Fall-Kontrollstudie

Keim im Speichel riskant für Hirngefäße

Aggregatibacter actinomycemcomitans findet sich häufig bei aggressiven Parodontitisformen und schweren Gingiva-Entzündungen. Der Keim erhöht das Risiko für Schlaganfälle.

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DÜSSELDORF. Infektionen könnten Trigger für die Auslösung eines Schlaganfalls sein. Darauf weisen erhöhte Schlaganfallinzidenzen in den Wintermonaten hin, unterstützt von saisonal höheren Leukozytenwerten bei Aufnahme der Patienten in die Stroke Unit, erläuterte PD Dr. Frederick Palm, Klinikum Ludwigshafen.

Chronische Infektionen sollen nach dem Infectious-Burden-Konzept die Arteriosklerose begünstigen und so für das Schlaganfallrisiko relevant sein. Im Rahmen der Fall-Kontroll-Studie GENESIS mit 470 Patienten nach einem ischämischen Schlaganfall und 807 Kontrollen aus Ludwigshafen wurde auch der serologische Status bezüglich verschiedener chronischer Infektionen untersucht.

Signifikante Risikoerhöhung

Es zeigte sich - adjustiert um andere Einflussfaktoren wie Alter, Geschlecht, Bluthochdruck, Diabetes, Fettstoffwechselstörung, Rauchen - aber nur für den IgA-Titer gegen Aggregatibacter actinomycemcomitans (AA) eine signifikante Erhöhung des Schlaganfallrisikos (OR = 1,45).

Bei der Auswertung der Gesamt-IgA- und IgG-Last ergab sich immerhin eine Assoziation von hoher kumulativer IgA-Positivität und Makroangiopathien nach der TOAST-Klassifikation. Bei der Subgruppenanalyse bestätigte sich wiederum eine Assoziation von AA mit dem Risiko für Schlaganfälle aufgrund von Makroangiopathien.

Der gramnegative Keim AA findet sich häufig bei aggressiven Parodontitisformen und schweren Gingiva-Entzündungen. Daher wurden in der GENESIS-Studie auch Mundgesundheit und inflammatorische sowie infektiologische Marker aus Serum und Speichel von jeweils 100 Probanden aus jeder Gruppe ausgewertet. Das Ergebnis: Schlaganfallpatienten waren häufiger Träger von AA und anderen periodontopathischen Bakterien im Speichel.

Allerdings war eine periodontale Infektion mit lokaler Entzündung und Gewebedestruktion bei Kontrollen begleitet von Markern wie der Metallomatrixproteinase-8 (MMP-8) und Antikörpern gegen AA und P. gingivalis im Speichel und eine hohe PS-Aktivität im Serum häufiger.

Auf der anderen Seite hatten die Schlaganfallpatienten bereits mehr Zähne verloren und wiesen Zeichen einer weit fortgeschrittenen Periodontitis auf. "Wir sind bei den Schlaganfallpatienten mit den Analysen wahrscheinlich einfach 20 Jahre zu spät", vermutete Professor Pirko Pussinen, Universität Helsinki, Finnland, die die Ergebnisse beim 88. DGN-Kongress vorstellte. (fk)

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