Komplizierte Verläufe

MRT gibt Aufschluss über Myokarditis-Risiken

Wie kann eine MRT-Untersuchung schon bei Verdacht auf Herzmuskelentzündung zeigen, ob ein komplizierter Verlauf der Erkrankung wahrscheinlich ist? Antwort auf diese Frage gibt eine aktuelle Studie.

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STUTTGART. In einer aktuellen Studie, die im "Journal of Cardiovascular Magnetic Resonance" erschienen ist, konnten Forscher vom Robert-Bosch-Krankenhaus (RBK) in Stuttgart unter der Leitung von Professor Heiko Mahrholdt, Oberarzt der Abteilung für Kardiologie am RBK, zeigen dass eine MRT-Untersuchung wertvolle Informationen über Risiken bei klinischem Verdacht auf eine Herzmuskelentzündung liefern kann.

Eine Herzmuskelentzündung ist eine häufige Erkrankung, die zu einer dauerhaften Herzschwäche sowie zum plötzlichen Herztod führen kann, erinnert das RBK in einer Mitteilung. Bei bis zu zehn Prozent aller Personen, die einen plötzlichen Herztod erlitten, wird bei der Obduktion eine Herzmuskelentzündung festgestellt.

"Das Hauptproblem ist, dass es sehr schwierig ist, unter den Patienten, die sich mit den klinischen Beschwerden einer möglichen Herzmuskelentzündung in unserer Abteilung vorstellen die Personen mit einem niedrigen Risiko für einen komplizierten Verlauf von denen mit einem erhöhten Risiko für einen komplizierten Verlauf zu unterscheiden", wird Professor Mahrholdt in der Mitteilung zitiert.

Während bei Patienten mit niedrigem Risiko vor allem die Linderung der durch die Beschwerden verursachten Ängste wichtig ist, kann bei Patienten mit erhöhtem Risiko der Verlauf durch engmaschige Kontrollen und medikamentöse Behandlung günstig beeinflusst werden.

In ihrer Studie konnten die RBK-Kardiologen nachweisen, dass Patienten mit Verdacht auf Herzmuskelentzündung, bei denen ein kardiales MRT keine Auffälligkeiten zeigte, in den folgenden Jahren unabhängig von der subjektiven Schwere der klinischen Beschwerden nur sehr selten komplizierte Verläufe wie eine stationäre Aufnahme wegen Herzschwäche erlitten. Ein plötzlicher Herztod trat in der Patientengruppe mit unauffälligem MRT nicht auf.

Umfangreiche Studie über vier Jahre

Komplizierte Verläufe wurden praktisch nur bei Patienten mit abnormalem MRT, also zum Beispiel Kontrastmittelanreicherung im Herzmuskel oder einer eingeschränkten Pumpfunktion beobachtet.

So kann mithilfe einer frühen MRT-Untersuchung erkannt werden, ob für einen Patienten ein erhöhtes Risiko besteht und eine entsprechende Therapie begonnen werden sollte.

Da ein unauffälliges MRT eine ausgezeichnete Prognose hat, kann das MRT bei diesen Patienten einen schnelleren und angstfreien Wiedereinstieg in ihren normalen Alltag ermöglichen.

"Die Studie ist die mit Abstand größte bisher durchgeführte Untersuchung zu diesem Thema", erklärt Dr. Simon Greulich, Facharzt der Abteilung für Kardiologie und einer der Autoren.

"Wir konnten 405 Personen über einen durchschnittlichen Zeitraum von mehr als vier Jahren begleiten. Das macht unsere Erkenntnisse sehr aussagekräftig und ist ein wichtiger Schritt hin zur zukünftigen regelhaften Anwendung von MRT-Untersuchungen bei Verdacht auf Herzmuskelentzündung", so Dr. Greulich.

"Eine Biopsie, die Entnahme von Gewebe aus dem Herzmuskel, ist zwar immer noch die einzige Methode, um eine Herzmuskelentzündung definitiv zu diagnostizieren, trotzdem kann eine MRT-Untersuchung bereits jetzt oftmals den invasiven Eingriff vermeiden, da sie schon bei Verdacht auf die Erkrankung wertvolle Informationen zur individuellen Risikobewertung jedes einzelnen Patienten liefert", macht Dr. Greulich deutlich. (eb)

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