KHK

Bewegung statt Antidepressivum

Regelmäßiges Bewegungstraining ist möglicherweise ein wirksames Mittel gegen depressive Symptome bei KHK-Patienten. In einer neuen Studie war dessen Wirksamkeit sogar mit der eines Antidepressivums vergleichbar.

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Nordic Walking: Aerobes Bewegungstraining kann bei KHK gegen Depressionssymptome helfen.

Nordic Walking: Aerobes Bewegungstraining kann bei KHK gegen Depressionssymptome helfen.

© Klaro

DURHAM (ob). Kardiovaskuläre Erkrankungen und Depressionen stehen in einer Wechselbeziehung. Epidemiologische Studie haben gezeigt, dass Patienten mit Depressionen ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko haben, Faktum ist aber auch, dass Depressionen bei Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen häufiger vorkommen als bei Herzgesunden.

Die Fachgesellschaft American Heart Association (AHA) empfiehlt deshalb, Patienten mit Koronarer Herzkrankheit (KHK) gezielt auf eventuell bestehende Depressionen hin zu untersuchen.

Diese Empfehlung ist aber nicht auf ungeteilte Zustimmung gestoßen. Kritiker verwiesen unter anderem auf einen Mangel an überzeugenden Belegen für den Nutzen einer antidepressiven Behandlung bei Herzkranken.

Diesen lückenhaften Erkenntnisstand wollte eine Arbeitsgruppe um Dr. James A. Blumenthal mit der jetzt publizierten UPBEAT-Studie verbessern (JACC 2012; online 1. August). Das Akronym steht für: Understanding the Prognostic Benefits of Exercise and Antidepressant Therapy.

Signifikante Verbesserung bei beiden Therapien

Für diese Studie sind 101 KHK-Patienten mit Anzeichen für eine Depression (BDI-Score = 7) ausgewählt und randomisiert drei Gruppen zugeteilt.

Zuvor war bei allen Teilnehmern mittels strukturiertem Interview und Hamilton Depression Rating Scale (HAM-D) der Schweregrad der depressiven Symptome bestimmt worden.

Patienten der ersten Gruppe absolvierten in den folgenden vier Monaten regelmäßig ein aerobes Bewegungstraining in der Gruppe, bestehend aus drei Einheiten pro Woche.

Patienten der zweiten Gruppe nahmen in dieser Zeit statt dessen das Antidepressivum Sertralin (50-200 mg/Tag) ein, Patienten der dritten Gruppe erhielten alternativ Placebo.

Nach vier Monaten waren in allen drei Gruppen Verbesserungen des HAM-D-Scores zu verzeichnen, die allerdings unterschiedlich ausgeprägt waren.

Sowohl in der Gruppe mit Bewegungstraining (- 7,5) als auch in der Gruppe mit antidepressiver Medikation (- 8,4) war die im Score sich widerspiegelnde Verbesserung der depressiven Symptome signifikant stärker als in der Placebo-Gruppe (- 4,5). Der Unterschied zwischen Trainings- und Sertralin-Gruppe war nicht signifikant.

Ergebnisse nicht generalisierbar?

Eine leichte Abnahme der Herzfrequenzvariabilität in der Trainings- und Sertralin-Gruppe werten die Autoren als möglichen Fingerzeig, dass sich eine antidepressive Therapie bei KHK-Patienten auch prognostisch günstig auswirken könnte.

In einem begleitenden Editorial weist allerdings Dr. Alan Rozanski aus New York auch auf Limitierungen der Studie hin. Er bezweifelt vor allem, dass ihre Ergebnisse generalisierbar sind.

Die freiwillige Teilnahme am Bewegungstraining habe wohl für eine positive Selektion von relativ motivierten und kooperativen Patienten geführt.

Als "atypisch" bezeichnet er die nahezu 100-prozentige Patientencompliance sowohl in der Trainings- als auch Sertralin-Gruppe. Zudem spiegelten die Ergebnisse die Erfahrungen an einem einzigen Zentrum wider.

Erforderlich seien nun multizentrische Studien zur Überprüfung der Ergebnisse bei einer breiteren Patientenpopulation.

Rozanski erwähnt auch, dass das Bewegungstraining nicht als Einzeltraining, sondern in der Gruppe stattgefunden habe. Möglich sei, dass deshalb nicht allein die körperliche Bewegung, sondern noch andere für die Psyche relevante Kräfte Wirkung gezeigt haben.

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