HINTERGRUND

Superschnelles CT macht sichtbar, ob Hirngewebe in Schlaganfall-Arealen durch Lyse noch zu retten ist

Philipp Grätzel von GrätzVon Philipp Grätzel von Grätz Veröffentlicht:

Computer- oder Magnetresonanz-Tomographie (CT oder MRT), was ist das Beste für die Schlaganfalldiagnostik? Moderne CT-Geräte, die Messungen der Hirndurchblutung in Sekundenschnelle ermöglichen, nehmen der MRT jetzt wieder Boden ab.

Bei Patienten mit Schlaganfall sind CT-Aufnahmen in den allermeisten Kliniken Standard, wenn eine Blutung ausgeschlossen werden soll. In neurologischen Schwerpunktkliniken wurde in den letzten Jahren allerdings zunehmend die MRT eingesetzt: Mit modernen Algorithmen ist die Diagnose einer Blutung ähnlich sicher und ähnlich einfach wie bei der CT.

Bei Infarkt geht es um das Gewebe, was noch zu retten ist

Zusätzlich kann in der MRT aber auch noch die Penumbra sichtbar gemacht werden, also der Teil des Hirngewebes, der beim ischämischen Infarkt zwar von der Zirkulation abgeschnitten wurde, der aber noch nicht nekrotisch ist. Diese Hirnareale sind durch eine schnelle Lyse unter Umständen noch zu retten. In einigen Zentren wird deswegen heute auch jenseits des klassischen Dreistundenfensters eine Lyse gemacht, wenn im MRT eine ausgeprägte Penumbra nachgewiesen wird.

Bisher mußte die CT hier passen: "So gut sie geeignet ist, Hirnblutungen auszuschließen, so wenig hilfreich ist sie bei der Bewertung ischämischer Veränderungen", sagt etwa Dr. Jochen Fiebach von der Universität Heidelberg (die "Ärzte Zeitung" berichtete). Mit ultraschnellen CT-Geräten allerdings könnte sich das jetzt wieder ändern, denn mit ihnen ist jetzt auch die Penumbra sichtbar.

Dr. Ernst Malzfeldt vom Allgemeinen Krankenhaus Hamburg-Altona (AKA) kann seit neuestem mit einem 40-Schicht-Scanner von Philips arbeiten, den es bisher nur in zwei Kliniken in Deutschland gibt. Mit dem Gerät kann die Hirndurchblutung innerhalb von Sekunden untersucht werden.

Zwar lassen sich in der CT Gefäße und damit auch Gefäßabbrüche als Zeichen eines ischämischen Infarktes darstellen. Solche CT-Angiographien sind auch mit langsameren CT-Geräten möglich. "Neu ist aber, daß wir jetzt auch die Durchblutung messen können, weil die Aufnahmegeschwindigkeit dafür schnell genug ist", so Malzfeldt.

Im Infarktareal steht die Durchblutung still, was farblich gut darstellbar ist. Wird aber nicht nur die "mean transit time" gemessen, also die mittlere Zeit, die ein Kontrastmittelbolus braucht, um das Gewebe zu durchfließen, sondern auch noch das zerebrale Blutvolumen, dann kann das infarzierte Areal weiter aufgegliedert werden: In der bereits nekrotischen Region gibt es fast kein Blut mehr in den Gefäßen, weil schon eine Diffusionsstörung vorliegt, die Gefäßwand also bereits leckt.

In weniger geschädigten, aber dennoch vom Blutfluß abgeschnittenen Regionen kann noch Blut im Gefäß nachgewiesen werden. Diese Zone entspricht der Penumbra, die in der MRT als Diffusions-Perfusions-Ungleichgewicht darstellbar und durch eine rasche Lyse eventuell noch zu retten ist.

Schnelle CT-Geräte kommen also wieder an die MRT heran. Malzfeldt begrüßt das, denn: "Die CT ist einfacher zu bedienen und auch nachts und am Wochenende problemlos einsetzbar". Bei der MRT sei das außerhalb von Schwerpunktzentren viel schwieriger zu organisieren.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Eine schwierige Entscheidung

Schlaganfall: Das sind Grenzfälle der Thrombolyse

Zusätzlich zu Arztneimitteln

Stumme Karotisstenose: Lohnt sich die Revaskularisation?

Das könnte Sie auch interessieren
PAP senkt Mortalität signifikant

© ResMed

Lancet: Neue Meta-Analyse

PAP senkt Mortalität signifikant

Anzeige | ResMed Germany Inc.
Wie UKPS den Weg zurück in die Therapie öffnet

© ResMed

PAP scheitert oft

Wie UKPS den Weg zurück in die Therapie öffnet

Anzeige | ResMed Germany Inc.
Schlafstörungen als Warnsignal

© shapecharge | iStock

Früherkennung Demenz

Schlafstörungen als Warnsignal

Anzeige | ResMed Germany Inc.
Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

© DG FotoStock / shutterstock

Update

Neue Podcast-Folgen

Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Junge Frau spricht mit einer Freundin im Bus

© skynesher | E+ | Geytty Images

Update

Impflücken bei Chronikern

Chronisch krank? Grippeimpfung kann Leben retten

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
7-Jahres-Daten belegen günstiges Nutzen-Risiko-Profil von Ofatumumab

© Vink Fan / stock.adobe.com

Aktive schubförmige Multiple Sklerose

7-Jahres-Daten belegen günstiges Nutzen-Risiko-Profil von Ofatumumab

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg

ADHS im Erwachsenenalter

Wechseljahre und ADHS: Einfluss hormoneller Veränderungen auf Symptomatik und Diagnose

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG, Iserlohn
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

Wie Ärzte in Stresssituationen richtig reagieren können

Verschmutzte Luft

Was Reinigungsmittel in der Lunge anrichten können

Krebs in Deutschland

Bei zwei Krebsarten nahm die Sterblichkeit am stärksten ab

Lesetipps
Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an

Eine junge Frau fasst sich an ihren schmerzenden Ellenbogen.

© Rabizo Anatolii / stock.adobe.com

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“