Leitlinien

Blutdruckkontrolle auch bei Kindern!

Veröffentlicht:

HEIDELBERG. "Jedes vierte Kind mit Fettleibigkeit leidet unter Bluthochdruck", erinnert Professor Elke Wühl vom Uniklinikum Heidelberg, Mitglied der Kommission Hypertonie bei Kindern und Jugendlichen der Hochdruckliga in einer Mitteilung der Deutschen Hochdruckliga (DHL). Bei übergewichtigen Kindern seien es etwa sieben Prozent. Aber auch normalgewichtige Kinder können an Hypertonie erkranken. Die European Society of Hypertension (ESH) hat deshalb 2016 ihre Leitlinien zur Therapie von Hochdruckerkrankungen bei Kindern und Jugendlichen überarbeitet (Journal of Hypertension 2016; 34: 1887-920). Bekräftigt wird die Forderung, dass Kinderärzte und Hausärzte den Blutdruck bei allen Kindern und Jugendlichen kontrollieren sollen. "Ab dem 3. Lebensjahr sollte dies bei jeder ärztlichen Vorstellung erfolgen", so Wühl. Bei jüngeren Kindern sei eine Blutdruckmessung in der Regel nur bei Risikofaktoren, zum Beispiel nach Frühgeburt oder bei angeborenen Herzerkrankungen und Nierenerkrankungen notwendig.

Die Diagnose eines Bluthochdrucks bei Kindern und Jugendlichen ist bekannterweise nicht einfach. Der Kinderarzt benötigt spezielle Blutdruckmanschetten, deren Breite und Länge dem Oberarm der Kinder angepasst sein muss. Der Blutdruck ist bei Kindern und Jugendlichen niedriger als bei Erwachsenen. Wühl erläutert: "Ein Wert von 120 / 80 mmHg, der für Erwachsene optimal ist, ist bei einem 12-Jährigen gerade noch normal, bei einem 6-Jährigen zu hoch, bei einem 3-Jährigen ist es eine schwere Hypertonie und bei einem Neugeborenen ein Notfall." Die Leitlinie der ESH enthält deshalb Tafeln, die die Blutdruckgrenzen für die verschiedenen Lebensalter anzeigen. Ab dem 16. Lebensjahr gelten dann die Empfehlungen für Erwachsene, bei denen die Obergrenze bei 140 / 90 mmHg liegt.

Die Behandlung erfolgt bei übergewichtigen Kindern zunächst durch eine Änderung des Lebensstils. Das Ziel ist eine Gewichtsabnahme um ein bis zwei Kilo im Monat. Dies bedeutet mehr Sport und eine gesunde Ernährung. Wühl erklärt: "Die Kinder müssen auf übermäßigen Zuckerkonsum und Softdrinks verzichten sowie die Zufuhr von Fett und Salz einschränken." Empfohlen werden reichlich Früchte, Gemüse, und Ballaststoffe. Dazu kommen mindestens 60 Minuten am Tag Sport. Außerhalb der Schule sollten die Kinder weniger als zwei Stunden am Tag sitzend verbringen.

"Wenn die Kinder abnehmen und Sport treiben, normalisiert sich in der Regel auch der Blutdruck", berichtet Wühl in der Mitteilung der DHL. Gelingt dies nicht, sollten die Ärzte sich jedoch nicht scheuen, Arzneimittel zu verordnen. Die meisten Hochdruckmedikamente seien gut verträglich und bei Kindern und Jugendlichen ebenso effektiv wie bei Erwachsenen. Wird der Blutdruck nicht kontrolliert, drohen bereits im Jugendalter erste Folgeschäden. Dass sich ein Bluthochdruck mit der Zeit auswächst, ist selten. "Blutdruckveränderungen bei Heranwachsenden setzen sich ins Erwachsenenalter fort", sagt Wühl.(eb)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Synergistischer Effekt

Hypertonie verschlimmert wohl metabolische Fettleber

Das könnte Sie auch interessieren
PAP senkt Mortalität signifikant

© ResMed

Lancet: Neue Meta-Analyse

PAP senkt Mortalität signifikant

Anzeige | ResMed Germany Inc.
Wie UKPS den Weg zurück in die Therapie öffnet

© ResMed

PAP scheitert oft

Wie UKPS den Weg zurück in die Therapie öffnet

Anzeige | ResMed Germany Inc.
Schlafstörungen als Warnsignal

© shapecharge | iStock

Früherkennung Demenz

Schlafstörungen als Warnsignal

Anzeige | ResMed Germany Inc.
Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

© DG FotoStock / shutterstock

Update

Neue Podcast-Folgen

Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Junge Frau spricht mit einer Freundin im Bus

© skynesher | E+ | Geytty Images

Update

Impflücken bei Chronikern

Chronisch krank? Grippeimpfung kann Leben retten

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Rett-Syndrom: früh diagnostizieren, Betroffene bestmöglich fördern und Familien entlasten

© Olia / Generated with AI / stock.adobe.com

Neurologische Entwicklungsstörung

Rett-Syndrom: früh diagnostizieren, Betroffene bestmöglich fördern und Familien entlasten

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Acadia Pharmaceuticals (Germany) GmbH, München
Abb. 1: Phenylketonurie – Phenylalanin-Zielwerte und Monitoring während der Lebensphasen

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [2, 3]

Enzymersatztherapie der Phenylketonurie

Pegvaliase: anhaltendes Ansprechen, flexiblere Ernährung

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: BioMarin Deutschland GmbH, Kronberg am Taunus
Kardiologie und Hausärzteschaft im Dialog

© Springer Medizin Verlag

Kardiologie und Hausärzteschaft im Dialog

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Puren Pharma GmbH & Co. KG, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Willkommenskultur

Neu im Team? Was Praxen beim Onboarding beachten sollten

Interview mit Leitlinien-Koordinator

Gonarthrose-Therapie: „Nur wenige Maßnahmen wirken“

Lesetipps
Der Rücken eines Mannes mit Gürtelrose zeigt Vesikel.

© Chinamon / stock.adobe.com

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung

Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren