Ungesundes Trio

Hypertonie, Sport und ungewohnte Bergluft

Innerhalb eines Tages von Meeresspiegelniveau auf 3000 Meter Höhe: Da schlägt bei Patienten mit milder Hypertonie der Blutdruck Kapriolen. Eine Kombi aus langwirksamem Kalziumantagonisten und langwirksamem Angiotensinrezeptor-Blocker wirkt dem entgegen.

Von Dr. Dagmar Kraus Veröffentlicht:

MAILAND. Bergsport und Bluthochdruck ist eine denkbar schlechte Kombination, wie die aktuelle doppelblinde placebokontrollierte Studie HIGHCARE-ANDES drastisch vor Augen führt (J Amer Coll Cardiol 2015; 66: 2806-7).

Der italienische Kardiologe Sergio Caravita vom St. Luca-Krankenhaus in Mailand und seine Kollegen haben bei 55 Probanden mit milder Hypertonie geprüft, wie sich die Blutdruckwerte bei Anstrengung in großer Höhe verändern und wie eine antihypertensive Kombitherapie (Telmisartan 80 mg/Nifedipin 30 mg) das Blutdruckprofil beeinflusst.

Die Kardiologen haben dazu die Probanden in zwei Gruppen randomisiert. Die einen waren mit der Kombination aus Angiotensinrezeptor-Blocker plus Kalziumkanalblocker behandelt worden, die anderen mit Placebo.

Sechs Wochen nach Therapiebeginn wurde zunächst auf Meeresspiegelniveau, ein Tag später auf 3260 Metern Höhe eine Fahrradergometrie durchgeführt, bei der die Belastung in 30-Watt-Schritten bis auf 120 Watt gesteigert wurde. Der Blutdruck wurde zu Beginn und nach jeder Belastungssteigerung über eine Blutdruckmanschette am Oberarm gemessen.

Messung auf dem Berg

In beiden Gruppen lagen die auf dem Berg gemessenen systolischen Blutdruckwerte zu jedem Messzeitpunkt höher als die auf Meereshöhe registrierten. Gleichzeitig war der systolische Blutdruck unter Verum stets niedriger als unter Placebo. Der diastolische Druck dagegen fiel auf 3260 Metern nur vor Anstrengung und in der Aufwärmphase höher aus.

Im Vergleich zum Meeresspiegelniveau sank auf dem Berg der maximale Sauerstoffverbrauch um 12 Prozent von 25,2 ± 5,0 ml/kg/min auf 22,1 ± 3,4 ml/kg/min und die erreichte maximale Belastung um 14 Prozent von 130 ± 39 Watt auf 111 ± 30 Watt (p < 0,001) unabhängig von Placebo- oder Verumgabe.

Die bei maximaler Belastung gemessenen Blutdruckwerte unterschieden sich zwar nicht signifikant. Berücksichtigt man jedoch die Tatsache, dass in großer Höhe die maximale körperliche Belastbarkeit deutlich geringer war als im Tal, und nimmt man den Blutdruck als Ausdruck des individuellen Sauerstoffverbrauchs, fiel die Blutdruckreaktion bei Anstrengung in über 3000 Metern Höhe deutlich stärker aus als auf Meeresspiegelniveau (p < 0,001).

Forscher mussten abbrechen

Bei 14 Studienteilnehmern stiegen die Blutdruckwerte sogar so stark, dass die Belastung abgebrochen werden musste.

Das war in großer Höhe deutlich häufiger der Fall als im Tal (zehnmal vs. viermal) und betraf mehr Placebo- als Verumprobanden (zehn vs. vier). Bei zwei Teilnehmern - einer aus jeder Gruppe - stoppten Zeichen einer belastungsinduzierten Ischämie die Fahrradergometrie frühzeitig.

Nach Ansicht der Studienautoren birgt die überschießende Blutdruckreaktion bei Patienten mit milder Hypertonie in großer Höhe ein beträchtliches gesundheitliches Risiko.

Allerdings ließe sich dieser überschießende Blutdruckanstieg mit der Kombi aus langwirksamen Kalziumkanalblocker und langwirksamen Angiotensinrezeptor-Blocker effektiv und sicher verringern, ohne die Leistungsfähigkeit einzuschränken.

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