wegen eines Herz-Kreislauf-Stillstands während oder nach der Operation wiederbelebt werden mussten.

Grundlage der Untersuchung waren Daten des American College of Surgeons-National Quality Improvement Program (ACS-NSQIP) aus den Jahren 2005 bis 2010 (JAMA Surg 2013; 148(1): 14).

Die Reanimierten waren im Durchschnitt rund 68 Jahre alt. Damit lagen sie weit über dem allgemeinen Schnitt der chirurgischen Patienten von 56 Jahren. Zudem brachten sie deutlich mehr Vorbelastungen mit, wie etwa fünf Komorbiditäten gegenüber zwei in der gesamten Gruppe.

Herzstillstände meist erst nach der Op

Die Gesamtinzidenz für die Notwendigkeit einer CPR lag durchschnittlich bei einem je 203 Patienten, hing allerdings stark von der Art des Eingriffs ab.

Während etwa bei Herzoperationen einer von 33 Patienten einen Herz-Kreislauf-Stillstand erlitt, lag die Quote in der Allgemeinchirurgie bei 1:258. Zudem erhöhte sich das CPR-Risiko mit der Zahl der Komorbiditäten (keine: 1:2174; eine: 1:699; zwei oder mehr: 1:95).

Die meisten Stillstände ereigneten sich postoperativ (86 Prozent), bei jedem zweiten dieser Patienten innerhalb von fünf Tagen.

Die postoperative 30-Tages-Mortalität aller Patienten lag bei 1,7 Prozent. Nach CPR erreichte die Sterblichkeit am Tag der Reanimation bereits rund 52 Prozent und kletterte nach 30 Tagen je nach Op-Indikation und der Zahl der Komorbiditäten bis auf rund 72 Prozent.

Bei drei von vier CPR-Patienten traten Komplikationen (Sepsis, Atemprobleme, größerer Blutverlust, verschlechterte Nierenfunktion) auf, meist vor dem Stillstand oder am selben Tag. Die schlechteste Prognose hatten dabei Patienten, deren Komplikationen einen Tag vor der CPR aufgetreten waren.

Im Fall einer Sepsis etwa starben doppelt so viele Patienten wie in der Gruppe derer, die die Komplikation erst nach der Reanimation erlebten.

In der multivariaten Analyse waren neben dem postoperativen Stillstand folgende unabhängige Faktoren mit einer höheren 30-Tages-Mortalität assoziiert: höheres Alter, ASA-Klassifikation 3-5, Patientenverfügung zum Verzicht auf Wiederbelebung, COPD, präoperatives Koma, präoperative Verschlechterung der Nierenfunktion, ausgebreiteter maligner Tumor sowie eine präoperative Sepsis.

Nur 19,2 Prozent der CPR-Patienten konnten bis zum 30. postoperativen Tag entlassen werden, weitere 9,2 Prozent waren zwar am Leben, mussten aber weiterhin stationär betreut werden.

Für die schlechten Überlebensraten nach der Reanimation werden unter anderem die häufigen Komplikationen im Vorfeld der Operation verantwortlich gemacht.

Präventive Maßnahmen, das frühzeitige Erkennen aufziehender Probleme oder eine aggressive Therapie, so die Autoren, könnten die Überlebensrate reanimierter Patienten eventuell verbessern.

Möglicherweise werde damit sogar erreicht, dass weniger Patienten nach einem chirurgischen Eingriff überhaupt einen Herz-Kreislauf-Stillstand erleiden. (St)

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